Nº 294 (2022) – Spanabhebend

Ziemlich häufig jedenfalls geht es nicht anders.

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„Was nicht paßt, wird passend gemacht!”

Das sagte der Großvater, der Böttcher war, oft, wenn er an einem Stück für Kunden arbeitete. Dann ging er mit dem Werkstück an eine seiner Maschinen – Dickten, Abrichte, Oberfräse, Band- oder Kreissäge, Drechselbank usw. Oder er nahm Feile, Stemmeisen, Messer, Abzieheisen, Zimmermanns- oder Feinsäge oder einen Fuchsschwanz oder Hobel (Wißt ihr, daß es Sims- und Daubenhobel gibt?) zu Hilfe. Es gab noch mehr: die Brustleier zum Beispiel. Manchmal reich­te zum Passendmachen auch ein Blatt Schleifpapier. Und immer gab es bei dieser Art der Bearbeitungen Späne. Den Satz „Was nicht paßt, wird passend gemacht”, fand ich einen guten Satz.

Später hörte ich den Satz wieder, in der Pumpenschlosserei des Bergbaube­triebes, in dem meine praktische Ausbildung zum Industriemachaniker machte (in der DDR hieß diese Art der Umschulung Erwachsenenqualifikation). Der alte Schlossermeister (er war schon Jahre Rentner, arbeitete aber noch immer in diesem Betrieb) führte ihn beinahe täglich im Munde. Dann galt es für uns, an die Schleifmaschine und danach an den Schraubstock zu gehen. Die Feile war neben Winkel und Meßgeräten das wichtigste Werkzeug. Dort habe ich aber auch das Schaben gelernt, also Metall so mit einem Schaber zu bearbeiten, daß dabei ein sehr exaktes Muster entstand. Vielleicht saht ihr schonmal einen Tanklastwagen, dessen blanke metallische Tankoberfläche aussieht wie ein Muschel­muster: Das wurde früher mit der Hand und mit Löffel- oder Dreikant­schaber erzeugt. Den Satz „Was nicht paßt, wird passend gemacht”, fand ich einen guten Satz.

Noch später, nach der Wende, erfuhr ich dann, daß der Satz auch in der Finanz­branche und auch in der Buchhaltung angewendet wird: „Was nicht paßt, wird passend gemacht.” In dem Fall allerdings ist das nicht spanabhebend, sondern Betrug. Oder euphemistisch: „kreative Buchhaltung”.

Daß dieser Satz aber auch in der Bildung angewendet wird … Nein, das kann ich nicht verstehen. Denn „passend machen” heißt ja oft nichts anderes als verkleinern oder verbiegen. Das wird mit Menschen, mit Kindern versucht … (Hier stellt ihr euch bitte vor, wie ich sehr heftig mit dem Kopf schüttele.)

Ach ja: Wo findet ihr diesen Satz am unpassendsten?

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Gut fand ich am 22.10.2022 das abgesprochene Verschenken einer Blue-Tooth-Tastatur, die unerwartet angekommene Handyhülle samt Schutzglas (ich hab mich schon dafür bedankt, ahnte ich doch, wer mir dieses Geschenk machte), das aus dem Tiefkühlfach geholte Dinkelbrot (von einem der letzten Märkte).
 
Für morgen zog ich die Tageskarte Zwei der Kelche.

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Über Der Emil

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