Aufgeschrieben mitten in einer Nacht.
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Alles leuchtet. Irgendwie jedenfalls. Jetzt wieder und immer dann, wenn ich an die Lieder denke, wenn ich die Lieder singe, die ich … Aber erstmal aufstehen, jetzt, mitten in der Nacht, in der das Leuchten den Schlaf von mir nahm. Schnell ins Nebenzimmer sehen, vorsichtig, um kein Geräusch zu machen. Kaffeemaschine. Leises Blubbern und: Auch an der Kaffeemaschine leuchtet ein rotes Lämpchen. Kerzen spenden ein zur Uhrzeit passendes Licht. Dein Bild leuchtet nicht, das hier neben mir auf dem Tisch steht, und ich nehme es endlich und werfe es in den Müll. Stift und Papier sind mir im Moment zu schwer, ich klappere mit der Tastatur meines Rechnerleins. Passender wäre die alte Schreibmaschine, auf der sich das Kerzenlicht spiegeln könnte – aber die wäre einfach zu laut. Ach Du, mein Prinz! Warst auch nur ein verwandelter Frosch und zogst Dich in Dein Froschsein zurück, als ich begann, meine Bedürfnisse zu erkennen und um ihre Erfüllung zu ringen. Dabei waren die so gering gegen Deine Ansprüche. Irgendwann habe ich mein Handy abgeschaltet. War deshalb nicht mehr so leicht und umfassend kontrollierbar für Dich und hatte plötzlich Freiheit und Zeit für mich. Konnte unterwegs sein mit mir und meinen Hoffnungen und Fragen und Träumen. Hab mir Deinen Schatten von der bloßen Haut gekratzt und von der Seele. Meine Stimme wiedergefunden. Konnte einen Sommer lang draußen sein und tanzen und singen. Lieder, die vor Dir bei mir waren. Die Du in mir stummgeschaltet hattest mit Deinem hohl dröhnenden Verlangen. Mit ihrem Klang erstarben auch meine Bemühungen um und meine Gefühle für Dich. Du hast nie mit mir gesungen, hast es nicht ein einziges Mal wenigstens versucht.
Ich stand in vielen Nächten zitternd in der Finsternis. Ich kam mir immer verschwommener vor, wenn ich morgens in den Spiegel blickte nach einer wieder schlaflos zergrübelten Nacht. In der Du neben mir lagst und so unschuldig aussehend schliefst. Aber Dein kleiner Geist, Dein unbedingter Wille, größer zu sein als ich indem Du mich kleinmachtest und kleinhieltst: Das war meine Katastrophe. Als ich der Dunkelheit überdrüssig wurde und bei Lichte besehen manches als das erkannte, was durch Dich aus meinem Leben ausradiert wurde, da ging ich. Mitten in der Nacht. In die Dunkelheit. Ging durch sie hindurch und kam bei mir an. Alles leuchtet wieder. Ich weiß, wo meine Fragen und Träume und Hoffnungen geblieben sind, hole sie mir nach und nach zurück. Ich singe, laut und vielleicht falsch, aber ich singe. Und: Alles leuchtet.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Positiv waren am 05.03.2020 auf den vorgegebenen Ablauf zu pfeifen, Butterkartoffeln und Letscho, das Geschriebene neben der Schreiberei zwischen den Notizen.
Die Tageskarte für morgen ist XII – Der Gehängte. Huch? Nochmal? Notwendiges Opfer oder paradoxe Lösung eines Problems?
© 2020 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Manchmal hilft nur solch ein Befreiungsschlag um wieder leuchten zu können.
Sehr schön geschrieben Emil.
Wow. Egal ob fiktiv oder nicht: Klasse Text! Er leuchtet. Ob Erleuchtung so geht?
Du schreibst mir aus der Seele….
Berührend! Danke!
Ähm … Habt ihr knapp eine Stunde Zeit?
Dieser Text entstand, während ich ein schon etwas älteres Album hörte. Mein Lieblingslied darauf ist übrigens „Das ist Kleinkunst II“ (auf der Plattform sind auch die Links zu den einzelnen Songs zu finden). Ich hab jetzt extra danach gesucht:
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=fo1OL3COz7Y%5D