Etwas Fehlendes läßt mich sie vermissen.
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Bei Wikipedia heißt es: „Mit dem Ausdruck Geborgenheit wird ein Zustand des Sicherheits- und Wohlgefühls beschrieben. Geborgenheit ist mehr als nur Sicherheit, Schutz und Unverletzbarkeit; Geborgenheit symbolisiert auch Nähe, Wärme, Ruhe und Frieden. Der Ausdruck gilt gemeinhin als unübersetzbar, existiert aber auch im Niederländischen und im Afrikaans, fehlt jedoch etwa im Englischen, Französischen und Russischen.” Geborgenheit ist also ein nicht sehr übliches Wort auf dieser Erde.
Ich weiß nicht, wie es euch mit diesem Gefühl geht. Mir fehlt, wenn ich alleine bin, immer irgendetwas zu seiner Empfindung. Es gibt einige Stellen in meinen Kladden, die mein Nachdenken darüber festhielten. Also über die Geborgenheit und über das, was mir jeweils dann fehlte, wenn sie sich trotz Sicherheit und Schutz und Unverletzbarkeit, trotz Wärme, Ruhe, Frieden, Nähe und allem anderen nicht finden lies. Mittlerweile weiß ich, glaube ich zu wissen, was mir in diesen Situationen zu diesem Gefühl fehlt(e). Denn: Auch zusammen mit Menschen und Tieren, mit guten Bekannten und besten Freunden vermißte und vermisse ich etwas: das eindeutig empfundene Erwünschtsein. Nicht nur so dahergesagt, das reicht nicht, nicht nur eine stillschweigende Form des Duldens. Nein, ich muß genau das wirklich spüren. Ich habe Wärme und Nähe (im zwischenmenschlichen, nicht nur im physikalischen Sinne) auch erlebt, wenn ich nicht wirklich erwünscht, sondern nur geduldet war. Und all das andere, was dazugehört, war auch gegeben. Nur fühlte ich mich selbst oft als Eindringling in etwas, zu dem ich ja nun wirklich nicht dazugehöre, nichteinmal dazugehören kann. Und sehr häufig beruhte dieses Gefühl auf dem Erlebten, Gesagten, Nichtgetanen …
Ja, es gibt hunderte, wenn nicht gar tausende von Handreichungen, wie man eine Geborgenheit aufbauen, pflegen kann. Die dort gegebenen Tips aber … In den depressiven Episoden war fast nichts davon umsetzbar. Selbst dann, wenn ich nicht depressiv bin, habe ich meine Schwierigkeiten mit ihnen. Ich bin mir sicher, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg finden muß, um einmal verlorengegangene Geborgenheit wieder spüren zu können.
In meinen Notizen finde ich mehrmals etwas einer Aufzählung Ähnliches, was genau dieses Lebensgefühl ausmachen würde. Selbst, wenn darin die Akzeptanz aufgelistet wurde, fühlte ich noch immer das Fehlen von etwas. (Seit einigen Jahren weiß ich, daß ich als Säugling nicht so ganz erwünscht war, denn gewünscht hatte sich meine Mutter ein Mädchen. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ich das gespürt, bewußt wahfgenommen hätte. Und ich zweifelte auch viele lange Jahre daran, daß ein solches frühkindliches Erleben sich so deutlich bis ins hohe Alter von über 40 auswirken könnte, sich seine Wirkung sogar noch verstärken könnte. Fehlte mir denn als Säugling und Kleinkind, als Kind Geborgenheit? Ich beschreibe meine Eltern noch immer als liebevoll und zugewandt (im Rahmen ihrer Möglichkeiten). Als Kind und Jugendlicher fehlte mir dieses Erwünschtsein nicht, auch später nicht. Denn wenn deutlich wurde, daß es fehlt, dauerte es zumeist nicht lange, bis eine Beziehung zerbrach.)
Das fehlende Erwünschtsein, die oftmals verzweifelten Versuche, ein Verlassenwerden zu vermeiden, gehörten beide immer wieder zu meinen Beziehungen. Ein Eingeständnis, das mir beileibe nicht leichtfiel. Ich habe üblicherweise auch die Insel des Erwünschtseins in einer Zweierbeziehung nicht mehr. Und suche jetzt vorsichtig, nicht zwanghaft, nicht verzweifelt, nach Gelegenheiten, bei denen ich genau das Erfahren kann. Weil ich ich bin und nicht, weil ich dies, das oder jenes tun kann, zu diesem oder jenem nützlich sein könnte.
Es ist schon ein sehr seltsames Ding, diese Geborgenheit, ein sehr wichtiges Ding. Und was jetzt hier zu lesen war, ist nur unsortiertes Gedankengekräusel aus meinem Denkicht.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 16. Januar 2023 war ich zufrieden mit dem frischbezogenen Bett, einem Mittagsschlaf (der muß wohl bald täglich sein), mit Bratwurst und Sauerkraut.
© 2023 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Ich denke, hier kräuseln einige d’accord mit.
Das ist etwas, worüber ich mich sehr freue.
vielen Dank für diese Gedanken. Ich habe noch nie über dieses sonderbare und weitreichende Wort „Geborgenheit“ nachgedacht.
Es gibt auch im Deutschen Wörterbuchnetz nicht viele Fundstellen für dieses Wort. Dabei ist es – meiner Meinung nach – ein sehr wichtiges Wort; noch wichtiger ist allerdings ihr Erleben.
Und danke: Weitreichend ist ein sehr zutreffendes Adjektiv dazu.
Ich glaube, um das Gefühl von Erwünschtsein wirklich er_leben zu können, braucht es eine positive Urerfahrung.
Ich war nicht als Mädchen erwünscht, sondern als Junge – vom Vater. Seinen Weiberhaushalt hat er wohl über viele Jahre zutiefst gehasst und das auch auf seine Weise immer wieder gewalt-ig gezeigt.
Ich kann mit Deiner Untersuchung von „Geborgenheit“ sehr viel anfangen …
DANKE!
Die muß ich dann wohl gehabt haben, diese Urerfahrung.
Als ich erzigen wurde, waren Schläge durchaus noch üblich … Allerdings mußte Muttern erst immer auffordern.
Ja, das ist ein Gefühl, das ich eigentlich nur noch in meinem Bett habe (oder auf ihm, wenn ich es als Couch tagsüber gemacht habe)!
An Orten hab ich das noch nie festgemacht. Bei mir gehören Gerüche und Geschmäcke zu den Auslösern …
… die sich doch auch an Orten feststellen lassen. Ich kenne das auch!
Bei mir gehören definitiv zu den Gerüchen und Geschmäckern auch Orte, mit denen ich Wohlgefühl oder noch weiter, auch Geborgenheit in Verbindung bringe. Solch ein Ort war auch das Bett meiner Großmutter, wie mir immer öfter bewusst wird. Unter den schweren und warmen Tuchenten konnte mir damals, vor so vielen Jahren, nichts etwas anhaben.
Nein, bei mir sind keine Orte (jedenfalls keine fixen, bestimmten) beteiligt.