2021,278: Wäschetrocknen

Schon wieder ein Erinnerungstext.

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Früher war das anders. Da hing die Wäsche draußen hinterm Haus oder neben der Scheune und trocknete an der frischen Luft. Selbst bei Frost funktionierte das. Nach dem Abnehmen – damals gab es noch keinen überparfümierten Weichspüler und auch die Waschmittel waren nicht so parfümiert wie heute – roch die Wäsche je nach Jahreszeit anders. Im Winter nach Schnee, nach frischem Grün im Frühling, im Sommer nach Sonne und reifendem Getreide, im Herbst nach bunten Blättern oder Kartoffelernte. Nur: Einen echten Wäscheplatz hinterm Hochhaus gibt es nicht mehr, auf dem alles lustig im Wind flattern könnte. Ja, die älteren Menschen können sich noch daran erinnern, an die Wäschestangen, zwischen denen die Leinen gespannt wurden, und auch noch an die Wäschestützen, die manchmal nötig waren. Hier im Haus soll ein sogenannte Wäschekeller sein, ich habe ihn noch nie gesehen. Ach, und nach dem Waschen und Weichspülen werden heutzutage neben der Wäsche noch zusätzliche Dufttücher in die Wäschetrockner gesteckt. Als ob frische Wäsche nicht ohne all das Zeug einen besonderen Geruch hat. Weichgespülte Handtücher sind für mich tatsächlich ein Drama, denn damit kann ich mich nicht wirklich abtrocknen. Außerdem reagiere ich auf die meisten modernen Weichspüler mit Hautirritationen. Ich komme ohne das Zeug aus. Und benutze noch immer selbstgeriebene Kernseife (echte Kernseife) als Waschmittel für die meisten meiner Textilien. Oder mittlerweile überwiegend Waschmittel ohne Parfüm. Es gibt ja einige davon.

Heute verbessere ich das Raumklima in meiner Wohnung wieder, weil ich meine Wäsche vom Wochenende – wie alle meine Wäsche – im Zimmer oder im Bad trocknen lasse, trocknen lassen muß. Das ist der Luftfeuchtigkeit in der zentralbeheizten Wohnung ganz zuträglich. Aber diese jahreszeitlichen Gerüche, von denen ich schrieb, die fehlen mir schon … (Die Mühen des Wäschewaschens ohne heute übliche Waschmaschine möchte ich keineswegs zurück.)

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 05.10.2021 waren positiv gewaschene Wäsche, eine vorproduzierte Magazinsendung, eine große Schüssel bunter Salat.
 
Die Tageskarte für morgen ist der Bube der Münzen (positive Selbstreflexion notwendig).

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Über Der Emil

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9 Antworten zu 2021,278: Wäschetrocknen

  1. Nati sagt:

    Was bin ich froh dass dies hier möglich ist.

  2. Gudrun sagt:

    In meinem Innenhof gibt es noch Wäscheplätze und die werden auch gut genutzt. Durch den Weichspühler musste aber bestimmt die meiste Wäsche. Meine nicht. Und meine Waschmaschine dankt es mir, dass ich keinen benutze.
    Als Kind habe ich mich immer über das frisch bezogenes Bett gefreut. Zuerst in die Wanne und dann in die frische Bettwäsche.
    Sag mal, wir sind wohl beide auf einem Erinnerungstripp?

    • Der Emil sagt:

      Kann durchaus sein, das mit dem Erinnerungsding. Es ist Herbst, Zeit für Erinnerungen, wie jedes Jahr. Und für mich auch Zeit der Vorbereitung auf das Kommende.

  3. Frau Momo sagt:

    Ich habe ja lange genossenschaftlich gewohnt und da gab es immer Waschhäuser in den Innenhöfen und auch die Wäsche konnte draußen aufgehängt werden. Meistens gab es im Haus noch Trockenböden
    Weichspüler habe ich noch nie benutzt. Ich mag den Gestank nicht auch mein Waschmittel hat nur einen sehr dezenten natürlichen Kräuterduft.
    Ich kaufe ja viel second hand und manchmal kommen hier die reinsten Stinkbomben an. Grauenhaft.
    Solange es geht, hänge ich die Wäsche hier auf unserem Balkon auf. Nur im Winter dauert mir das zu lange, bis sie trocken wird.

    • Der Emil sagt:

      Balkon … Habe ich ja nicht, und wenn ich hätte, könnte ich wegen meiner Höhenangst nur selten draußen Wäsche aufhängen.

      Waschhäuser waren für mich die Keller mit Waschkessel (durfte ich als Kind manchmal das Feuer drunter versorgen) und Bottichwaschmaschine mit Wringwalzen …

      • Frau Momo sagt:

        Ich fand diese Gemeinschaftseinrichtungen früher sehr hilfreich, weil ich mir keine eigene Waschmaschine kaufen musste. Heute wäre mir das zu mühsam, mich immer in eine Liste einzutragen, mich an bestimmte Zeiten halten zu müssen und womöglich auch noch die Chips für die Benutzung zu bestimmten Zeiten kaufen zu müssen.Wenn ich mich richtig erinnere, war das das Trocknen der Wäsche in der eigenen Wohnung sogar untersagt. Eben wegen der Feuchtigkeit.

  4. Sofasophia sagt:

    Ha, du machst es wie ich mit dem Waschmittel (bei mir kommen Soda, Wasser & Kernseife in den Topf für Flüssigwaschmittel – und wenig ätherisches Öl).

    Ich kann zum Glück auf der Terrasse trocknen, ganzjährig. Ich liebe diese Düfte.

    Danke fürs Erinnern, weil es mich dankbar macht.

    • Der Emil sagt:

      Das mit der Kernseife bagann zu DDR-Zeiten, als es das geliebte Spee nicht immer gab. Mittlerweile bin ich oft zu faul zum Seiferaspeln und kauf bei einer Drogeriekette ein ganz bestimmtes Waschmittel …

  5. Helmut sagt:

    Schön!

    Liebe Grüße
    Helmut

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