Manche Dorfgeschichte verspricht einige Geheimnisse mehr.
To get a Google translation use this link.
Ich war heut wieder in Fienstedt, einem kleinen Dorf 14 km weg von hier. In dem hatte ich vor einiger Zeit eine Bücherzelle entdeckt, eine dieser rose-weißen Telefonzellen, die zu einem öffentlichen Bücherschrank umgebaut wurde. Immerhin ließ ich heute 14 Bücher dort, einige davon hatte ich dort geholt, einige sind »neu« dort angekommen. Letztere packte ich in die dafür vorgesehene Kiste: Diese Bücher werden angesehen, mit einem beonderen Stempel versehen und gelangen danach in die Regale der Bücherzelle. Vorteil: In Fienstedt landen sehr zweifelhafte Werken bestimmter Ideologien und Religionen eben nicht so leicht im Tauschbestand wie zum Beispiel hier in Neustadt. Eingepackt und mit nach Hause genommen habe ich nur zwei Bücher.
Vor der Bücherzelle widmete ich mich dieser kleinen grünen Insel, diesem winzigen Park mitten im Dorf, direkt vor der Kirche, dem Dorfanger. Da steht das Denkmal »für« die beiden Weltkriege und der Fienstedter Bauerstein (kurzer Text mit Bildern davon). Leider ist innerhalb eines Ringes aus Pappeln nur noch einer der ursprünglich zwei Bauersteine erhalten: ein niedriger Tisch, eine reichlich eine Handlänge dicke Steinplatte von etwa der Größe eines heute üblichen Tisches liegt auf vier Steinen. Der Teich am Dorfanger ist heute auch Löschwasserteich. Und eine funktionierende Wasserpumpe gibt es dort auch.
Ich könnte, wenn ich so glauben würde, in religiöser Verzückung ausrufen: Mir ist ein Engel erschienen! Denn neu für mich (oder mir bisher nur nicht aufgefallen?) ist eine hellbraungraue Figur, die ich als Engel interpretiere. Sie steht zwischen dem Kreis aus Sitzbänken und dem Teich. Geschaffen aus Altholz, Reisig, Holzabfällen, wahrscheinlich Gerüstbau-Teilen, und mit Schlamm (oder Beton?) modelliert hat die Figur zwei Flügel (oder wehende Rockschöße?), zwei Beine und Arme, einen Kopf mit angedeutetem Gesicht und trägt meiner Ansicht nach einen Rock. Die Figur steht da und scheint von der Kirche, nach links aus dem Bild hinaus wegzulaufen oder zu -fliegen. Ein Kunstwerk, das ich in dieser Machart eher an einem Fluß oder am Meeresgestade vermuten, in welchem ich Treibholz verbaut sehen würde. Sonderbare Figur. Trotz aller Suche nach mehr Infos über sie habe ich dazu nichts finden können (aber noch ein paar Informationen zum Dorf entdeckt) …
Falls ich wiedereinmal hinfahre, versuche ich einen der wenigen Einwohner zu entdecken und dieser Person dann das Geheimnis der Schlammkunst abzuringen.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 15.05.2021 waren positiv der kleine Ausflug nach Fienstedt, das abwechslungsreiche Wetter (einmal bin ich richtig naßgeworden), viel Aufgeschriebenes.
Die Tageskarte für morgen ist die Acht der Kelche.
© 2021 – Der Emil. Text & Bild unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
die Geschichte dieses Engels würde mich auch interessieren. Sehr erstaunlich in einem kleinen Ort !
Das Netz gibt keine Antworten, ich habe gut zwei Stunden nach allen möglichen Begriffen gesucht …
Ich habe auch ordentlich gewühlt, nichts.
Dachte erst könnte zum Frauenchor passen oder etwas zum Feiertag, aber…. nichts.
Echt. Ich muß nochmal hin (will ja auch in die Kirche St. Stephanus hinein).
Übrigens war mir der Begriff Bauernstein für diese Gerichtsorte auch nicht geläufig.
Oder könnte es ein Merkur sein? Für mich sieht die Figur eher männlich, jungenhaft, aus – wie so ein junger Götterbote halt. 🤔
Ich vermutete ja auch einen Zusammenhang mit den Himmelfahrtsbrauch-Legenden (www.pappelring.de – dort bei Himmelfahrt) – aber nichts!
Bei mir sind Engel eher geschlechtslos (erinnerst Du Dich an den Metatron?) …
Metatron? Nö, sagt mir nichts.
Die Himmelfahrtsidee hat was.
Hach. Das war eine Figur im 1999er Film „Dogma“ …
Ah, oke. Hab ich den gesehen oder wollte ich nur? 🤔
Ich dachte mir irgendwie dass es ein Schulprojekt ist und lag nicht ganz falsch. Scroll mal auf der Seite ein bisschen nach unten.
https://www.bildung-lsa.de/schule/schul__und_modellversuche/abgeschlossene_modellversuche_projekte/kulturelle_bildung_in_der_schule__kubis_sachsen_anhalt_/aktuelles.html?INH_ID=36655
Also das ist doch … Mensch, Gudrun. Ich hab zwar nach Künstler Fienstedt Gruppe und was weiß ich noch gesucht, aber auf die Idee, daß es etwas mit Schule zu tun haben könnte, auf die Idee wäre ich nie gekommen!
Danke für Deine Mühe und den Hinweis. (Ich werd‘ trotzdem, die Kirche, nicht wahr?)
Ja, du warst schon auf der Spur.
Ein schöner Beitrag war das, lieber Emil, in Wort und Bild.
*schnüff*
Danke.
So hat sich das Rätsel doch aufgelöst.
Danke Gudrun.
Bitte, liebe Nati. 🙂
In Fienstedt sahen wir diesen Engel. Und drei alte Damen erklärten uns seine Geschichte: Irgendwann im Mittelalter kam Elisabeth von Thüringen durch sieben Dörfer dieser Gegend und bewirkte Wunder: Die sieben Dörfer erhielten Lehensfreiheit und hießen seitdem die „Himmelfahrtsdörfer“, denn es war wohl zur Himmelfahrtszeit, dass das Wunder geschah. Zu Ehren dieser Legende wurde in Fienstedt ein doppelter Pappelring gepflanzt (der vor einigen Jahren erneuert wurde). Und auf der Wiese gestaltet eine Künstlergruppe aus Fienstedt jedes Jahr eine Skulptur aus Lehm und Stroh. Jedes Jahr zu Himmelfahrt wird in den Himmelfahrtsdörfern die alte Legende gefeiert…
Über Google Lens gefunden
Google Lens – ist das die Bildersuche? (Ich habe Android, ja, und ich meide google trotzdem, so weit ich es meiden kann, ich weiß, daß das inkonsequent ist.)
Ja, das ist die Bildersuche. Ich habe so manche Pflanze oder manchen Vogel dort gefunden. Und ja, was Google betrifft, bin ich absolut inkonsequent. Ich wollte ja auch nie twittern 🤷🏻♀️