Beinahe–Monolog vor einer Nacht in einem Zelt. Phantasiert.
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Hereinspaziert! Ja, diese Ruhe war es, die uns damals dieses alte Haus hier draußen kaufen ließ. Das Grundstück ist auch nicht gerade klein und war schon damals von den dichten, hohen Hecken umwachsen. Es stehen noch immer die alten Obstbäume darauf. Und davon ernten wir Birnen, Pflaumen, Kirschen, Äpfel. Sogar Quitten gedeihen und Aprikosen. Abgelegener kann in diesem Ort niemand leben. Zu Fuß braucht man gut 'ne halbe Stunde bis zum nächsten Nachbarn, der am Dorfrand lebt, mit dem Fahrrad etwa zehn Minuten. Ein Auto haben wir nicht mehr, wir erledigen alles zu Fuß oder mit dem Rad. Oder eben, wenn es in die Stadt gehen muß, mit dem Rad und dem Bus. Ja, der fährt nur alle zwei Stunden. Und braucht lange. Aber er fährt. Vielleicht finden wir irgendwann mal ein Krause–Duo, so als Kompromiß. Den Dorfkonsum gibt es auch noch, da gibt es fast alles. In den Urlaub? Wohin sollen wir denn in den Urlaub fahren? Warum? Wir haben hier um unser Haus alles, was wir brauchen. Der Teich mit der wilden Badestelle ist gleich dort am Wald. Sonne hat es hier im Sommer genug – und nahtlose Bräune ist uns egal. Im Winter? Naja, wie sonst auch, mit dem Rad und zu Fuß. Ich weiß nicht, wo da ein Problem sein soll. Außerdem gab es in den letzten Jahren kaum noch Schnee, da ist der Schlamm nach heftigen Regengüssen schon ein größeres Übel. Kommt auch öfter vor als Schnee.
Ach, Besucher oder Lieferanten kommen ja auch nicht mehr zu uns, nur noch die Post. Kinder hatten wir keine, hat sich nie so ergeben. Und was sollen wir uns liefern lassen? Alles, was wir brauchen, wächst bei uns. Gut, der Strom nicht, das stimmt. Mittlerweile ist das Haus aber so umgebaut, daß wir alles mit der Wärmepumpe heizen. Ja, es steht auch noch ein Ofen in der Küche, den wir bei Stromausfall mit Holz befeuern können. Aber das war in den letzten 15 Jahren nicht mehr nötig. Das da ist übrigens der Platz, an dem das Zelt aufgebaut werden kann. Klo und Bad sind gleich rechts hinter der Haustür, die ersten beiden Türen rechts. Dort sind auch Steckdosen, falls etwas geladen werden muß. Und in dem Ziegelbecken hier drüben kann Feuer gemacht werden zum Kochen oder so. Holz liegt genug da hinten unterm Schleppdach. Natürlich gibt es warmes Wasser, wir sind ja hier nicht außerhalb jeder Zivilisation. Und morgen hat die Abreise Zeit bis zur Mittagszeit. Nur das Hoftor muß wieder ordentlich geschlossen werden. Viel Spaß bei uns für die eine Nacht.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 31.05.2022 zwei weitere geschärfte Messer, den Mittagsschlaf, meine blühende Phantasie.
Für morgen zog ich die Tageskarte Vier der Stäbe.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Das klingt fast so wie bei einem der One-Night-Tent-Gastgeber•innen letztes Jahr in der Nähe von Usedom. Wir durften 3 Nächte bleiben.
Ja, das One–night–one–tent hatte ich im Kopf. Und dann entwickelte sich diese Phantasie der Begrüßung.
Ich muß gleich mal nachlesen, wie das bei euch war …
Danke, Du liebe!