2023/127 – Umgang


Auch soetwas pflege ich zu tun.

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Gestern, also am 6. Mai 2023, war ich in Leipzig. Ich saß eine Weile in der Nikolaikirche, ging kreuz und quer Menschen beobachtend und Gesprächs­fetzen aufschnappend durch die Straßen und Passagen im Stadtzentrum. Ich lauschte einem Piccoloflö­ten­spieler (und warf auch etwas in seinen Hut), der versuchte, gegen das Murmeln der Menschenmassen anzuspielen: mit dem Mut der Verzweiflung? Nur einen Block weiter um die Ecke stand jemand mit Gitarre und Verstärker … Einige Zeit später blieb ich in der Nähe der Thomas­kirche bei einer Klarinettistin stehen, die ihrem Instrument wunderschöne, fast klagende Töne entlockte.

Irgendwann landete ich an der Moritzbastei. Ja, dort steht auch der Zahn, genannt „Weisheitszahn” (weil: Universitätsgebäude), „Steiler Zahn” (wegen der vielen Studentinnen damals) oder „Hohler Zahn” (Vielleicht war die Fakultät M/L auch da angesiedelt? Ich weiß es nicht …). Naja, die umgangssprachliche Benennung von Gebäuden, Straßen, Orten usw. wich sehr häufig von den offiziellen Bezeichnungen ab in der DDR. Und dann ging ich um dieses 34-stöckige, 142 m hohe Gebäude herum. Besser: um diesen Gebäudekomplex. Kurt-Masur-Platz, Augustusplatz, Grimmaische Straße, Universitätsstraße. Der Innen­hof dazwischen war leider verschlossen. Und auf diesen 1000 Metern machte ich – ungelogen – über 50 Bilder vom Zahn, jedenfalls von dem, was ich sehen konnte. Der Umgang, der Gang rundherum, dauerte knapp eine Stunde, weil ich immer wieder stehenblieb und nach oben sah, auf anderes Licht oder andere Wolken wartete. Diese beiden Bilder gefallen mir am besten:

 

Die Glasfront des Leipziger Zahnes: Zehn „Spalten” Glasflächen. Die Fassade ist gekrümmt wie ein Hohlspiegel, weil zwei benachbarte Spalten im Winkel von weniger als 180 ° aneinandergefügt wurden. Der Blick strebt vom Fuß des Gebädes nach oben, die senkrechten Linien laufen zueinander. Das obere Fünftel des Bildes sind blauer Himmel und weiße Wolken.

Leipziger Zahn: Fassade in Hohlspiegenform.
Ein Blick am Glas der 34 Etagen entlang hinauf zum Himmel. (Das mir am besten gefallende Bild.)

 

Foto vom Hochhaus (Uniriese) in Leipzig. Zu sehen ist die schmalste Seite des Gebäudes, (sozusagen) der Buchrücken und der Rückendeckel. Die stürzenden Linien weisen in den blauen Himmel (links) und die weißen Wolken (rechts). Weit oben ist ein einzelnes Fenster gekippt.

Uniriese, Weisheitszahn, Steiler oder Hohler Zahn.
Der Zahn soll die Form eines aufgeschlagenen Buches haben. Hier sind der Buchrücken und der Rückendeckel abgebildet. (Das zweitbeste Bild, meiner Meinung nach.)

 

Der neue Name – City-Riese, City-Hochhaus oder Panorama-Tower – wird sich so schnell nicht in die Alltagssprache der Leipziger einschleichen. Nein, die meisten werden beim Namen Zahn bleiben, glaube ich.

Und natürlich habe ich die Erledigung in der Vorhabenliste vermerkt.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 7. Mai 2023 war ich zufrieden mit der Fotoausbeute von gestern, mit den Absprachen im Training, mit der Pasta am Abend.

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Über Der Emil

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11 Antworten zu 2023/127 – Umgang

  1. Stefan Kraus sagt:

    Chapeau. Großartige Bilder.

  2. Nati sagt:

    Das Erste ist genau meins. 🙂

  3. Sonja sagt:

    Tolle Unternehmung!
    Klasse Fotos!

    • Der Emil sagt:

      Oh danke!

      Am End war ich echt pflasterlahm. Aber ich habe wieder etwas geschafft. (Vielleicht erfüllt sich auch noch eines der geheimen Vorhaben.)

  4. Anne/LE sagt:

    Weder Weißheitszahn noch Cityhochhaus, der Uniriese ist das, zumindest für Urleipziger und durch nicht gewünschte Eingemeindung angeheiratete Dörfler;-)

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