Zum Blück gibt es die Bibliothek.
To get a Google translation use this link.
Die Bibliothekarin sieht ihre Augen leuchten. Sie steht schon lange vor dem Regal mit den Kinderbüchern. Immer wieder hebt sie einen Arm, wie um nach einem Buch zu greifen. Und immer wieder ist da ein Zögern – und kurze Zeit später sinkt der Arm wieder hinab. Oh ja, helfen läßt sie sich gern. Für die oberen Regale ist sie nämlich etwas zu klein.
So nimmt die Bibliothekarin die gewünschten sechs Bücher aus dem Regal und trägt sie zum Tresen. Oft werden sie nicht ausgeliehen, die großformatigen Bände. Und während die Ausleihe verbucht wird, sagt die Achzigjährige: „Die ersten beiden hatte ich damals meinem jüngsten Sohn geschenkt. Ich mußte ihm noch daraus vorlesen, daher kann ich mich gut an sie erinnern. Aber die anderen vier Bücher, die kenne ich noch nicht. Und nun setzte ich mich zuhause hin und lese sie alle in der richtigen Reihenfolge. Das amerikanische Original hat mir bei weitem nicht so gut gefallen wie das, was Alexander Wolkow daraus gemacht hat.”
Und so packt die Frau mit ihren achzig Jahren jetzt ein: Der Zauberer der Smaragdenstadt, Der Schlaue Urfin und seine Holzsoldaten, Die sieben unterirdischen Könige, Der Feuergott der Marannen, Der gelbe Nebel, Das Geheimnis des verlassenen Schlosses. Die von anderen viel später geschriebenen Fortsetzungen oder Erweiterungen der Geschichte des Zauberlandes möchte sie nicht lesen, nur die von Alexander Wolkow verfaßten Teile. Die ist der festen Überzeugung, daß nicht eines der Bücher ihre Erwartungen enttäuscht.
Die Bibliothekarin sieht der Dame mit dem schweren Beutel hinterher, als die die Bücherei verläßt. Nächste Woche sollte sie die Wolkow-Bücher aus dem Bestand nehmen.
Erinnerung des Tages:
Im Volkshaus wurde der Jugendtanz mehrfach von einer Blaskapelle bespielt – und wir tanzten dazu auch auf den Tischen (1980 1981).
Mit einem Danke fürs Lesen schleiche ich mich davon.
P.S.: Zufrieden war ich am 8. Februar 2024 mit der abgegebenen Sendung, mit dem Gang über Markt und Hallmarkt, mit geschriebenem Text.
© 2024 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
eine schöne Geschichte. Bald werden solche Leserinnen noch rarer sein.
Ein Hoch auf meine Verwandtschaft in der DDR! Ich bekam als Kind die ersten beiden Bücher geschenkt und habe sie geliebt und immer für das Original gehalten. Mit dem Zauberer von Oz konnte ich dagegen nie was anfangen… (Muss doch glatt mal gucken, ob unsere Bücherei die etwa auch hat, also die Wolkow-Bücher! Bin zwar noch nicht 80, aber meine Exemplare sind längst nicht mehr vorhanden, leider. )
Hast Du die anderen vier auch gelesen, damals™?
Nein, ich wusste bis gestern nicht mal, dass es die gibt. Und heute kann ich nicht mal mehr fragen, wer mir diese Bücher geschickt hat…
Die Lieblingsbücher meines Sohnes. Er hat sie noch und mir haben Wolkows Bücher auch besser gefallen als die amerikanische Version. Erst Weihnachten hatten wir uns daran erinnert, wie es war, wenn der Sohn in diesen Büchern versank. Er müsse sie mal wieder lesen, meinte er, und dass es schöne Bücher gab. Eine Leseratte ist er noch immer.
und unsere Stadtbücherei kennt weder Wolkow noch seine Holzsoldaten 🙁
Uff.
Das ist schade. (Ich muß mal nachdenken. Fernleihe wird wohl zu teuer, denke ich.)