2021,271: Macherei

Trotz Anregung kommt nur ziemlich Unsortiertes zusammen.
Und eine Erkenntnis aus meiner Erfahrung.

To get a Google translation use this link.

 

Da fand ich doch im Reader einen Blogartikel, der mich zu meinem heutigen Text inspririerte, beinahe zum Nachdenken zwang: Vom Machen und Sein bei Natis Ideenwerkstatt. Haben und Sein sind für mich ganz ähnlich klar wie bei Nati. Aber:

 

Nichts kann ich so gut wie nichts machen. Ich Prokrastinateur vor dem HERRN. — Gut, so ganz stimmt das ja nicht. Denn wie jeder Mensch mache ich immer irgendetwas, nur nicht unbedingt das, was getan werden muß, getan werden sollte. Statt staubzusaugen sitze ich am Tisch und bereite den Kalender für nächstes Jahr vor, jetzt schon, im September. Statt zu schreiben lese ich lieber noch dreißig Seiten oder so in einem der drei gerade zu lesenden Bücher. Statt zu essen stehe ich messerschleifend in der Küche. Und so weiter und so fort. Außerdem gibt es bei mir ziemlich viele Zeiten, in denen ich einfach nur dasitze oder -liege. Das kann ich sogar stunden- und tagelang. Von außen sieht das mit ziemlicher Sicherheit nach faulenzen aus. Aber in mir drin, im Inneren ist das ganz anders. Im Denkicht (mein aus Denken und Dickicht geformtes Kunstwort, das ich für unkonntrolliertes Phantasieren und Herumdenken nutze) herrscht in diesen Zeiten Hochbetrieb. Da ist auch immer ein Versuch dabei, etwas soweit gedanklich zu sortieren, daß es herausgelassen werden kann aus meinem Kopf. Da entstehen zeichnen sich Ideen für Texte, Fotos, Kritzeleien ab, dir umgesetzt werden wollen und manchmal trotzden nicht umgesetzt werden können. Und immer, wirklich immer ist da auch ein Katastrophenszenario im Denkicht vorhanden, in dem aus Nichtigkeiten ein vollständiges Desaster und Scheitern werden könnte.

Mache ich also in den Zeiten nichts? Auf alle Fälle bin ich auch in diesen Zeiten, mein Sein ist dadurch nicht unterbrochen. Aber mache ich nichts?

Irgendwie schon. Zumindest glaube ich, daß ich den Augen vieler Mitmenschen in diesen Zeiten nichts mache, denn es gibt i. d. R. keine sichtbaren Ergebnisse. Aber ist das denn wirklich eine Voraussetzung oder eine Bedingung fürs Machen, daß es ein vorzeigbares, nachweisbares, allgemein erkennbares Ergebnis daraus hervorgeht? Das glaube ich nicht. Eine Idee oder eine (endlich!) getroffene Entscheidung: Können die immer sichtbar gemacht werden? Und kann das Ringen um diese nachgewiesen werden? Vielleicht … Vielleicht sind es nur unterschiedliche Ideen vom “Machen” und oder nur unterschiedliche Vorstellungen vom “Sein”. Für mich nämlich ist auch Sein schon Machen: Atmen, Denken, Herzschlag, Träumen, Empfinden. Das mache ich in jedem Augenblick meines Seins – oder nicht? Die anderen Dinge, die, die nachweisbare Spuren hinterlassen, die erledig(t)e ich häufig nachts. Den Abwasch. Wäsche aufhängen oder wegräumen. Lesen, lernen, schreiben. Musik bearbeiten fürs Radio. Texte transkribieren. Alles Dinge, die bei mir zumeist nach 22 Uhr, gar nach Mitternacht erledigt werden. Nicht ausschließlich, natürlich nicht. (Gerade verschiebe ich ja meinen Tagesrhythmus.) Aber da war dieser Begriff wieder: Nachweisbare Spuren. Ich frage mich gerade, ob dieses Machen wirklich mehr nachweisbare Ergebnisse zeitigen muß als das Sein. Und ob der Sicht-, Erkennbarkeit der Ergebnisse wirklich eine so hohe Bedeutung zukommt, wenigstens fürs eigene Gefühl?

Ich bin mit dem Thema noch nicht fertig, merke ich. Vielleicht ist es überhaupt kein Thema für mich. Aber zum Denken, auch zum sichtbar Denken hat mich Natis Text sehr deutlich angeregt. Und über eines bin ich mir schon ganz sicher: Für mich ist Sein manchmal alles, was ich machen kann.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Am 28.09.2021 waren positiv angeregtes Nachdenken, wieder viele gelesene Seiten, das durchsortierte Gefrierfach.
 
Die Tageskarte für morgen ist der Bube der Stäbe (mehr Neugier, Flexibilität und Offenheit gegenüber Unbekanntem).

© 2021 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2021, Gedachtes, One Post a Day abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten zu 2021,271: Macherei

  1. Nati sagt:

    Ich danke dir fürs Verlinken Emil und freue mich dass auch du darüber sehr viel nachgedacht hast. Bei mir hat es auch noch nicht aufgehört und ich knabbere noch ein wenig daran herum. Dieses Nachdenken worüber du geschrieben hast, läuft bei mir in Phasen ab wo ich automatisierte Arbeiten verrichte und sich das Gehirn förmlich langweilt. Lach…
    Die einzige Arbeit die ich mit anderen Dingen aufschiebe ist komischer Weise nur wenn die Steuererklärung ansteht oder wenn es heißt Koffer zu packen. Diese beiden Dinge schiebe ich bis zum Äußersten. Sonst bin ich quasi sehr diszipliniert.

    • Der Emil sagt:

      Disziplin kann soetwas oder soetwas sein. Ich brauche die „untätigen“ Zeiten zum Denken, verstehe aber auch die Menschen, die das wie Du sozusagen nur „nebenher“ erledigen.

      Da steht die Marx’sche Frage: Sein und Bewußtsein, was bestimmt was? Oder, anders ausgedrückt: Siegt das Machen über das Sein (Existieren) oder siegt die Existenz über das Ergebnisseliefern?

      • Nati sagt:

        Bei mir ist es die tatsächliche automatisierte Arbeit die meinen Kopf zum Nachdenken anregt. So entstehen auch oft meine Beiträge. Das funktioniert aber auch nur ohne Ablenkung. Ich könnte nicht wie du z.B. mitten im Gewusel sitzen und drauflos schreiben.

  2. Regine sagt:

    Wem musst Du beweisen, dass Du genug und zur richtigen Zeit das Richtige tust? Ich dachte beim Lesen, dass Du ganz wunderbar im“Sein“ lebst und dabei doch auch alles machst, was Dir wichtig ist.
    Ich faulenze gerne und Müßiggang ist eine Kraftquelle, finde ich.

  3. Gudrun sagt:

    Ich habe dir eine Mail geschickt. Wenn du damit klar kommst, sag mal Bescheid.
    Liebe Grüße von nebenan

  4. Sonja sagt:

    Das Sein IST. Was braucht es noch…? Eventuell Nichts…
    Gruß von Sonja

    • Der Emil sagt:

      Manchmal, manchmal sehne ich mich nach etwas mehr als Nichts. Ein Gegenüber zum Beispiel. Die Akzeptanz meiner Art zu existieren. Und so viel mehr …

  5. Das mit dem Katastrophenszenario im Denkicht…oh, wie ich das kenne! 😂👍🏻
    Und das Denken an sich. Und das Aufschieben und Umsortieren der zu erledigenden Dinge. Da bist du sicher nicht alleine. Einfach nur SEIN ist toll. Man darf sich da nicht unter Druck setzen, nicht auf andere hören. Das SEIN genügt. Liebe Grüße, Lisa

Schreibe einen Kommentar zu Nati Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert