Eine nur mäßig erfolgreiche Suche.
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Wenn ich es schaffe, über Fünf Krisen zu schreiben, dann schaffe ich es auch, über sechs Glücksmomente zu schreiben. Nicht wahr? Noch dazu erwähne ich ja täglich (zumeist drei) Dinge, die ich am Tag gutfand.
Nun, etwas gutzufinden heißt allerdings nicht, daß dieses Etwas auch zu einem Glücksmoment gehört. Ich möchte ja nur sechs Momente finden, in denen ich nicht nur nicht unglücklich, sondern glücklich war oder mich zumindest glücklich fühlte. Eben sechs Glücksmomente.
Ich lasse den Sonnabend und den größtenteils verschlafenen Sonntag Revue passieren. Unglücklich fühlte ich mich nicht. Schlapp und schäbig, müde und vieler Dinge überdrüssig fühlte ich mich. Aber nicht unglücklich. Ich saß ja sogar bei offenem Fenster in der Sonne am Schreibplatz. Und ich hatte ja wegen des langen Schlafes auch kein schlechtes Gewissen (was zu anderen Zeiten ganz sicher geschehen wäre). Aber Glüksmomente an diesen beiden Tagen und heute? Nein. Heute war da zwar ein Moment großer Erleichterung, aber glücklich fühlte ich mich auch darin nicht.
Ich blätterte durch die aktuelle und die vorhergehende Kladde. Und fand drei Einträge, in denen ich mir das Gefühl glücklich zu sein aufschrieb. Nicht jeden Eintrag habe ich akribisch nach Glück/glücklich abgesucht. Vielleicht brächte ein gründlicheres Studium der eigenen Notizen mehr Glücksmomente zum Vorschein. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht habe ich auch im Überschwang des Glücks einfach jedesmal vergessen, den Moment zu registrieren und zu notieren. Sollte ich wirklich glauben, daß es in meinem Leben nur so wenige Glücksmomente gibt? Daß ich nichteinmal sechs Glücksmomente finden kann, mich nicht an sechs halbwegs aktuelle Glücksmomente erinnern kann?
So sitze ich am Schreibplatz. Wie jeden Tag, den ich zuhause bin, für zwei Stunden. Heute habe ich diese Zeit hauptsächlich lesend verbracht. Und wieder auf Zettel gekritzelt. (Dabei will ich doch alles in die Kladde schreiben! Aber manches paßt einfach nicht, verlangt formatloses Papier außerhalb der festen Struktur der Kladde.) Aber ich habe aus der heutigen Suche nach den sechs Glücksmomenten etwas „gelernt”: Wenn ich jetzt immer auch diesen Vierfarbkugelschreiber dabeihabe, kann ich Texte, in denen ich zukünftig über Glücksmomente schreibe, farblich kennzeichnen. Dann könnte ich sie schneller wiederfinden bei einer zukünftigen Suche danach …
Ich erinnere mich an das Genußtraining während der teilstationären Therapie. Ich sollte es wieder tun, dieses Achten auf schöne Dinge und deren Wertschätzung. (Boah, dieses Wort Wertschätzung mag ich nicht, wirklich nicht; aber welches Wort stattdessen nutzen?)
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 14.03.2022 die Erinnerungen an drei Glücksmomente, die in Butter gebratenen Gnocchi mit Zwiebeln und Käse, das Draußensein trotz grauem Himmel.
Für morgen zog ich die Tageskarte Bube der Münzen.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Wie ist es denn mit den kleinen, stillen Glücksmomenten?
Nur die gefundenen drei …
Da sagst du was … Ich machte mich auch gerade auf die Suche und fand ein paar: Meine finden in der Natur statt und mit andern Menschen zusammen. Wald. Weite. Lachen. In strahlende Augen gucken. Mir einer Freundschaft bewusst sein.
Aber vor allem was du sagst: Es geht um Bewusstsein. Genau das. Mich darauf zu achten macht den Unterschied.
Danke fürs Erinnern.
Lieber Emil, vielleicht gefällt Dir „Dankbarkeit“ oder „Würdigung“ besser?
Herzlich, Lin
Gute Vorschläge, danke.