Das seltsame Verhalten von Wesen.
Kein erkennbares Muster.
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Die Gegend um die Teiche hier ist ein sehr beliebtes Gassigehgebiet. Ich kann dort oft wunderliche Beobachtungen machen über den Umgang verschiedener Hunde miteinander. Und ich kann die Herrchen und die Frauchen beobachten. Dabei fiel mir immer wieder auf, wie unterschiedlich sich zwei Hunde begegnen, abhängig davon, ob sie beide oder nur der eine oder nur der andere oder keiner von beiden angeleint ist. Es gibt auch unter Hunden solche, die immer gleich gelassen und ruhig sind und bleiben. Die sich nicht beeindrucken lassen vom Zinnober, den andere Hunde veranstalten (meist die kleineren). Denen die Leine scheinbar völlig egal ist. Und dann gibt es das andere Extrem: Solange die angeleint sind, markieren sie den lauten, giftigen, den angriffslustigen Hund. Dazwischen sind alle möglichen Abstufungen zu finden: sehr ängstliche, sehr neugierige, freundliche, abwehrende, sich abwendende usw. usf.
Ich sah einmal zwei Hunde, deren Menschen sich verängstigt beschimpften, weil die beiden Hunde an den Leinen zogen, jeweils zum anderen Hund hin, laut kläffend und schwanzwedelnd. Die zwei dazugehörigen Menschen versuchten, auf dem engen Weg jeden direkten Kontakt der Hunde zu verhindern, lautstark und mit viel Kraft an den Leinen ziehend. Am späteren Nachmittag waren diese beiden Hunde wieder unterwegs, aber so, daß der eine Mensch den anderen Menschen nicht sehen konnte. Das kleine Wäldchen, diese sieben Bäume mit den dichten Büschen dazwischen, verhinderte das. Von meiner Bank aus konnte ich in Ruhe alle vier beobachten, Hunde und Menschen. Und beide Menschen leinten ihre Hunde ab, weil sie sich alleine wähnten und der Hund ja auch einmal richtigen Auslauf nötig hat. Beide Hunde waren auf je einer Seite des Wäldchens unterwegs in meine Richtung. Ein Mensch stand weiter mit dem Rücken zu mir und rauchte. Der andere Mensch war sehr intensiv mit einem Mobiltelefon beschäftigt. Was für ein großartiger Moment für die beiden Hunde! An der Leine auf dem schmalen Weg wurden sie von ihren Menschen streng getrennt. Jetzt aber durften sie unangeleint, ungezwungen, frei aufeinanderzugehen, sich begegnen und taten das auch ganz ohne Gebell. Verspielt und ausgelassen tobten sie miteinander, beschnüffelten sich immer wieder und rannten dann zwei oder drei Runden um das Wäldchen herum. An ihren Menschen vorbei, gemeinsam, die beiden Hunde nebeneinander. Und den Menschen fiel das nicht auf, ich beobachtete jedenfalls keine Reaktion.
Am Tag darauf trafen sich die Menschen wieder auf dem engen Weg und versuchten, jeden direkten Kontakt der sich freudig begrüßenden Hunde lautstark und mit viel Kraft an den Leinen ziehend zu verhindern.
„Wenn ich nur wüßte.”
Seufzend denke ich gerade wieder diesen Satz, der mir doch nur ein halber Satz zu sein scheint. Denn fehlt ihm nicht die Angabe, was da zu wissen gewünscht wird? Diesmal ist es „Wie das (zuverlässig, immer, regelmäßig, einfacher …) gemacht wird, gemacht werden kann.” Ab und an tu ich das ja, was ich „machen” möchte und von dem ich das Wie? wissen möchte. Ja was denn nun, höre ich so manche fragen. Ach, ich rede nur, schreibe nur davon, wie ich aus banalem Erleben in der Wirklichkeit lesbare Geschichten machen kann. Solche, die mehr aussagen als das Erlebte selbst, Allgemeineres aussagen, ohne daß das wörtlich darin erwähnt sein muß. Und die trotzdem konkret genug etwas beschreiben, was den Menschen in der Wirklichkeit als Erlebnis begegnen kann. (Das klingt grad etwas größenwahnsinnig, nicht wahr?) Aber das ist tatsächlich einer meiner Ansprüche.
Ich blätterte durch meine aktuelle Kladde, die zu einer kruden Mischung aus Tagebucheinträgen, Satzfetzen und Anfängen und Skizzen und Geschichtchen mutierte, weil ich ja Alles darinnen niederzuschreiben mir versprach. Ich blättere durch meine aktuelle Kladde und bin unzufrieden. Mit der Unordnung, die entstand, weil ich mein Versprechen einhalte. Mit der Flachheit dessen, was ich da notierte und jetzt lese. Ich kann in meinen Notizen einfach kein deutliches Muster erkennen, das mir das von mir gesuchte Wie? auch nur andeutungsweise erklären kann. Und: Daß ich an verschiedenen Tagen die gleichen Hunde sah, fiel mir erst beim Lesen im Notizbuch auf. Andererseits: Darin sind ja auch einige Texte entstanden, die jetzt im Blog zu lesen sind (stimmt nicht, denn es entstehen alle Texte üblicherweise in der Kladde – nur die hier gerade unter der Miniatur entstandenen Absätze wurden direkt in den Quelltexteditor getippt).
(Ich weiß, das hätten zwei Blogbeiträge werden können.)
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 13.02.2022 die mögliche Kommunikation, das Verweilen in Wasser und Schaum, eine Menge gelöschter Dateien (uralt und mittlerweile bedeutungslos).
Für Morgen zog ich die Tageskarte III – Die Herrscherin.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Gelungen, Emil. Du hast mehr gesagt als geschrieben.
(Das mit den Hunden fast so erlebt heute. Nach dem „Leinen los“ waren Buddy und meine Haily überglücklich und tobten miteinander. Aber das nur am Rande.)
Schönen Gruß von einem weiteren „Wesen“. Schon seltsam, alles, manchmal.
Deine Geschichte sagt das, was sie zu sagen hast, ohne, dass du es sagst, sie spricht für sich. Also gelungen. Oder?
Aber das wie …
Erzwingen geht nicht. Weißt du. Schreiben, nix als schreiben, dann zeigt sich auch das Wie. Meine Erfahrung.