2023/322 – Irrelelvant


Nein, Namen wurden und werden für mich immer wichtiger.

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Was an Wissen nicht gebraucht, aktiv genutzt und für vernachlässigbar gehalten wird, verschwindet mit der Zeit aus dem Gedächtnis. Die Namen der Mitschüler z. B. der ersten und zweiten Klasse. Oder die der dritten bis achten Klasse und die der neunten bis zwölften an der EOS bis zum Abitur 1982. Dann lebte ich mit fünf anderen Menschen bei der NVA zuerst ein halbes Jahr in Prora, danach mit fünf anderen in Erfurt in einem Zimmer; das letzte Dienstjahr waren wir nur noch zu zweit. Und dann waren da noch die Kommilitonen der Seminargruppe in den sechs Semestern Studium. Danach noch mehrere Menschengruppen, zu denen ich gehörte. Die meisten dieser Namen sind unauffindbar verschwunden.

Mittlerweile aber wollte ich mich erinnern, an die Mitschüler, und die beiden Klassen bis zur Achten und bis zum Abitur habe ich tatsächlich zusammen­stellen können.

Irgendwann begann ich, die Namen der Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus der Kindheit zu sammeln, dabei half mir meine Mutter. Aber dann: Schon die Namen der drei andern Familien in dem AWG-Haus in Karl-Marx-Stadt zwanzig Jahre später sind weg. Komplett verschwunden, obwohl ich sie drei Jahre lang täglich sah.

Jetzt saß ich wieder an Namenslisten. Diesmal nur an denen, die zu den drei Frauen gehörten, die auch Mütter meiner Kinder wurden. Bei den ersten beiden war es einfach, die Familien waren jeweils klein und die Brüder noch zu jung für eine Vaterschaft. Erst die dritte derer: die hatte zwei ältere Schwestern, beide waren verheiratet, beide hatten zwei Kinder, die Ehemänner hatten auch mehrere Geschwister. Da waren die Familientreffen auf dem Dorf schon größer. Sieben Jahre lang sah man sich auch wegen eines gemeinsamen Hobbys beinahe wöchentlich. Sehr schwer sollte es also nicht sein, all die Namen zusammenzubekommen, wenigtens der Schwägerinnen und Schwäger und die der Nichten und Neffen. Dachte ich.

Gestern Abend und heute saß ich an dieser Auflistung. Es dauerte, bis mir der Name des einen Schwagers einfiel, obwohl er doch leicht zu merken gewesen wäre. Und es brauchte bis vorhin, alle Neffennamen zu notieren. Die Schwiegereltern der beiden Schwestern fehlen noch, deren Vornamen, die der Toten. Ich habe keine Ahnung, zu welchem Zweck ich die jetzt alle aufschrieb oder aufschreiben will. Aber vergessen haben möchte ich ganz speziell diese nicht; auch andere Namen aus früheren Zeiten wüßte ich gern wieder.

Klar, man könnte die Namen der Menschen aus der Vergangenheit als „unnützes Wissen” bezeichnen. Viel unnüzter aber erschien mir so einiges Wissen, das ich nach der Wende erlernen mußte (Wechselgeschäfte, Kettensatz und Dreisatz statt Proportionalrechnung). Falls ihr mich sucht: Ich bin auf der Suche nach Namen …

Wie ist das bei euch: Habt ihr die Namen alle noch im Gedächtnis? Sucht ihr nach den vergessenen Namen?

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 18. November 2023 war ich zufrieden mit gefundenen Namen, mit dem Besuch beim Vater, mit ein paar beschriebenen Seiten.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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4 Antworten zu 2023/322 – Irrelelvant

  1. Nati sagt:

    Mit Namen hatte ich schon immer Schwierigkeiten, vielleicht wird dieser Teil des Gehirns für etwas wichtigeres gebraucht. Lach…

    • Der Emil sagt:

      Als Unterichtender brauchte ich drei Tage für 25 Namen, aber nach den Kursen waren die auch wieder weg.

      Die von der Familie allerdings, die vermisse ich schon,

      • Nati sagt:

        Als Unterrichtender wäre es fatal.
        Womöglich ist es bei mir eine Schwäche.
        Dabei ist es völlig egal ob näher Bekannte oder „Berühmte“ Leute sind.

  2. Flusskiesel sagt:

    Früher fanden mein Bruder und ich es immer verwunderlich, wenn unsere Eltern sich auf Namenssuche begaben: ,,War der nicht der Schwager vom Dings, der damals mit dem Auto in die Jauchegrube gefahren ist?“ – ,,Nein! Das war der, der mit der ältesten Tochter von Bums durchgebrannt ist. Die haben doch auf Helgoland eine Bratwurstbude aufgemacht!“ ,,Ach, das war die älteste Tochter …?“
    Jetzt spiele ich gerne mit, wenn ich meine Eltern besuche. Dass ich keinen blassen Schimmer davon habe, um wen es geht, fällt überhaupt nicht auf.

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