Schneeräumdienst hat diese Woche Elim, der Waldschrat.
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Das ist mein 12. Adventskalender, den ich all denen widme, die kämpfen, allen, die krank sind, allen, die Unterstützung benötigen. Möge uns allen eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit beschieden sein. Meine Kerzen brennen insbesondere für Menschen (und Tiere), die Hoffnung und Trost brauchen.
Seit einigen Jahren haben sich alle Bewohner aus dem und rund ums Halltal immer wieder zusammengetan und einen eigenen Schneeräumdienst organisiert. Wenn nämlich einmal Schnee fällt in dieser Gegend, dann fällt viel Schnee und er bleibt lange liegen. Wie beschwerlich all die notwendigen Wege bei mehr als kniehoher Schneedecke werden, kann sich sicher jede und jeder lebhaft vorstellen.
Auch der Waldschrat Elim hat wie jedes Jahr sein „eigenes Revier” bekommen, in dem er eine Woche lang dreimal am Tag die Wege von zu hohem Schnee befreien soll. Ja, das ist eine beschwerliche Aufgabe. Vor sieben Jahren, als er das Amt zum ersten Male übernahm, war Elim noch mit Schneeschippe und Besen jedes Mal drei Stunden vollauf damit beschäftigt. Im Schweiße seines Angesichts schob und fegte er die weiße Pracht beiseite, während sein Bart nach und nach gefror. Was für ein Unglück, wenn der irgendwann einmal abgebrochen wäre! Schon im dritten Jahr baute sich der Waldschrat aus alten Brettern, aus denen er ein Dreieck formte, und aus zwei Schaufelstielen ein Ding, das er „Schneepflug” nannte. Denn seine Erfindung ließ sich wie ein Pflug durch den Schnee schieben und hinterließ dabei einen geräumten Weg wie eine breite Furche im Schnee. Ein Jahr später hatte er sein hilfreiches Wunderwerk verbessert und zwischen die beiden Enden der Schaufelstiele eine Griffstange eingefügt. Da ließ sich das Ungetüm besser schieben. Ja, er hatte sich diese Idee von den Kinderwagen abgeschaut, mit denen die jungen Eltern im Halltal ihren Nachwuchs herumfuhren. Aber er war der erste, der diese Griffstange im Winter nutzte! Noch ein Jahr später baute Elim einen Bretterboden in seinen Schneepflug ein. Auf den packte er ein paar Steine. Deren Gewicht preßte den Schneepflug an den Boden, manchmal so fest, daß sämtlicher Schnee von den Wegen zur Seite weggeschoben wurde. Jetzt mußte der Waldschrat nicht mehr selbst den Pflug so derb nach unten drücken. Dafür wog seine Erfindung jetzt viel, viel mehr und ließ sich nur noch schwer schieben. Überall da, wo es besonders glatt war unter der Schneedecke, hatte er wirklich Schwierigkeiten voranzukommen. Aber er brauchte nur noch wenig mehr als eine Stunde fü sein ganzes Revier.
Elim ließ das trotzdem keine Ruhe. Er grübelte einen Sommer darüber und schob wieder seinen Schneepflug durch das kalte Weiß auf den Wegen. Er nahm mal weniger, mal mehr Steine zum beschweren. Einmal hat er sogar ein Seil an der Spitze seiner Erfindung befestigt und versucht, sie hinter sich herzuziehen. Aber das war auch nicht leichter, und der hohe Schnee fiel ihm von oben in die Stiefel. Deshalb hatte er nach jedem Schneepflügen kalte, nasse Socken und Füße. Und nasse kalte Füße sind für einen Waldschrat wirklich ärgerlich unangenehm. Einen zweiten Sommer zerbrach sich der Waldschrat seinen Kopf. Oh, Ideen hatt er viele. Aber keine einzige davon wollte ihm geeignet erscheinen, den Schneeräumdienst wirklich leichter zu machen. Irgendwann im Sommer danach half Elim einem seiner Nachbarn, der auf eine längere Reise gegangen war. Der Nachbar hatte drei Ziegen, aus deren Milch auch Käse gemacht wurde. Beim Versorgen und Melken der Tiere kam dem Waldschrat die entscheidende Idee. Und solange der Nachbar nicht zuhause war, hatte Elim Zeit, etwas für seine neue Idee zu tun. Er knüpfte aus ein paar Seilstücken ein seltsames Ding. Wenn er das den Ziegen anlegte, dann könnten die Tiere doch den Schneepflug ziehen? Er hatte nur noch zwei Tage Zeit, als er damit begann, einen Handwagen von den Ziegen ziehen zu lassen, Hui, das ging ja wie von selbst! Dann war der Nachbar von seiner Reise zurück. An einem Abend tauschten sich Elim und sein Nachbar bei einem Pfeifchen über die Erlebnisse aus. Und Elim erzählte auch von seiner Idee, ließ wieder den Handwagen von einer der Ziegen ziehen. Hach! Wenn es bei der beschwerlichen Winterarbeit denn helfen würde, so sei es Elim gerne erlaubt, die Ziegen als Zugtier vor seinen Schneepflug zu spannen.
Gestern war es soweit. Gestern begann Elims Woche als Schneeräumer. Fröhlich pfeifend zog er mit der Ziege vor seinem Schneepflug los. Und stellte fest, daß die Ziege die Wege nicht kannte. Das Tier zog hierhin und dahin, fand unterm Schnee ein paar Knospen hier und ein wenig Rinde da, die sie abknabberte. Nur auf dem Weg wollte das Tier auf keinen Fall bleiben. Und Elim merkte, daß das er so nicht fertigwerden würde mit dem Räumdienst. Er brachte die Ziege zurück zu ihrem Stall und schob wie im vorigen Jahr seinen Schneepflug durch den kniehohen Schnee. Dabei aber überlegte er schon, wie ein Waldschrat eine Ziege auf dem rechten Weg halten könnte.
Ich schleiche mich davon und wünsche eine schöne Adventszeit.
Wer eine Gelegenheit sucht, zur Weihnachtszeit anderen zu helfen, der kann das im Dezember täglich ab 21 Uhr des Vorabends bei der Versteigerung von #hand2hand21 tun. Die Aktion ist eine gute Idee von Meg, ihr und allen Mitwirkenden danke ich dafür.
P.S.: Positiv waren am 06.11.2021 die dünne Schneedecke am frühen Morgen, die sprudelnde Phantasie, dicke Zwiebelsuppe.
Die Tageskarte für heute ist die Königin der Schwerter.
© 2021 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
😜☺️
Also, Emil, jetzt hast du mir gleich drei Lacher beschert mit deiner wunderbaren Geschichte.
Der Erste kroch hoch bei dem Gedanken, dass ein gefrorener Bart vielleicht abbrechen könnte. Der Zweite, weil ich schon öfter nachgedacht habe, meinen Fridolin im Winter auch gleich noch als Schneeflug einzusetzen. Und der dritte Lacher galt der Ziegenkarre. Das hab ich nämlich probiert, anno Dunnemals. Meine Liese machte das prima, so lange ich sie führte. Wenn ich mich aber auf den Wagen setzte … Naja, es ging schief.
Danke für die Geschichte. Ich hab sie sehr gerne gelesen.
Ach, wie mich das freut! Das meine Spinntisiererei jemanden lachen läßt!
Ganz im Ernst sah ich 88 in Annaberg-Buchholz einen Trabi mit Schiebeschild.
Siehste! 😄