Warum ich nicht denke, daß das Leben ein rauschender Fluß sein muß.
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Diese Werbung für pausenlose Aktivität, für »sinnvolle Nutzung« auch des letzten Quentchens Zeit. Als wäre es den Menschen überhaupt nicht mehr zuzumuten, sich zu erholen, Langeweile auszuhalten, Müßiggang zu pflegen. Dabei sind Menschen auch dafür gemacht, können ohne Pausen nicht leben, ja, nicht einmal über längere Zeit »funktionieren«. Tu dies, mach das, erledige jenes, damit Du in der Zukunft – ja, was denn? »Dazu hab ich Zeit, wenn ich mal Rente bekomme.« Die Großeltern und Eltern sagten das oft und hatten und haben dann keine Gelegenheit, all das Vorgenommene, Aufgeschobene, Hintangestellte zu erleben. Immer fehlte und fehlt eines von den drei notwendigen Dingen: Zeit, Geld, Gesundheit. Jedenfalls bei vielen, die aus dem Arbeitsleben (welche ein Euphemismus!) ausscheiden mußten, durften oder konnten. In der (nicht nur Christlichen) Religion wurde und wird seit langer Zeit das Schöne des Lebens in die Zeit nach dem Tode versprochen: All das habt ihr im Paradies! Und heute? Wie ist das heute und ohne Religion?
Wann war die letzte (sorgenfreie!) Pause, die als Genuß erlebt werden konnte – und wann ist die nächste?
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 04.07.2021 waren positiv besonderer handgemahlener und handgebrühter Kaffee, die Vereinsvollversammlung, nur wenige Blicke zur Uhr.
Die Tageskarte für morgen ist der Bube der Schwerter.
© 2021 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Es ist eine Kunst bewusst Pausen im Alltag einzubauen, bewusst freie Zeit zu genießen. Ich warte nicht bis ich alt bin und arbeite um zu leben, nicht anders herum. Und die freie Zeit nutze ich für schöne Dinge.
Wer weiß wie es mir später geht, wir haben nur dies eine Leben.
Liebe Grüße zu dir Emil.
Ist dieses Verhalten denn „von der Wirtschaft“ akzeptiert? Oder von den „Mitmenschen“?
„Selbstoptimierung“ – d.h. Leistung über die Leistungsgrenze hinaus zu erbringen – ist doch mittlerweile Konsumentenpflicht …
Ich denke das muss jeder für sich entscheiden.
Ich muss nicht alles haben, mitmachen oder besitzen.
Trotzdem fühle ich mich nicht abgedrängt oder arm.
Mir geht es gut, sehr gut sogar. Weil ich auch die andere Seite kenne, ist dies mir mehr als bewusst.
Auch wenn ich nicht wirklich faul sein kann, dafür bin ich zu sehr Bewegungsmensch und schnell mit schlechten Gewissen behaftet, was bestimmt anerzogen ist, aber ich sehe nicht ein mein Leben nur der Arbeitswelt zu opfern.
Allerdings muss man sich dann auch die zukünftigen Konsequenzen bewusst sein.
Ich konnte das schon immer gut pausieren und genießen. Früher mit schlechtem Gewissen und möglichst heimlich, denn das „Faulenzen“ war doch stark verpönt. Es gab Kolleginnen, die in den Pausen gestresst durch die Schulflure jagten und sich über diejenigen aufregten, die fröhlich und entspannt wirkten und die Pausenzeiten zum Ausruhen nutzten, falls sie nicht für Aufsichten oder andere Aufgaben eingeteilt waren. „Die haben wohl nichts zu tun und sie strengen sich nicht richtig an!“ Das sagten oder dachten die fleißigen Gestressten dann. Es gab auch Mütter im Bekanntenkreis, die sich über mich wunderten, weil ich nicht alles mitmachte, was damals unter „guten“ Müttern üblich war.
Jetzt bin ich froh, offen tun und lassen zu können, was ich will. Und ich will häufig richtig faul sein! Und „unnötige“ Dinge tun, die nichts bringen, wie die Gestressten sagen, die immer keine Zeit für so etwas haben. Mir imponieren die Rentner und Rentnerinnen nicht, die nie Zeit haben und ihren Unruhestand gut finden. Ich bin eben eine Rentnerin, die ihre Ruhe voll auskostet!
Du scheinst nicht zu denen zu gehören, die denken, dass ein gutes Leben nur mit viel Arbeit und Anstrengung zu erreichen ist. Und das ist doch gut so, oder?
Ich bin sogar ein erklärter Verweigerer der sogenannten „Selbstoptimierung“ und des Verplanens jeder auch noch so kleinen Zeitspanne. Ich brauche die freie Nutzung meiner Zeit für Dinge außerhalb monetärer „Nützlichkeit“.
Und wenn ich mich recht erinnere, so war die Pausenkultur in der DDR wesentlich besser entwickelt und umgesetzt als heutzutage.
leben vor dem tod ist wichtig, nicht auf die jahre kommt es an, sondern auf die intensität, jedenfalls für mich. mich tröstet keine gedanke an ein seeliges jenseits bei dem, was ich jetzt an unrecht sehe oder bei einem unglück. und aufschieben kann man vorhaben eigentlich auch nicht, nur dem eigenen möglichkeiten anpassen, prioritäten setzen, und vorallem schauen wo der sinn liegt für sich selbst oder andere.
liebe grüße, roswitha
Oh ja, Prioritäten abseits der geforderten „Nützlichkeit“ sind mir sehr wichtig.
Und dieses Aufschieben des Genießens auf einen unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft (Rente, Jenseits) gefiel mir noch nie.
Ich bin mit dem (offiziellen) Christentum nicht mehr so verbunden, wenn auch Jesus ein wichtiger Mensch für mich war und ist. Doch mit dem Leben nach dem Tod, da bin ich ziemlich skeptisch: ich bin dankbar für das Leben, das ich habe und bin zufrieden, wenn es mit dem Tod ein Ende hat.
Liebe Grüße
Helmut
Das Jenseitsversprechen gibt es ja nicht nur bei den Christen … Aber bei denen, insb. in der Katholischen und Evangelischen Kirche fiel mir das zuerst auf. Und das stand ja auch gegen das, was mich am Kommunismus so sehr faszinierte (wenn er denn seine wirtschaftliche Überlegenheit über alles andere erreicht hat): „Jedem nach seinen Bedürfnissen – jeder nach seinen Fähigkeiten!“