Geschriebenes, das nie jemand lesen dürfen sollte.
To get a Google translation use this link.
Nach über einer Woche Pause war heute wieder Alltag. Nicht einen Krümel Schnee gibt es hierzustadt.
So ganz nebenbei habe ich in diesen 10 Tagen knapp 70 Seiten handschriftlich in einer DIN A5 Kladde geschafft, die alle zu einem Text gehören, die der Anfang eines für mich sehr wichtigen, aber hier nicht herzeigbaren Textes sind. Ich weiß, daß der auf immer und ewig in meiner Schublade bzw. auf einem verschlüsselten Datenträger bleiben wird. Es wird also (nicht nur) einen geheimen Text von mir geben, und nie sollte jemand das lesen können. Die einzige Person mit solchen Texten bin ich garantiert nicht; ich vermute, daß viele Schreibende, viele Autor:inn:en Ähnliches haben. Oder irre ich mich da? Gibt es irgendwelche Geständnisse in den Kommentaren?
Kafka zum Beispiel wollte ja, daß keines seiner unveröffentlichten Manuskripte nach seinem Tod erhalten bleibt. Sie sollten von seinem Freund verbrannt werden. Ich vergleiche mich nur in einem mit Kafka: Auch ich habe nicht die Kraft und den Mut, von mir Geschriebenes selbst zu vernichten, selbst auszulöschen, so als wäre da nie etwas vorhanden gewesen. Nein, das kann ich nicht. Oder: Noch nicht? Selbst „verunglückte” Passagen werden von mir nicht endgültig beseitigt. Ehe ich sie umarbeite, sichere ich sie, schreibe ich sie ab. Manchmal kommt mir das sonderbar, zwanghaft, bescheuert vor – und dennoch kann ich nicht anders. Vielleicht hat jemand einen Tip, wie ich mich in dieser Sache selbst überlisten kann? (Ja, das hat eine Vorgeschichte. Ich habe vor vielen Jahren einmal alles Papier verbrannt, das von mir beschrieben war oder über mich Auskunft hätte geben können, jedenfalls dachte ich, daß es alles gewesen sei. Die meisten Kladden und Schmierzettel mit eigenen Notizen blieben erhalten, weil ich sie zu gut vor mir versteckt hatte. Und ich war einige Zeit danach ganz froh darüber, daß ich bei weitem nicht alles verbrannt hatte, sondern noch einiges mehr übersehen hatte. Seither fällt es mir trotz aller Fortschritte extrem schwer bzw. ist es mir unmöglich, bestimmte Papiere und Dateien wegzuwerfen. Das gilt auch und gerade für all das, was sogar ich als Schrott bezeichne.)
Und jetzt sitze ich hier und weiß nicht, wie ich aus diesem Beitrag aussteigen kann. Weil ich kein für mich akzeptables Ende finde. Keines jedenfalls für das hier. Wie komm' ich also hier raus?
Ich denke noch ein wenig darüber nach, nachdem das veröffentlicht wurde. Und verzeiht mir, daß ich mich mit Kafka zu vergleichen versuchte.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 27. November 2023 war ich zufrieden mit dem wieder eingekehrten Alltag, mit dem notwendigen Einkauf, mit dem ersten aufgestellten Weihnachtskrempel (hach, den hab ich vermißt).
© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).