Nº 006 (2022) – Huuchneigahr

Alltägliches an einem Feiertag.

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Huuchneigahr wird es Erzgebirgisch genannt, Hochneujahr, das Hohe Neue Jahr, der Dreikönigstag, Epiphanias. Ein Tag, der bei vielen der letzte Tag der Weihnachtszeit ist. Einer, an dem es nochmal Abendessen mit Klößen und Braten gab um 18 Uhr. Auch in der DDR und unter der Woche. Aber nein, das besondere Essen gab es heute bei mir nicht.

Sonderbar war und ist der Tag trotzdem: Nur hier in Sachsen-Anhalt, in Bayern und in Baden-Württemberg ist er ein Feiertag und arbeitsfrei (für viele aber nicht). Im Rest der Budesrepublik Deutschland ist es ein ganz normaler Tag. In solchen Situationen bin ich immer verwirrt. Ja, ich stand tatsächlich vor einem geschlossenen Laden und wollte Limonade kaufen. Und ich war heute arbeiten. Ehrenamtlich arbeiten, ja. Ich saß einige Zeit in einem Radiostudio, zeichnete eine Sendung auf, bearbeitete sie so nach, daß sie sendefähig wurde und plazierte sie am Ende da, wo sie in diesem Sender zu finden sein muß, um pünktlich wie geplant ausgestrahlt zu werden. Und auch um die Magazinsen­dung heute Abend, zu deren Redaktion ich gehöre, habe ich mich gekümmert. Auch die wird wie vorgesehen gesendet werden.

Und dann stand da an meinem Weg diese Kiste mit der großen Aufschrift „Zu Verschenken!!!”. Mit Kuscheltieren, zwei Decken, diversem Porzellan und Büchern und anderem. Ich ging daran vorbei. Wirklich. Nach 15 Metern aber kehrte ich um. Sah mir die Dinge genauer an. Nur ein Buch steckte ich in meinen Rucksack, obwohl ich am liebsten auch all diesen Kuscheltieren Asyl gewähren wollte. Ich werd wohl schrullig? Am Ende blieb es schweren Herzens bei diesem einen Buch, einem utopischen Roman, der 1969 in der vierten Auflage erschien: „Heimkehr der Vorfahren” von Eberhardt del' Antonio. Und nun weiß ich, daß ich auch dessen mit diesem Buch fortgesetzten Vorgänger „Titanus” lesen möchte und irgendwo finden muß. (Das ist jetzt schon das dritte Buch hier, das die Fortsetzung eines ersten Bandes ist …) Ich war traurig, daß ich die Stofftiere allein zurücklassen mußte und ich war stolz, nur ein einziges Buch mitgenommen zu haben.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Gut fand ich am 06.01.2022 die geschaffte Arbeit im Radio, daß ich allem widerstehen konnte außer diesem einen Buch, vereinbarte Termine für nächste Woche.
 
Für Morgen zog ich die Tageskarte Drei der Schwerter.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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3 Antworten zu Nº 006 (2022) – Huuchneigahr

  1. Stefan Kraus sagt:

    ❤️ (Auch alltäglich.)

  2. Sonja sagt:

    Die Stofftiere befinden sich jetzt in der Obhut des kleinen Sascha (aber nur, weil dessen Mama keine Hygienefanatikerin ist)…
    Neujahrsgruß von Sonja

  3. Gudrun sagt:

    Ein interessantes Buch ist das. Damals, vor vielen Jahren, hat es mich sehr gefesselt. Ich hab mir vorzustellen versucht, wie es ist in eine Welt zu kommem, die man nicht mehr kennt. Eigentlich war es schön, über Zeitverschiebungen und so etwas nachzudenken, keine anderen Probleme zu haben. Den ersten Band fand ich übrigens noch besser. (Bei ZVAB hab ich ihn gefunden, für ganz wenig Geld.)

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