Das ist der 15. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstützung benötigen, allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für alle Menschen und Tiere, vor allem für die, die Hoffnung und Trost brauchen.
Die Geschichte des Tisches und des darauf stehenden Leuchters.
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Er war rot. Auf einem runden Fuß ruhten zwei sich kreuzende Holzarme. Über dem Kreuzpunkt wuchs eine kleine, goldene Säule in die Höhe, auf der eine goldene Kugel und noch über ihr ein goldener Stern ruhten (bei der Großtante saß ganz oben ein Engelein). In der vier Enden der Arme finden sich Lichtertüllen mit Tropfenfängern. Vier dickere, kurze Kerzen wurden ihm aufgesteckt (und immer wieder erneuert). Rote Kerzen auf dem roten Adventsleuchter.
Dieser Leuchter war eine Konstante der Adventszeit bei meinen Eltern zuhause. Bis zum Jahr des Ungemachs. Es war der vierte Advent, nach dem Adventskaffee. Niemand hatte daran gedacht, die Kerzen zu löschen. Alle waren wir aus dem Wohnzimmer hinausgegangen, hatten in der Küche und sonstwo im Haus zu tun. Irgendwann roch mein Vater etwas. Die unbeobachtet herunterbrennenden Kerzen hatten die Fichtenzweige in Brand gesetzt, die Tischdecke brannte auch. Feuer in der Wohnung. Ich sah, wie Vater die Sofadecke von der Couch riß und auf die Flammen warf. Mit einem Kissen klopfte er dann auf die Decke, heftig, eine ganze Weile. Und dann war das Feuer aus.
Die Wohnung stank danach ein paar Tage nach Rauch. Dagegen kamen auch die Räucherkerzen, das Raumspray und der Rauchverzehrer nicht an. Wir hatten dennoch Glück im Unglück, brauchten keine Feuerwehr und hatten auch – ganz wichtig! – den Teppich nicht mit Löschwasser versaut. Der Leuchter, der rote, war nicht zu retten und wurde bei meinen Eltern auch nie durch einen gleichartigen oder ähnlichen ersetzt. Nie wieder blieb auch nur eine Kerze ungelöscht, wenn alle den Raum verließen.
Der Tisch mit den angekokelten Intarsien steht seit Jahren bei mir in der Wohnung. Auf ihm liegen in der Weihnachtszeit Tannen- oder Fichtenzweige, aber keine Tischdecke. In der Mitte steht seit ein paar Jahren ein Leuchter wie der, der damals verbrannte. Rot, vierarmig, mit Kugel und Stern in Gold. Allerdings sind heute Tüllen für Teelichte an den Enden. Die sehen nicht ganz so festlich aus wie die Adventskerzen, aber die Brandgefahr ist viel, viel geringer. Doch auch ich lösche alle Kerzen, wenn ich für mehr als zehn Minuten den Raum oder gar die Wohnung verlasse. Ich muß weiß Gott keinen zweiten Brand in einem Zimmer erleben.
Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Advents- und Weihnachtszeit.
P. S.: Zufrieden war ich gestern, am 21. Dezember 2024 mit den weggebrachten Büchern, mit dem erledigten Einkauf, mit den gelesenen Weihnachtsgeschichten (Fröhliche Weihnachten für freche Frauen).
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So etwas brennt sich ins Gedächtnis ein!
Einen entspannten vierten Adventssonntag und Frohe Weihnachten!
Ja, ist aber Nichterlebt, d.h. ziemlich frei erfunden …
Und danke, gleichfalls.