2023/132 – Fall


Immer wieder in meinen Träumen.

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Lange Jahre waren Träume vom Fall (meist ins Bodenlose) echte Alpträume für mich, der ich ja auch noch diese blöde Höhenangst habe. Dagegen half keine Vorbereitung, auch nicht die Vorstellung, daß ich im Fallen ja meine Arme ausbreiten und mit ihrer Hilfe im Traum fliegen könnte. Der Fall war immer das schreckliche Ende des Alptraums. Niemals schlug ich auf, kam ich am Boden an, nein, nie­mals. Ich bin immer unendlich tief ins Bodenlose gefallen und währenddessen aus dem Traum hochgeschreckt. Dieses Fallen war und ist noch immer angst­be­haftet; es ist auch, was meine Höhenangst befeuert. Und nochetwas an diesem Fallen ist unengenehm: die Gleichsetzung von Fallen und Absturz.

Jetzt habe ich kaum noch Fallträume; was früher jede Woche vorkam, passiert jetzt noch etwa einmal im Vierteljahr. In einer der letzten Nächte träumte ich, in einer zunächst fensterlosen und hermetisch verschlossenen blauen Straßen­bahn von Lauter nach Aue zu fahren. Ab der Roten Kirche waren Fenster, sogar offene Fenster und viel weniger Menschen im Wagen. Auf der Brücke über die Zwickeuer Mulde stieß meine Straßenbahn mit einer gelben Tatrabahn aus Dresden zusammen. Die Türen öffneten sich. Neben der Straßenbahn war kein Fußweg, kein Brückengeländer, nur die Möglichkeit, direkt hinunterzuspringen in den Fluß. Und was in der Realität vielleicht fünf oder sechs Meter sind, war im Traum viel, viel höher. Auf dem Schild an der Brücke stand: Mit 267 m höchste Brücke über die Zwickauer Mulde.

Ich habe keine Ahnung, wieso ich es im Traum tat, aber ich sprang voller Angst. Und es fühlte sich nur auf den ersten zwei, drei Metern an wie ein Fallen. Dann breitete ich Arme und Beine aus, drehte mich auf den Rücken. Und in den blauen Himmel mit Schäfchenwolken sehend schwebte ich in diesem Traum hinab wie in einem unsichtbaren oben offenem Aufzug liegend. Noch während des Schwebens endete der Traum (ich kam also auch diemal nicht unten an).

 

Ich habe mir diesen Traum gegen halb Fünf in jener Nacht sehr detailliert auf­ge­schrieben. Ich habe das Notierte schon mehrfach gelesen. Ich begreife aber nicht die veränderte Wahrnehmung des Hinab, das Verschwinden, Fehlen des gefürchteten Fallalptraumgefühls. Was ist da geschehen? (Die Höhenangst ist noch da mit der Angst vor dem Fallen.) — Ist es aber überhaupt notwendig und erstrebenswert, einen Traum zu verstehen?

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 12. Mai 2023 war ich zufrieden mit dem sehr frühen Aufstehen (ich konnte einfach nicht mehr liegen), mit Schnitzel und Makkaroni, mit der einsetzenden Vorfreude.

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Über Der Emil

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4 Antworten zu 2023/132 – Fall

  1. Sonja sagt:

    Manche sagen, einfach vergessen sei besser, als …
    Ich denke, das muss man für sich selbst entscheiden!

  2. Sofasophia sagt:

    Das ist vielleicht Teil 1 der Höhenangstheilung? Denn Angstheilung gibt es durchaus. Ich hatte früher – noch gar nicht lang her – auch oft Panik- und Albträume. Dank Arbeit an der Angststörung ist das mit dem Besuch der Alben* selten geworden. Ich vermute, das ist bei dir irgendwie ähnlich? Das breitet sich von irgendeiner unterbewussten Ecke kommend wie ein Tintenfleck aus, bis es im RL ankommt. (Vielleicht?)

    * Alben – abgeleitet von Alb oder Elb – ist die ursprüngliche Bezeichnung für Elfen (germ. albi, altsächs. alf, engl. elf).[10] In der germanischen Mythologie waren die Elben/Elfen für die Träume zuständige Naturgeister (siehe Nachtalb und Mahrt). (Wiki)

  3. Diese Fallträume habe ich seit meiner Kindheit gehabt, jetzt nicht mehr. Irgendwo las ich einmal, dass es vom Aufblicken zu den Sternen käme, dass wir glauben, von dort herunter gekommen zu sein. Vielleicht ist da etwas dran?

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