335 im #Advent 2023 – Die 1. Tür


Erwartung und Vorfreude.

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Das ist der 14. Adventskalender hier. Ich widme ihn allen, die krank sind oder Unterstüt­zung benötigen, und allen, die einsam oder allein sind. Möge allen Menschen eine im wahrsten Sinne des Wortes wunder­volle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen wieder für Menschen und Tiere, die Hoffnung und Trost brauchen.

 

 
Erwartung im Advent
 

Nun ist die Nacht gekommen,
die lange, dunkle Nacht.
Die Farben sind verschwommen,
die uns der Herbst gebracht.

Kahl sind die weiten Felder,
die Welt, sie schläft in Ruh.
Die stillgewordnen Wälder
deckt weißes Linnen zu.

Der Wind fährt durch die Zweige,
verweht das letzte Blatt.
Früh geht der Tag zur Neige,
der kaum begonnen hat.

Doch bald schon wird erglühen
der Freude heller Schein,
die Liebe still erblühen,
und Weihnacht wieder sein. —

Johannes Thiele: Weihnachtsgeschichten aus den Bergen. S. 54
© Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg 2004. ISBN 389897-039-6

 

 

[Johannes Thiele (∗ 1954) ist auch der Herausgeber dieser Anthologie. Es sind Texte enthalten, zu denen ein Autor genannt wird. Am Ende des Buches sind die zugehörigen Quellen aufgelistet. Da dieses Gedicht weder dort auftaucht noch mit einem Künstlernamen versehen ist, schlußfolgere ich, daß es von Johannes Thiele selbst geschrieben wurde.]

Ja, es beginnt im Advent wieder zu weihnachten. Und ich bin wieder auf der Suche nach Texten, die in in meinen Adventskalender packen kann. Natürlich ist mir bekannt, daß unter meinen Leser:inne:n einige sind, die mit Weinachten nichts (mehr) am Hut haben oder noch nie etwas mit Weihnachten anfangen konnten. Bei mir ist und bleibt es ein Erzgebirgisches Fest, weitab von der Institution Kirche, mit Bräuchen aus bergmännischer, regionaler Tradition. Ja, dazu gehören auch einige, die nicht ohne Kirche und allem Drumherum auskommen, stimmt. Aber vieles ist mittlerweile so säkularisiert (und zu meinem Leidwesen auch kommerzialisiert), daß die hinter dem Weihnachtsfest stehenden kirchlichen Erzählungen kaum noch eine oder gar keine Rolle mehr spielen. Manche der erzgebirgischen Weihnachtsbräuche haben von Anfang an überhaupt nichts mit der Religion zu tun gehabt – ich denke an die Schwibbogen – und wurden erst im Nachhinein umgestaltet und umgedeutet …

Meine Räuchermännchen und -häuschen verbreiten heimelige Düfte, meine Schwibbogen, Pyramiden und Leuchter spenden warmes – nicht buntes und blinkendes! – Licht. Auch der Adventsstern hängt leuchtend über mir. Jetzt ist meine liebste Zeit des Jahres. Selbst wenn ich ganz allein und einsam bin, ist und bleibt Weihnachten, die Advents- und Weihnachtszeit für mich das Schönste im Jahr. Denn: Da ist immer ein ganz klein wenig Vorfreude auf das, was in meiner Kinder- und Jugend- und in meiner frühen Elternzeit das Familienfest schlechthin war.

 

Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.

Der Emil

 

 

Womit ich heute zufrieden gewesen sein werde, kann ich erst morgen früh berichten.

© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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4 Antworten zu 335 im #Advent 2023 – Die 1. Tür

  1. Lin sagt:

    Vielen herzlichen Dank, lieber Emil, für das 1. Türchen!
    Lin

  2. Kai W. D. sagt:

    @deremil Eine schöne Tradition – bin gespannt!

  3. Flusskiesel sagt:

    Wie schön! Herzlichen Dank dafür!

  4. Lieber Emil,
    auch ich liebe die Weihnachtszeit, die für mich verbunden ist mit alten KindheitserINnerungen an eine Wunder-Zeit mit magischen Gefühlen.
    Ich lebte mit meiner Mutter allein in einer Zeit , in der das noch anders war als heute. Und sie verstand es obwohl finanzielle Mittel äußerst knapp waren, mit Geschichten, Basteleien, Plätzchen-Back-Tradition und Phantasien , die für mich als kleines Mädchen in ein Wunderland führten, die Weihnachtszeit zu einer magischen Zeit zu machen, in der die eine Kerze am 1. Advent eine warme Wunderzeit verheißen hat.
    Dieses kindlich einfache Gefühl zu Weihnachten hab ich mir in all den Jahrzehnten bewahren können und liebe immernoch Adventskalender, stimmungsvolle Bilder, Lieder und Geschichten…

    Daher danke ich dir herzlich für deinen berührenden Adventskalender, den ich eben entdeckt habe.
    Vielleicht hast du ja Lust, mich auch mal in meiner virtuellen Weihnachtswelt zu besuchen, ich lade dich herzlich ein
    in mein Weihnachtszufallskartenstübchen
    https://marina-kaiser.de/weihnachtsimpulse
    und auf meinen Adventskalender zu klicken,
    https://marina-kaiser.de/tagesimpulse
    Außerdem gibt es im Dezember an jedem der 24 Adventstage einen weihnachtlichen Artikel.

    Sei herzlich gegrüßt von Marina <3
    und meinem inneren Kind, der kleinen Ina 🙂

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