Den Augen etwas zutrauen und dem Geist. Erinnerungen.
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Noch in der Morgendämmerung wurde ich heute wach, noch vor acht Uhr. Grau war es draußen, grauer als grau. Zum einen war da Nebelsuppe (aufliegende Wolken), zum anderen war die Stadt mit einer dünnen, sehr dünnen Schicht Schnee bedeckt. Die allerdings war zu durchscheinend, um alles weiß zu färben. Daher blieb alles grau. Richtig hell wurde es auch nicht. Nun, es stört mich als Nachtmensch ja nicht, wenn es keinen prallen Sonnenschein gibt … Aber: Hat eine so graue Welt wirklich keine Farben, kann eine so graue Welt überhaupt Farben haben?
Grauer als grau nannte ich den Ausblick gerade. Doch dieser Zustand der Welt ist nicht farblos. Es bleiben immer einige bunte Stellen sichtbar, die das Grau durchbrechen. Die sind zumeist großflächige Werbemittel oder die für mich hier oben sichtbaren Lichtsignale der S-Bahn und Ampeln. Außerdem ist Grau nicht gleich Grau – auch da sind feine bis gewaltige Unterschiede ausmachbar. Erinnert euch doch einmal (sofern ihr alt genug seid) an die Fotografien und Fernsehsendungen füher, als alles „nur” schwarzweiß war: Auch da konnten Menschen den verschiedenen Graustufen eine aus den Zusammenhängen erkennbare Farbe zuordnen; das funktionierte tatsächlich ziemlich problemlos und klappt heute noch. Daraus folgt (für mich, der ich eine sehr blühende Phantasie habe): Was farblos aussieht, muß nicht farblos sein. Ist es in der überwiegenden Anzahl der Fälle auch nicht (solange es wirklich um Farbe geht und „farblos” nicht im übertragenen Sinne verwendet wird). Ich bin alt genug, habe Fotos und Fernsehen in schwarzweiß kennengelernt. Und ich fotografiere sogar heute noch gelegentlich schwarzweiß (bzw. bearbeite aufgenommene Bilder so, daß sie nur noch Graustufen zeigen). Und ich bin ziemlich oft irritiert, wenn es neben einem schwarzweißen Original-Foto eine nachträglich kolorierte Version gibt …
Um nochmal auf den heutigen Tag zurückzukommen: Nach dem für mich ungewöhnlich frühen Aufstehen im Morgengrau gönnte ich mir einen Mittagsschlaf von Elf bis Eins. Draußen wurde es nicht heller, es blieb ein grauer Tag. Nur die dünne Schneedecke verschwand wieder. Aber es blieb nur draßen grau. Nachdem ich richtig ausgeschlafen war, waren sehr, sehr viele sehr bunte Gedanken in meinem Kopf, von denen ich einige aufschrieb. Und ich schaffte die notwendige Hausarbeit leicht. Saß dann wieder vor den Kladden, lesend (in einer von 2013), lächelte über meine Worte und schüttelte mit dem Kopf, schwelgte in Erinnerungen. Was ich in jenem Jahr alles so erlebte: Ohne die Kladden wüßte ich nur noch wenig davon. Und das wäre schade.
Jetzt kann ich nur noch den kleinen Maulwurf zitieren: „Hach ja!”
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 6. Februar 2023 war ich zufrieden mit dem langen Mittagsschlaf, der erledigten Arbeit, mit den vielen Schmunzeleien.
© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Ich finde schwarz, weiß und grau als kontrastierende Töne auf Fotos mitunter sehr viel schöner als in Farbe. Nachträglich eingefärbtes Bildmaterial mutet mitunter seltsam an. Es kann interessant sein, aber das Original ist mir am liebsten.
Gerade Portraits sind in reduzierter Form oft viel aussagekräftiger. Man sieht das Wesentliche. So geht’s halt mir.
Wenn wir allerdings menschliche Seelen betrachten, kann es definitiv schon sehr viel bunter werden. Überhaupt kann ich natürlich Farben sehr viel abgewinnen, sie haben ja alle auch ihre Auswirkungen auf unser Wohlbefinden.
Ach, die Welt der Farben, sie ist so bunt. So bunt, dass wir diese Buntheit gar nicht immer abbilden können. Manches darf eben auch unerreicht sein und bleiben, nicht alles, was technisch zu schaffen ist. Auch heutzutage nicht. Und das ist auch gut so!