Über die Musik, die mich prägte.
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In einem meiner liebsten Nachbarblogs, in Grudruns Spinnradgeschichten nämlich, erschien heute der Beitrag „Flieg ich durch die Welt”. Sofort hörte ich den Wecker ticken und die Geige schluchzen: Jeder ausm Osten kennt „Am Fenster” von City. Ich kaufte mir (höchstwahrscheinlich 1978) die Amiga-Musikkassette mit dem Band-Logo vorne drauf, auf der eine 17:25 min lange Version dieses Titels eine ganze Bandseite einnahm. Und die lief dann wirklich sehr oft in meinem (vom Jugendweihegeld gekauften) Radio-Kassettenrecorder Anett (autsch, der war echt teuer). Jetzt, im Jahr 2022 geht City auf Abschiedstour …
Deshalb jedenfalls lief hier heute sehr viel Musik, die einfach zu meiner Jugendzeit dazugehörte, auch wenn es die damals verpönte Ostmusik war. Ja, ich bin mehr von den DDR-Bands geprägt als von Beatles, CCR, Jethro Tull, Stones und wie die alle hießen. Natürlich hörte ich wegen der durchaus grenznahen Lage des Heimatdorfes im Bayern3 die Sendung „Pop nach Acht”! Aus dieser Zeit kenne ich nämlich Thomas Gottschalk und Günther Jauch noch als Radiomoderatoren. Ja, ich interessierte mich auch für Westmusik. Allerdings mehr für die sogenannten Oldies. Aber geprägt, geprägt wurde ich durch Konzertbesuche bei den großen Namen der DDR-Musikszene, den heute wieder so oder noch immer so genannten Ostbands. Da waren die Engerling-Blues-Band, Karussell, Berluc, die Stern-Combo Meißen, die Puhdys, Stefan Diestelmann, Pond, Silly (im HdA, Kulturhaus in der NVA-Kaserne auf dem Erfurter Steiger) mit der wirklich beeindruckenden Tamara Danz, Fritzens Dampferband (ebd.), MTS, Kurt Demmler – Karat und Lift und viele andere sah ich leider nie live. Aber es gab ja auch im Fernsehen der DDR Musiksendungen: Bong, Rund, Sprungbrett – und wie sie alle hießen –, in denen die Vielfalt der Ostmugge, der DDR-Jugendmusik sichtbar war.
Viele dieser Musikgruppen habe ich auch nach der Wende weiterverfolgt. Insbesondere Silly und City und die Puhdys. Bei manchen Skandalen (Karat zum Beispiel) konnt ich nur mit dem Kopf schütteln. Jetzt allerdings ist also die Zeit gekommen, da die musikalischen Idole meiner Jugendzeit von der Bühne abtreten. Immer mehr von ihnen gehen in die „Rockerrente”. Vergessen aber werde ich keine dieser Combos, keine dieser Bands. Ihre Musik wird mich weiter begleiten, solange ich noch Musik hören kann.
Und weil ich mich echt nicht entscheiden kann, welches Lieblingslied ich hier verlinken soll, gibt es kein Video in diesem Beitrag – aber ich freue mich, wenn ich mir in den Kommentaren eure Lieblingslieder aus der DDR oder von schon in der DDR existierenden Gruppen mitteilt.
Ich schleiche mich davon und sage Danke für die Idee zum Beitrag und fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 11.04.2022 meine ganze Kanne Kaffee am Vormittag, die erledigten Arbeiten im Haushalt, ein paar Ferngespräche.
Für morgen zog ich die Tageskarte Sieben der Kelche.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
electra: Tritt ein in den Dom
Lift: Mein Herz soll ein Wasser sein
Vroni: Sommernachtsball
…
Ja, alles wunderbare Lieder …
Als ich fortging von Karussell
Oh ja … *seufzt*
Endlich habe ich dein Kommentarfeld gefunden. Nein, ich kann dir keine Ostmusik nennen. Ich wurde im Westen groß und Pop nach 8 mit Gottschlalk und Jauch haben meine Kindheit begleitet. Werner Reinke auf HR3 auch. Aber ich glaube, die Musik, die uns in der Jugend begleitet hat, sitzt fest in uns, das triggert heftig. Vorausgesetzt, man erliegt nicht dem Wahn so schreckliche Sender wie HR1 oder Bayern 1 oder SWR 1 oder so etwas zu hören. Dort werden alle Erinnerungen mit der Dampfwalze geplättet.
Gottschalk, Laufenberg und Sexauer. Du erinnerst Dich daran:
Oh jaa
Ach ja, Silly mit Tamara Danz. „Mont Klamott“ und „Asyl im Paradies“ besorgen mir heute noch Gänsehaut. Ähnlich geht es mit mit den Puhdys bei „Geh zu ihr“ (ich weiß nicht, wie oft ich Paul und Paula gesehen habe) oder „Die Sonne geht auf“ aus dem letzten City-Album.
Oh, ich habe auch anderes gehört, vor allem alles , was laut und heftig war. Manches habe ich wieder vergessen, aber die Lieder bleiben.
Ach ja: Die Legende von Paul und Paula …
Bei Silly denk ich auch immer an „So ’ne kleine Frau“ und „Hurensöhne“ – wie genial!
besonders liebe ich tamara danz und silly, von ihr fast alles. „mont klamott“ muss ich immer mitsingen, bei manchen liedern kommen fast tränen. „so ne kleine frau…“, ein lied, wie ein roman. lieben gruß für dich, roswitha
Die Tamara … Eine Identifikationsfigur, für Menschen egal welchen Geschlechts.
„… Und so ’ne gute Bluse
Die kaum noch Farbe hat
Doch so ’ne fahle Sehnsucht
Schmerzt in ihrer Brust
Und wenn die Kinder schlafen
Schon wieder so ’ne Lust …“
Nach der langen Version „Am Fenster“ habe ich oft barfuß und selbstvergessen in einer leicht esoterisch angehauchten Location getanzt. Die kurze Version ist immer noch in meiner Playlist „Lieblinge“. Genau wie ich die Lieder von Tamara Danz liebe, besonders „Bye Bye my Love“. Und Gundermann (Der Narr). Allerdings bin ich nicht mit ihnen groß geworden, sondern habe sie erst nach dem Fall der innerdeutschen Grenze kennengelernt. Sie lösen bei mir daher wahrscheinlich andere Gefühle aus als bei dir. Was aber die Texte und die Musik betrifft, hat eben alles seine Zeit.
Liebe Grüße zu dir,
Elvira
Ui. „Leicht esoterisch angehauchte Location“ klingt wirklich spannend.
Und Du sprichst etwas an, was ich mich schon immer frage. Ich glaube, das wird ein weiterer Blogtext werden. Danke für die Anregung.
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