Direkt aus meinem Kopf notiert – II.
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Wenn ich doch nur zu einer anderen Zeit leben würde als zu der jetzigen! – So habe ich schon als Jugendlicher und seither immer wieder oft gedacht. Und mir dabei das alte Ägypten, Griechenland oder Rom vorgestellt. Irgendwann auch das vormittelalterliche, bronze- oder eisenzeitliche Irland oder Schottland. Das Hoch- und das Spätmittelalter hierzulande und den frühen Kapitalismus. Aber (wahrscheinlich) dachte ich nie über ein Leben als Indianer nach, trotz all der dazu gesehenen Filme und gelesenen Bücher! Und dann habe ich mich über die andere Zeit informiert und über die Wahrscheinlichkeit, in jener Zeit eine wahrhaft vorteilhafte Stellung einnehmen zu können. Ich beschaffte mir das Wissen darüber damals aus Büchern, denn als diese Vorstellungen begannen, gab es weit und breit noch kein Internet. Gab es also in einer anderen Zeit eine wahrscheinlich für mich erreichbare Stellung, die mich nicht Not leiden ließe, existenzbedrohende Not durch Hunger oder (heutzutage harmlose) Krankheiten? Immer wieder verging mir bei diesen Überlegungen und mit den zu findenden Informationen der Wunsch, in jener anderen Zeit zu leben, immer wieder. Für das Leben in der Zukunft hatte ich früher noch wirklich gute Phantasien und Utopien – aber von denen ist mir heute nichts mehr geblieben.
Die einzige Zeit, in der ich altersunabhängig jederzeit wieder leben wollen und ich der ich mich tatsächlich wohlfühlen würde, wäre die Zeit meiner Jugend – auch, wenn es die des Kalten Krieges war …
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Gut fand ich am 12.02.2022 meine kurze Anwesenheit beim Vereinstraining und damit draußen unterwegs gewesen zu sein, lang schon erwartete Post, ein indirektes Lebenszeichen.
Für Morgen zog ich die Tageskarte Vier der Kelche.
© 2022 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Vielleicht liegt es daran, dass man die Zeit der Jugend immer als gut erlebt.
Ich hatte damals aber auch Angst, Emil, viel Angst. Aber es war anders als jetzt.
Angst war da auch. Aber ganz, ganz andere …
Ja, das meine ich. Ich war nicht orientierungslos und auch nicht alleine.
In den 70ern oder 80ern so alt gewesen zu sein wie ich heute bin, wirkt auch auf mich verlockend. Und zwar noch nicht mal des anderen Zeitgeistes wegen, vielmehr noch, dass wir damals noch die Steuer hätten rumreißen könnten (Klima) und dass es damals noch viel weniger Menschen gab und mehr Platz. Und vielleicht vielleicht war es ein bisschen solidarischer und hoffnungsvoller zu leben?
Nicht dass „damals alles besser“ war, das nicht, aber, ach …
(Bei mir kommt ja noch die Lebenswirklichkeit des anderen Landes dazu …)
Ich bin froh zu leben und ich lebe jetzt und hier. Ich durfte meine Kinder ohne Krieg und Hunger groß ziehen, ich kann mich als Frau frei bewegen, darf denken, was ich will und werde auch ohne Mann akzeptiert. Ich kann alles lernen, wozu ich Lust habe und mir alle Bücher kaufen, die ich kaufen will. Ohne die medizinischen Kenntnisse und Fertigkeiten heutzutage wäre ich schon lange blind und ich wüsste vor Schmerzen nicht, wohin mit mir. Wahrscheinlich wäre ich schon gestorben.
Meine Kinder haben so viele Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten und ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Natürlich hat auch die Gegenwart ihre Schrecken, Sorgen und Ängste, aber das war ja schon immer so. Ich bin mir sehr bewusst, wie privilegiert ich bin, in Europa geboren worden zu sein. Ich bin dankbar für das, was ich habe und bin.
Als Kind wollte ich immer Prinzessin sein und im Märchenland leben, als Jugendliche war ich innerlich eine amerikanische Ureinwohnerin, am liebsten Winnetous Schwester 😉. Als junge Erwachsene wollte ich in Afrika leben und heute liegt mein Sehnsuchtsort irgendwo in Skandinavien. Ja, ich kenne das natürlich auch, was Du beschreibst. Auch heute noch träume ich von einer Reise im Wohnmobil mit einem lieben Partner, einem gesunden Körper und ohne Zeitlimit. Phantasie eben. Und wer weiß, vielleicht wird ein Teil der Wünsche doch noch wahr und ich lande ganz woanders in einer für mich neuen Zeit! Und wenn nicht, war die Phantasiereise eine schöne Reise. Danke für das heutige Denkfutter, liebe Grüße und einen schönen Sonntag! 🙋♀️