Ein Krimi oder fünf zufällig beieinanderstehende Geschichten?
To get a Google translation use this link.
Heute wieder kein Anfang, sondern eine mögliche Fortsetzung zum zweiten Absatz des Krimis im Selbstbau-Format.
In der Wohnung sitzt er jetzt wieder allein. Noch immer ist er blaß, noch immer zittern seine Hände, steht ihm kalter Schweiß auf der Stirn. Er hofft darauf, daß die Wirkung der Bedarfsmedikation (Mirtazapin, ein Antidepressivum) schnell einsetzt. Im Moment könnte er sich durch nichts ablenken, denn es waren zu viele Informationen auf einmal auf ihn eingeprasselt: Zahlen, Adressen, Verträge, Mahngebühren, Verzugszinsen, Vollstreckungskosten, Haftbefehl. Zuviel für ihn. Schon ein einfacher Brief ist eine kaum zu bewältigende Bedrohung. Aber als vorhin zwei Polizisten, ein Schlosser und die Gerichtsvollzieherin seine Wohnungstür gewaltsam öffneten, plötzlich mitten in seiner privatesten Privatshäre standen … Da brach seine Fassade ein. Alles, was er mühsam aufrechterhalten hatte, fiel einfach so zusammen zu einem einzigen großen Trümmerberg. Vor ihm auf dem Tisch liegt jetzt ein Stapel Schriftstücke: Eidesstattliche Versicherungen, ein Vermögensverzeichnis, Vollstreckungsaufträge; seine Kontoauszüge, Leistungsbescheide und was nicht noch alles. Und am Fernseher klebt rechts unten in schlichtem weiß-rot ein Kuckuck, ein Pfandsiegel. Das hatte die Vollstreckerin, ohne eine Miene zu verziehen, auch auf andere Gegenstände geklebt, nachdem er die EV unterschrieben hatte und die Polizisten gegangen waren.
Noch weiß er nicht, wie sein Leben weitergehen soll. Er weiß nur, daß er zuwenige Tabletten zuhause hat. Lange sitzt er so da, am Tisch, verzweifelt, lebensmüde, in der Sinnlosigkeit seiner Existenz gefangen.
Einige Stunden später erinnert er sich an seine beste Freundin. Mit den letzten Cent Guthaben auf seinem Handy schreibt er ihr eine SMS: “Heute war Polizei und Gerichtsvollzieher bei mir. Keine Ahnung, wie’s jetzt weitergeht. Glaub, brauch Deine Hilfe.”
Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.
P.S.: Positiv am 7.Februar 2014 waren die Begleitung beim Jobcenter, die Jojo-Arbeit, der Buchfink.
Tageskarte 2014-02-08: Zwei der Schwerter.
© 2014 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 3.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
puh … heftig! hoffentlich wendet sich sein blatt!
gut nacht!
Leider kein Einzelfall mehr. Mittlerweile schon Standard in diesem, ihrem Lande. Das ist fast schon ein Tatsachenbericht aus Merkelland. 🙁
ein Stück Gruselalltag in dem doch mehr Menschen verfangen sind, als wir glauben oder wissen und nicht jeder und jede hat FreundInnen…
Ach, Emil, diese Geschichte, Rilke und In Extremo beim Buchfink, …
Sag mal, wo musstest du denn kurz vor dem Ende der Sendung hinflitzen? Ein Krimi war das!
Gruß aus der sonnigen Stadt gleich Nebenan.
Ich mußte die Macher der nach dem Buchfink laufenden Livesendung reinlassen & einweisen …
Das war also der durchdringende Klingelton. 🙂
Lieber Emil, du hattest alles richtig gut im Griff und eine hörenswerte Sendung gemacht. Ich freu mich auf die Nächste.
Boah, ein Leben am Wendepunkt.
Dramatik pur!
Ich leide mit ihm mit. Bin gespannt, ob er Hilfe bekommt.