Zwei kuriose Beobachtungen.
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Gelinde gesagt, fühle ich mich von digitalen Zeitanzeigen verarscht.
Kurzes Beispiel: meine Waschmaschine. Sie ist schon im Spülmodus. Anzeige der restlichen Programmlaufzeit: 23 Minuten. Es läuft Wasser ein. Stille. Für genau fünf Minuten steht die Zeitanzeige bei 23 Minuten, dann wechselt sie zu 22 Minuten. Was, so frage ich mich, verursacht diese relativistische Zeitdilatation vor dem Schleudern?
Langes Beispiel: Hierzustadt stehen an einigen Haltestellen der Havag Abfahrtsanzeiger, die die nächsten drei oder vier von einer Haltestelle abfahrenden Busse und Straßenbahnen anzeigen. An der Endhaltestelle Heide steht der soeben angekommene Bus zur Abfahrt um 17:56 bereit. Es ist 17:48, ich habe Zeit für eine Zigarette. Die Abfahrtszeit meines Busses ändert sich in der Anzeige. 17:58. Zwei Züge später 18:00. 18:01. Der Bus steht, wo er vor wenigen Minuten hier ankam, und ja, ich weiß, daß genau dieser um 17:56 hier abfahren wird. Es ist 17:53, die Zigarette ist geraucht (kleine selbstgedrehte, daher so schnell). Die Abfahrtsanzeige für den Bus springt auf 18:04. Der Bus steht da, hat sich keinen Zentimeter bewegt. Anzeige auf 18:05. Der Bus fährt in die Haltestelle, ich steige ein. Pünktlich 17:56 setzt sich der Bus in Bewegung. Die Abfahrtsanzeige steht bei 18:08 … Die ganze Zeit werden die nachfolgenden Abfahrten der Buslinien mit ihren korrekten Uhrzeiten angezeigt: 15-Minuten-Takt, 18:11, 18:26, 18:41. Ich habe keine Ahnung, warum diese Zeitverschieberei gerade an dieser einen Haltestelle immer wieder auftritt und mir an anderen Endhaltestellen noch nie begegnete.
Wenn ich nächste Woche wieder dorthin fahre, nehme ich mir ein Stativ mit und filme das gespenstische Geschehen.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Positiv waren am 24.07.2020 zwei ausgelesene Bücher, gute Nachrichten aus der Ferne, die Zeit am Bügelbrett und auf dem Markt.
Die Tageskarte für morgen ist die Zwei der Kelche.
© 2020 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Maschinen haben ein eigeneres Zeitgefühl! Da zeigt mein Geschirrspüler 1 Minute Restzeit an. Und ich warte und warte und warte……
Aber dieses Shiften der Zeit … Rätselhaft.
Bei der Waschmaschine dürfte die Antwort leicht zu geben sein, fast schon trivial: Schleudergang, Materie auf Kreisbahnen → Verwirbelung von Raum und Zeit → phantastische Zeitsprünge (paß nur auf, daß Du mit diesem „Zauberkessel” kein Wurmloch öffnest, sonst ist mal wieder ’ne Socke weg…).😁
Hingegen geht es bei den öffentlichen Verkehrsmitteln viel prosaischer zu: Im Verkehrsleitsystem sind Weglängen und Sollzeiten gespeichert. Und die GPS-Überwachung der Raumfahrzeuge [öffentlicher Raum] liefert Durchschnittsgeschwindigkeiten, die grob fahrlässig [fahre lässig?] extrapoliert werden.🤫
Da berührst Du allerdings noch ein anderes Problem, das der Symmetrie: Es verschwinden bei mir immer nur linke Socken …
Schon klar, immer diese linken Socken!! 😄
Ach ja: Die Abfahrtsanzeige galt für den vor der Haltestelle herumSTEHENDEN Bus, der dich keinen cm bewegte. Und Halle bzw. die HAVAG.com hat das beste Positionsüberwachungssystem der Welt für seine Fahrzeuge.
Und auch an der Waschmaschine geschieht dies im bewegungslosen Zustand der stillstehenden Trommel.
Tja, echtes Entscheidungsdilemma! 😱, aber ich muß jetzt eine „Theorie” aus dem Hut zaubern, die von der Physikabteilung in meinem Kleinhirn auf den Absurd‑Index gesetzt wurde, um meinen Kopf wieder aus der Schlinge zu bekommen: Die Zeitdehnung in der Nähe Schwarzer Löcher soll ja so gigantisch sein, daß das Hineinstürzen von Objekten als Stillstand gesehen wird. Nun weiß ich zwar nicht, wo der hallensische Ereignishorizont verläuft, aber der (scheinbar!) stillstehende Bus rast mit Wirklichkeit mit beinahe Lichtgeschwindigkeit auf der Stelle (analog die Waschtrommel). 😆
Hm. Wir haben eine Lokalität „Roter Horizont“ und die „Hallesche Störung“. An letzterer (siehe Wikipedia) wird es wohl alles liegen …
Da hatte ich ja echt Glück, bei meinem letzten Besuch in Halle nicht über Schollengrenzen gestolpert zu sein, mein lieber Scholli!😃