Es muß nicht immer Rilke sein.
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Doch, ich mag Rilke sehr. Und Hölderlin. Und Gernhardt. Ja, auch Domin. Und Brecht. Aber Eva, Eva ist meine Favoritin:
Zeitgleiche
Grüne Spalte im Oktober.
Eines Abends: Grünes Licht.
In den Bäumen tobt Zinnober.
Vogelgrün von Flaumgewicht
Kam durch einen Spalt gekrochen.
Eisluft. Glaswind. Alles wahr.
Doch ich hab den März gerochen.
Und nach Grün roch auch mein Haar.
Eva Strittmatter: Ich mach ein Lied aus Stille. Gedichte. S. 61
6. Auflage 1983 © Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar.
Lizenznr. 301. 120/73/83 · Bestellnr. 611 177 7
Ich hatte Frau Wildgans versprochen, ein Herbstgedicht der Strittmatter herauszusuchen. Beim frühen Blick aus dem Oktoberfenster fiel ihr zwar die Stahlmattenfabrik ein, in der die Mutter wohl Schmutzauffangmatten mitfertigte. Allerdings mangelte es an einem stimmungsvollen Gedicht. Ja, es gibt die berühmten und immerwieder (re-)zitierten von Rilke und Hölderlin und wohl noch anderen mehr. Und ich als jemand, der ein ein glühender Verehrer von Eva Strittmatters Poesie ist, ich lasse euch dann eben teilhaben einem von ihr.
“In den Bäumen tobt Zinnober.” Dieser Satz riecht für mich nach Herbstlaubwald, nach Blätterhaufen, mit den Füßen anzuhäufen oder zu zerstreuen. Und ich sehe mich, wie ich mich als Kind oder auch heute noch nach einem besonders schönen zinnoberroten Blatt bücke. Wie ich durch dieses Blatt hindurch in die Sonne blinzele. Oder wie ich die winzigen Regenbogen zu betrachten versuche, die in den Tautropfen auf diesem Blatt entstehen könnten. Der Herbstsurm steckt für mich in dieser Zeile, der zornig und wild durch die Bäume fährt und die Blätter herabwirbeln läßt.
Ach, das ganze Gedicht ist für mich Sinnbild für den Herbst und Drehbuch für das Kopfkino. Und als ich gestern nachmittag nur kurz zwar, aber doch in der Sonne saß und einen kleinen Vogel beobachtete, der in einem Strauch mit roten und gelben und grünen Blättern herumhüpfte, da fiel es mir ein, dieses Gedicht (sein Titel aber nicht).
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 11.10.2021 war ich richtig zufrieden mit dem geschafften Pensum an Transkription, mit dem Hirsebrei mit Geschnetzeltem und damit, daß ich den Heimweg zwischen den heftigeren Regengüssen schaffte.
Die Tageskarte für morgen ist der König der Kelche (Arbeit an der Selbstreflexion).
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und ich dachte, du hättest es vergessen, wollte schon selber suchen.
schön!
Ich schreib doch hier immer nur einen Beitrag am Tag 😉
Den Herbst kann man wunderbar in Worten einpacken.
Ich mag ihn am Liebsten.
Er ist meine zweite Liebe.
Ja der Winter ist bei dir unschlagbar.
Ein wunderbares Gedicht von Eva Strittmatter! Und eine schöne Verehrung!
Liebe Grüße
Helmut
Oh, Danke.
Sie ist viel zu wenigen Menschen bekannt, viel zu viele Menschen kennen ihre Poesie leider nicht …
Eine Wohltat, einmal nicht „Herr: es ist Zeit etc“ Nein, ich bin kein Rilke-Fan, ich mag den religiösen Symbolismus gar nicht …
Ich glaube, so religiös meinte Rilke das nicht, wie es heute aufgefaßt wird. Aber damals war die Realtität eine andere …