Wieder bonide/bonibel. Oder: Bundesfahrschein und Preise.
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So einmal im Jahr habe ich seit Jahren immer wieder versucht, meine Monatskarte für den hiesigen Nahverkehr im Abonnement beziehen zu können. (Ganz früher bezahlte ich einmal einen Betrag bar und hatte danach eine Jahreskarte für die Verkehrsmittel.) Damit hätte ich nämlich statt des Preises für zwölf Monatskarten nur den für zehn übers Jahr verteilt oder meinetwegen auch auf einmal bezahlen müssen: Gerade jetzt kostet der Fahrschein ausschließlich für die Zone 210 im MDV – die Stadt Halle (Saale) – in der Billigvariante 66,20 Eu (9-Uhr-Ticket). Statt 794,40 Eu pro Jahr hätte ich nur 662,00 bezahlen müssen, also jeden Monat über 13 Eu gespart; in der allerpreiswertesten Abo-Version (Abo-Light 9 Uhr) mit mtl. 42,00 Eu wären das mit insgesamt 504,00 Eu gar 290,40 Eu oder knapp 25 Eu pro Monat weniger. Aber der Vertrag scheiterte jedes Mal an der sogenannten Bonitätsprüfung, die ja bekanntlich nichts anderes ist als die Abfrage eines auf unerklärbare Weise zusammenspekulierten Zahlenwertes.
Nun, mittlerweile sind z. B. die Mobilfunkanbieter in dieser Hinsicht wesentlich besser geworden als ihr Ruf. Denn ich konnte schon vor Jahren vom Prepaid- zum normalen Laufzeitvertrag wechseln, mit für mich hinreichend guten Konditionen (ich habe eine echte Datenflatrate mindestens mit 4G, die nicht nach Erreichen von z. B. 60 GB auf ISDN-Geschwindigkeit gedrosselt wird). Auch andere Dauerschuldverhältnisse konnte ich eingehen, trotz negativer SCH∗FA-Auskunft. Nur bei der städtischen Nahverkehrsgesellschaft ging da über 15 Jahre lang nichts. Ich konnte nicht Abo-Kunde werden. Also zahlte ich zähneknirschend die immer weiter steigenden Preise (2003: Jahreskarte normal 347,00 Eu, wurde irgendwann abgeschafft; 2006: 32,50 Eu für die 9-Uhr-Monatskarte, mittlerweile mehr als verdoppelt) u. a. auch für immer seltener fahrenden Busse, Straßen- und S-Bahnen. Und bei allen, die mir manchmal „einfach so” beim Bezahlen halfen, möchte ich mich ausdrücklich nocheinmal hier bedanken.
Vor ziemlich genau einem Monat kaufte ich meine bis heute gültige Monatskarte im Fahrscheinladen und kam dort mit dem Menschen hinterm Tresen darüber ins Gespräch, ob ich denn nicht irgendwie, zum Beispiel durch Zahlung des ganzen Entgelts für ein Jahresabo auf einmal, doch in den Genuß des reduzierten Preises kommen könnte. An diesem Tag fiel der auf unerklärbare Weise zusammenspekulierte Zahlenwert für meine Zahlungsfähigkeit wieder zu gering aus. Aber: Der Mensch dort eskalierte meine Anfrage und gab sie in die Weiß-nicht-mehr-Stelle des Untenehmens weiter. Wir verabredeten uns dann auf den Montag oder Dienstag nach dem Wochenende. Da hatte ich heftig mit meiner Erkältung zu tun und wollte nicht unter Leute. Und danach verlor ich die Verabredung aus den Augen. Heute erkannten wir uns gegenseitig wieder und es gab von ihm für mich persönlich gute Nachricht. Und weil dieser Mensch etwas mehr tat als nach der Aboablehnung den Kopf zu schütteln, weil er nachfragte, bin ich ab dem ersten Mai Abonnent und Nutzer des neuen bundesweit gültigen Fahrscheines. Wenigstens dafür bin ich wieder bonide oder bonibel genug.
Ich verstehe zwar nicht, wieso dazu nicht einfach in der Software in den vielen Fahrkartenautomaten und in den Computern der Verkehrsunternehmen aus dem Preis 9,00 Euro der neue Preis 49,00 Euro (und ein anderer Fahrkartenname) gemacht wurden – aber vielleicht war die Änderung von etwas Vorhandenem einfach nicht kompliziert und teuer genug für die Nulpen und Dödel, die jetzt fleißig unsere Daten zusammentragen können.
Statt der knapp 60 Eu Fahrpreisersparnis monatlich, die ich hatte für andere notwendige Dinge ausgeben können, bleiben jetzt weniger als 20 Eu; und die sind von den noch immer weiter steigenden Preisen für Lebensmittel längst aufgezehrt. Immerhin bin ich ab Mai hier in der Stadt aber ein wenig weniger teuer unterwegs.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 5. April 2023 war ich zufrieden mit dem Ende der Grübelei (Ablenkung hilft manchmal doch), mit Aufgeschriebenem, mit dem Unterwegssein im Draußen.
© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Oder vielleicht bonitär? 🤔 Ich mag es ja auch, Wörter abzuleiten … Gratuliere zum Abo.
„Bonitär“. Etwas stört mich an diesem Wort, läßt es für mich unpassend klingen. Vielleicht, weil es weder Elität noch Monetät noch Solität etc. gibt …
Das stimmt, aber es gibt ja nicht zu jedem Adjektiv ein Vorbild, ein Pendant. Ist eh nur Spielerei.
Ja, eben …
> Ich verstehe zwar nicht, wieso dazu nicht einfach in der Software in den vielen Fahrkartenautomaten und in den Computern der Verkehrsunternehmen aus dem Preis 9,00 Euro der neue Preis 49,00 Euro (und ein anderer Fahrkartenname) gemacht wurden – aber vielleicht war die Änderung von etwas Vorhandenem einfach nicht kompliziert und teuer genug für die Nulpen und Dödel, die jetzt fleißig unsere Daten zusammentragen können.
Ich denke, der Grund dafür ist, dass das 49-Euro-Ticket kein Erfolg werden *darf*, denn dann würden ,,zu viele“ Leute das Auto stehen lassen oder sich erst überhaupt keines kaufen.
Hab ich ein Glück, hier gibt es den Bad Homburg Pass für Leute mit geringem Einkommen und ich bezahle trotz jährlicher Steigerung für mein Monatsticket momentan rund 13 €. Damit komme ich mit Bussen, U Bahn und Eisenbahn hier ganz schön weit herum.
Sozialticket? Aber doch nicht hier in dieser Stadt …
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