160–2024: Bilder

Etwas Zeit verschwendet der Fotograf dafür.

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Ich sehe mir Bilder von meiner Ex-Frau an, von meiner zweiten Ehe­frau. Nein, nicht was ihr denkt. Sie malt und collagiert und stellt ab und zu auch hier und da aus. Vor ein paar Wochen noch hab' ich überlegt, zu einer ihrer Vernissagen zu fahren – ich ließ es dann lieber bleiben. Unsere letzte Begegnung nach der Scheidung ist jetzt knapp 30 Jahre her … Sie malt, genau. Heute fanden sich auf ihrer Website wieder zwei neue Werke. In denen entdecke ich keine ganz offensichtlich religiöse Symbole, wie sie fast überall in ihrer Kunst zu sehen sind. Damals wollte sie nichts zu tun haben mit Kirche und Glauben und dem ganzen Drumherum, doch malt sie überwiegend so, als wäre sie eine missionierende Evangelikale. Ja, den Eindruck hatte und habe ich beim Betrachten vieler ihrer Bilder. Aber die beiden neuen: Kann es sein, daß sie einen Schritt weitergegangen ist in ihrer künstle­ri­schen Entwicklung, weg vom Plakativen, hin zum Subtilen? Ich weiß es nicht. Geblieben ist ihre Vorliebe für Pastellfarben, kräftige Töne finden sich nur punktuell. Und ihre Collagen bestehen zumeist aus Naturmaterialien (Blätter, Moos, Rinde, Steine, Federn, Samen usw. usf.), die sie auf einem ihrer Bilder arrangiert. Ich sah bei ihr ein Reh, das ganz und gar aus Bucheckern geformt war, einen Vogel aus ein paar Federn und einem Kiefernzapfen – jeden­falls sah ich diese Tiere in den von ihr geformten, gestalteten Figuren.

Oh nein, ich neide ihr ihren Erfolg nicht. Und was sie schafft, findet ja seine Liebhaberinnen und Liebhaber. Aber wenn ich als ihr Ex-Ehe­mann die Bilder meiner Ex-Ehefrau ansehe, dann stellen sich mir Fragen, auf die ich nie eine Antwort finden werden. Ob sie auch mit dieser Art Kunstschaffen begonnen hätte, wenn wir uns nicht getrennt hätten zum Beispiel. Ob ihre Themen andere wären. Ob sie irgendwann als Modell vor meiner Kamera gestanden hätte. Ob ich dann auch solche Bilder von ihr gemacht hätte (gewollt hab ich das schon, natürlich), hätte machen dürfen. Über all diese und noch viele Fragen mehr kann ich echt lange herumgrübeln, natürlich nur ergebnislos.

Es wird wohl Zeit, mir eine Kamera zu greifen und mich ins Leben draußen im Dorf zu begeben. Irgendetwas Ablichtenswertes finde ich bestimmt.

Ob sie sich auch meine Bilder auf meiner Website ansieht?

 

 

Erinnerung des Tages:
Ich fand heute Bilder wieder (sah sie mir wieder an), die ich hierzublog bei Bilderrätseln ver­wen­dete; unter den neben diesen entstandenen Fotos sind einige, die mich lächeln ließen.

 

Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.

Der Emil

 

P.S.: Zufrieden war ich am 8. Juni 2024 mit einer großen Schüssel grünen Salats, mit sortierten Bildern auf einer der externen Festplatten, ein gemachtes Schnäppchen.

© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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Eine Antwort zu 160–2024: Bilder

  1. Gudrun sagt:

    Vielleicht wäre es einfach eine Art Wertschätzung, wenn du zu einer Vernissage gehen würdest, ein Stücke Frieden und Normalität. Nein, bestimmte Dinge sind nicht rückgängig zu machen, aber darum geht es doch auch nicht.
    Meine Mutter hatte keine höhere Bildung, aber einen durchaus guten Menschenverstand. Auf Fragen wie „ Was wäre geworden, wenn wenn etwas anders verlaufen wäre?“, antwortete sie: „Es ist gut, wie es ist, auch wenn man den Sinn nicht gleich versteht.“
    Viele andere würden sich deine Bilder auch gerne ansehen. Davon bin ich überzeugt.

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