Nº 149 (2022) – Nulldimensional

Genauer hinsehen. Selbst. Vor allem beim Stolpern.

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Etwas, das NULL Dimensionen hat. Keine Länge hat, keine Breite, keine Höhe, keine Dauer. Es kann also keine Linie, kein Raum sein. Physiker und Mathe­ma­tiker jeglicher Fachrichtung kennen das. Nur ein (idealer) Punkt hat genau NULL Dimensionen, keinerlei Ausdehnung. Eine Kreislinie ist eindimensional. Aber sie schließt eine zweidimensionale Kreisfläche ein. Es ist also ein gewaltiger Unter­schied, ob ich von einem Kreis (oder einer Ellipse oder einem Viereck oder einem anderen Begrenzungsgebilde rede oder von der davon eingeschlos­se­nen Fläche. Die Begrenzung ist eindimensional, die eingeschlossene Fläche zweidimensional. Und was von Flächen umschlossen ist, das ist dreidimen­sional. Ja, es gibt dreidimensionale Gebilde, die nur von einer einzigen Fläche umschlossen sind: Kugeln, Ellipsoide, Tori …

Ups? Was will ich denn hier mit (euklidischer) Geometrie?

Nichts, denn … Es sprach jemand von einem „eindimensionalen” Leben, das geführt wird, wenn jemand schnurgerade auf (s)ein oder ihr Ziel hinlebt. Sozusagen linear lebt. Nur ein einziges Thema kennt in seinem Leben. (Vielleicht ist monothematisch eine bessere Bezeichnung als eindimensional.) Aber selbst ein solcher Mensch – meint ihr, daß es keine Bögen und Kurven und ähnliche Abweichungen von der geraden Linie gibt? Und lebt jemand, der in seiner Mitte, also in einem Punkt ruht, dann ein NULLdimensionales Leben? Ich weiß, das geht nicht, weil sich ja dieser Punkt mit dem Menschen durch die Zeit bewegt, jaja. Ich weiß, daß alle diese Vergleiche hinken, logisch unvernünftig sind, ja. Aber irgendwie muß ich mir ja eine Vorstellung von Dingen machen, die realistisch mir nicht vorstellbar sind. Es braucht eine Krücke, und diese Krücke sind für mich eben solche hinkenden Vergleiche. Und damit denke ich über solche „Probleme” nach, die – meiner Meinung nach – noch nichteinmal von Philosophen …

Warum denke ich über sowas nach? Weil mir diese Eindimensionalität des Lebens, meines Lebens vorgeworfen wurde. Ja, meins ist ganz sicher nicht eindimensional, das habe ich im Gespräch tatsächlich so ausdrücken können, daß mein Gegenüber jetzt mehr als nur meinen ALG-II-Bezug und das Drumherum wahrnimmt. Ich mußte nur seinen Blick mal auf die anderen Themen meines Lebens lenken, die mein Gegenüber ausgeblendet hatte.

Mir scheint, ich bin gerade wieder über die Tatsache gestolpert, daß vieles nur im Auge des Betrachters liegt. Und daß es nicht immer eine gute Idee ist, diese Betrachtungsweise unhinterfragt zu übernehmen.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Gut fand ich am 29.05.2022 die wunderbare Stimmung auf dem Markt, eine unerwartete Begegnung mit Menschen aus der Vergangenheit, die um 21 Uhr geschaffte Heimfahrt.
 
Für morgen zog ich die Tageskarte Vier der Kelche.

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Über Der Emil

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