2020-271 — Schnurren

Das Doppelbett ist Nebensache.

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In manchen Nächten liegt er lange wach. Nach zwei Stunden Schlaf schon. Dann starrt er die Decke an oder die Wand. Manchmal huscht ein Lichtschein durchs Fenster herein und über die Tapeten. Neben ihm im anderen Teil des Bettes fehlt jemand. Seit Jahren. Nie hat er sich dazu entschließen können, diesen Platz in seinem Schlafzimmer und in seinem Leben einem anderen, »neuen« Menschen anzubieten, zu überlassen. Und so blieb und bleibt er einsam. Oder allein? Das hat er noch nie so recht unterscheiden können, dabei sollen das ja zwei völlig verschiedene Dinge sein. Er weiß noch heute nicht, was was ist. Aber da war ein Gefühl. So kam es, daß er irgendwann eine der streunenden Katzen an sich zu gewöhnen versuchte. Es gelang ihm, aber schon nach drei Tagen ließ er das Tier nicht mehr in die Wohnung. Das aufdringliche Schnurren des Tieres störte seinen raren Schlaf

Seit Jahren herrscht in seiner Wohnung rund um die Uhr Stille. Kein Radio, kein TV, kein Selbstgespräch. Und auch die eine tickende Uhr hat er am Tag der Beerdigung angehalten …

 

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.

Der Emil

 

P.S.: Positiv waren am 27.09.2020 Marmeladenbrote, die Stunde in der Badewanne, Zeit zum Träumen.
 
Die Tageskarte für morgen ist I – Der Magier.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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6 Antworten zu 2020-271 — Schnurren

  1. Du regst mich mal wieder zum Nachdenken an.
    Der Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein, ist einfach und schnell erklärt. Denn ich kenne den Unterschied sehr genau.

    Als ich meine Prüfung verkackt hatte, wollte ich alleine sein. Du kennst mich. Wenn ich normalerweise einen blöden Tag hatte, dann kompensiere ich das auf meine Art und benutze meinen Herzbuben, damit es mir wieder gut geht. Aber die Prüfung war mir wichtig und da gab es nichts, was sich mittels Sex kompensieren ließ. Ich wollte ALLEIN sein. Allein mit mir und meinen Gedanken, meiner Wut auf mich selbst und Plan A war, mich zu betrinken. Aber als ich in meiner Wohnung war, da war Plan A einfach kein Thema mehr. Plan B … NICHT REDEN!

    Als ich McDepp und ich uns getrennt hatten, da fühlte ich mich EINSAM. Ich war der einzige Mensch auf dieser Welt. Egal wo ich mich befand, ich war super einsam. Meine Welt, gut damals hab ich das noch so gesehen, lag in Scherben. Das hatte zur Folge, dass ich lange Jahre allem abgeschworen habe, um wieder ich selbst zu werden. Viele Momente, in denen ich wirklich einsam war. …. Aber da kommt mir eine Idee ….

  2. wildgans sagt:

    Ein bisschen „Bühne“ hier gerade?
    Wohlwollend: Mal schauen…
    Gruß von Sonja

  3. Elvira sagt:

    Doch, den Unterschied gibt es und den kenne ich auch. Ganz simpel: Ich kann mit vielen Leuten zusammensein und mich unter ihnen einsam fühlen. Manchmal, wenn ich alleine zu Hause bin, mich aber richtig gut fühlen. Sicher gibt es beides zusammen, das ist dann traurig.
    Liebe Grüße,
    Elvira

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