Es gibt keine Himmelfarben-Buntstifte.
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Das Kind sitzt vor dem riesigen Kasten mit Buntstiften und vor einem leeren Blatt Papier. Es will malen. Mit braunen Stiften zeichnet es ein Haus mit drei Fenstern, einer Tür und einer Katzentür. Darauf kommt ein rotes Dach, und es ist egal, ob das karminrot oder blutrot oder chilirot oder purpur- oder zinnoberrot genannt wird. Ein Dach ist rot. Auf das Dach gehört ein brauner Schornstein, und aus dem quillt schwarzer Rauch. Denn das Kind hat gelernt, daß früher mit schwarzen Kohlen geheizt wurde, und da muß der Rauch doch auch schwarz sein. Neben das Haus kommt ein Apfelbaum mit sattbraunem Stamm und roten und orangen Äpfeln – vielleicht sind das auch Äpfel und Äpfelsinen, die zusammen an einem Baum wachsen. Und eine grüne Wiese gehört vor das Haus, die kann mit allen vier verscheidenen Grünstiften gemalt werden. Aber Gänseblümchen gehen nicht, dafür fehlt ein weißer Buntstift. Deshalb malt das Kind Butterblumen. Dann kommt eine lange Pause. Das Kind sucht im Kasten nach dem Stift, den es als nächsten braucht, für den Himmel. Es sucht und sucht und findet nicht. Schließlich fragt es: „Da fehlen Stifte für Himmel! Waruhuuum??” Die vielen blauen, die ihm gezeigt werden, sind nicht die richtigen. Nein, das Kind will keinen blauen Himmel malen und keine gelbe Sonne. Es schaut zum Fenster hinaus und beharrt darauf, daß keine Stifte in Himmelfarbe zu finden sind im riesigen Kasten. Denn es ist November und der Himmel ist grau.
Mit den Buntstiften für Wiesen-, Blumen-, Haus- und Sonnenbilder einen nebelgrauen Himmel zu malen, ist für das Kind unmöglich.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 22.11.2022 die aus dem Kleiderschrank aussortierten Jacken (meist zu klein), eine neue Hose, den aufgefüllten Vorrat an Tee.
Für morgen zog ich die Tageskarte Neun der Münzen.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Wunderschön geschrieben.
Danke.
Die Farben bei den Buntstiften und auch im Standard-Wasserfarben-Kästchen sind teils auch andere als früher. Wir hatten keine „Hautfarbe“, das war ein großes Problem. Schweinchenrosa (durch hell aufgetragenes Rot) oder Ocker …
Heute haben die SchülerInnen hautfarbene Buntstifte. Ob auch grau dabei ist, weiß ich nicht.
Feiner Text! Und das Kind ein genauer Beobachter!
Ich glaube, wir mischten damals Ocker und Gelb und Weiß, jedenfalls in der Schule. Grau gibt es oft bei größeren Filzstiftpackungen, bei Buntstiften bin ich mir da überhaupt nicht sicher.