Nicht alles, was ich wollte, und doch mehr als ich wollte.
To get a Google translation use this link.
Ich war füher wach als geplant, dabei tatsächlich richtig ausgeschlafen. Und schon am Vormittag saß ich am Schreibplatz, hatte eine Stahlfeder im Federhalter in der Hand und schrieb. Schrieb mit blauer Tinte kleine Buchstaben lateinischer Schreibschrift in eine Kladde. Blaue Tinte und lateinische Buchstaben gehören auch zu den Erbkladden, aber für die schrieb ich heute nichts. Momentan bewerte ich die mehr als halbvolle Kladde als Fingerübung (ich weiß, das ist eine Untertreibung): Seit vielen Wochen nämlich schreibe ich an dem Ding herum, das da weiterwächst. Fingerübung nenne ich es, weil das kein Stoff ist, den ich jemals hier im Blog veröffentlichen wollte. Nein, es ist keine Autobiografie. Die ersten fünf Seiten im Format DIN A5 waren vor der Mittagszeit gefüllt. Dann stockte der Schreibfluß.
Von einer Szenerie überleiten zu eine anderen: Auch das schaffte ich dort bisher. Diesmal aber … Puh. Wie könnte ich nur? Was hilft den Protagonisten dabei? Soll ich ohne Übergang in die nächste Situation springen, so ungefähr: „Einige Zeit später, noch immer im Haus, aber in einem anderen Zimmer …”? Geht sowas? Sicher habe ich solches schon gelesen, aber kann ich damit arbeiten? Paßt mir das in den Lauf meiner Phantasie? In meine Sprache, die ich verwende? Oder sehe ich dann immerzu diese Fehlstelle?
Schmierzettel. Eine, zwei, drei Varianten für den Szenenwechsel. Eine vierte. Mir selbst laut vorlesend zwei davon wieder verwerfen. Schließlich schreibe ich eine ab von den Schmierzetteln in die Kladde. Plus zwei, also jetzt sieben Seiten. Ich mache eine Pause, erledige den Abwasch. Tauche in ein Buch ein. Ich gehe zurück an den Schreibplatz, lese, was ich heute schrieb. Streiche aus den letzten zwei Seiten ganze fünf Wörte heraus (dumme Wortwiederholungen wie „er ging die Treppe hinauf ging”). Denke kurz nach. Notiere ein paar Sätze in der Immerdabeikladde mit Stahlfeder und schwarzer Tinte, in Kurrent natürlich. Nehme dann wieder die andere Feder und die blaue Tinte und … Und schreibe einfach weiter. Denn die jetzt notierte Szene hatte ich ja schon fast fertig im Kopf, ehe ich mit der Überleitung begann. Ich vergesse über der Schreiberei sogar das Rauchen und die letzte Tasse Kaffee. Es werden weitere sechs dichtgedrängte Seiten fertig.
Ich bin es dann auch. Ich war es. Ferig. Geschafft. Das Verwunderlichste an dem Ganzen ist für mich noch immer, daß ich den unterbrochenen Schreibfluß bisher immer wieder aufnehmen konnte.
Ich machte mir eine gute Portion Kässpätzle, die machen mich schnell satt, halten bei mir aber nicht lange vor. Wahrscheinlich werde ich später noch Leberwurstbrote essen. Aber erst schreibe ich das hier nieder, übertrage es in den HTML-Editor, dann in meinen Blog. Was ich mir neben dem Abwasch für heute vorgenommen hatte, habe ich nicht erledigt. Aber dafür weitere 13 Seiten Geschriebenes und natürlich noch etwas in der Immerdabeikladde und diesen Text hier (auch etwas mehr als zwei Seiten), das liegt weit über dem Durchschnitt dessen, was ich schaffe.
Ich klopfe mir heute einfach mal selbst auf die Schulter.
Erinnerung des Tages:
Bei der Schreiberei hatte ich 35 Jahre alte SW-Fotos neben mir liegen.
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 26. Februar 2024 mit dem Geschriebenen, mit Kässpätzle, mit den guten Nachrichten vom Fliewatüüt.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
👍👍👍
Ich klopfe sinnbildlich mit auf deine Schulter: Fleißig, fleißig!
Grüße von Gerel