Es wurmt mich schon, aber nur ein wenig.
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Verlorengeglaubte Erinnerungen waren vielleicht doch nicht so wichtig.
Ich suche in meinem Hirn (und auch in den vorhandenen Dateien) nach den Namen ehemaliger Familienmitglieder im weitesten Sinne. Zum Beispiel nach denen von den Basen und Vettern meiner Kinder. Die Familiennamen von damals weiß ich noch. Die Namen von Schwägerinnen und Schwagern auch noch. Ich bin bei der Namenssuche ganz erfolgreich bisher, fehlen mir doch nur noch zwei Namen, zwei einfache Vornamen. Gut, den einen davon hörte ich wirklich vor zu langer Zeit nur drei- oder viermal. Aber der andere, der andere Name läßt mich an meinem Verstande zweifeln. Der ist weg! Dabei höre ich die Mutter noch rufen, und sie rief üblicherweise beide Jungs mit ihren Vor- und Familiennamen, wenn es wichtig war. Aber da ist nur noch der eine in meiner Erinnerung! Himmelherrgottnochmal. Wie kommt es denn zu solch ominösen Fehlstellen? Natürlich, ich habe mich 20 Jahre nicht um diese Dinge gekümmert, sie sogar ver- und gemieden. Weil Überleben einfach wichtiger war. Aber jetzt, jetzt versuche ich schon einige Monate, Daten aus meiner Vergangenheit wieder zusammenzutragen.
Und so stelle ich fest, daß ich in meinem Leben früher viel, viel zu wenig aufgeschrieben zu haben scheine. Dann könnte ich wenigstens nachschlagen in den Notizen der entsprechenden Jahre. Wenn ich mir allerdings vorstelle, welche schiere Menge an sicher auch niemals wieder benötigten “Daten” da zusammengekommen wäre … (Und in meinem Gedächtnis, in der Erinnerung sind sie ja mit ziemlicher Sicherheit noch, sie sind nur unerreichbar für mich, jetzt, da ich nach einem bestimmten Datum suche.) Ich kann auch niemanden einfach anrufen oder anmailen deswegen, dazu ist mein Verhältnis zur “ehemaligen” Familie zu sonderbar; jedenfalls traue ich mich nicht mehr, einfach anzurufen oder eine Mail zu schreiben. Also hängt jetzt im übertragenenen Sinne ein Zettel an der Wand mit den Namen von Mutter, Vater und auch dem Bruder dieses einen Kindes (es ist ein Desktop-Hintergrundbild mit diesen Angaben).
Witzig ist, daß im Zuge dieser Namenssuche ganz andere Dinge wieder aus dem Gedächnis zum Vorschein kommen, die ich (ebenfalls) verloren glaubte, sogar zu meinem Glück verloren glaubte –, die Gnade des Vergessens, ihr versteht. Und eine Erkenntnis hat sich bestärkt: Ich muß mir nicht alles aufschreiben, mich nicht an alles erinnern. Ich glaube, das wäre für mich und die meisten Menschen sehr belastend. Und so bin ich es ganz zufrieden. Doch diesen einen Namen …
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 02.08.2021 waren positiv eine abgeschlossene gute Tat, Regensburger mit Brot und Sauerkraut, wieder über 120 gescannte Zettel (wie gut, daß das Programm mitzählt).
Die Tageskarte für morgen ist die Zwei der Stäbe.
© 2021 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Ha! HAH!
Soeben im Gespräch mit der allerallerallerbesten Freundin fiel mir der Name wieder ein! Nimm das, Du löcheriges Dingsda!
😂
Ja, so erlebe ich das (manchmal) auch, das Gedächtnis sucht, unbeobachtet von mir, weiter. Und Stunden oder Tage später taucht aus dem Nichts, in einem völlig anderen Zusammenhang plötzlich ein gesuchtes Wort auf.
Ich besuchte einmal meine Insel, die ich zehn Jahre zuvor verließ. Ein ehemaliger Kollege sprach mich an, umarmte mich und freute sich, mich zu sehen. Ich hatte lange mit ihm zusammen gearbeitet und freute mich riesig, ihn zu treffen. Nur sein Name, sein Name fiel mir nicht ein. Wie war das peinlich! Erst sehr viel später erinnerte ich mich, als ich schon längst wieder zu Hause war. Daran musste ich beim Lesen Deiner Geschichte über Deine Namenssuche denken und ich schmunzle vor mich hin.
Siehste. Druck ist nix für sowas.
Gut.