Ich biete den Gespenstern Paroli.
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Heute war es draußen wieder neblig; hier oben im neunten Stock begann es sich erst kurz vor zwölf aufzuklaren. Und ja, es war im Nebel stiller, gedämpfter laut ols ohne. Ich liebe das.
Heute war es auch im Gemüt wieder neblig – und das hängt beileibe nicht vom Nebel draußen ab. Es hat sich nur ergeben, daß ein Plan nicht funktioniert, nicht funktionieren wird, nicht einmal meinetwegen. Aber ich hatte mich auf etwas gefreut, das jetzt mindestens verschoben ist. Früher, früher wäre ich deswegen komplett abgestürzt, im Schwarzen Loch der Depression verschwunden. Heute kann ich dafür sorgen, daß ich nicht völlig abrutsche, daß ich mich auf irgendeine Art und Weise am Rand festkrallen kann oder auch nur außerhalb in die Knie gehe. Das ist gut. Das ist nicht gut, denn es kostet Kraft, mehr Kraft als gut ist; die könnte ich nämlich besser gebrauchen für all die alltäglichen Aufgaben. Ich wurstele mich also durch, für drei oder vier Tage wird es etwas chaotischer als sonst, wenn es mich nicht so wie jetzt um die Kurven schleudert (aber nicht rausträgt aus der Kurve). Und ich werde es wie so oft schon wieder schaffen.
Dabei wird mir helfen, daß ich mir Essen koche. Irgendetwas, das ich gerne mag. Für morgen habe ich mir schon Sauerkrautsalat eingerührt (Weinsauerkraut, Zwiebeln, Leinöuml;l, Essig, Salz, Pfeffer), der über Nacht richtig durchziehen kann. Suppe werde ich mir kochen, Kartoffelsuppe mit ganz viel Gemüse, die wird für zwei Tage reichen und vielleicht ein paar der gesammelten und angedörrten Pilze vertragen. Beim Vermeiden des Absturzes wird mir auch helfen, daß ich am Wochenende die Abenddämmerung draußen erleben werde und daß endlich wieder MittelEuropäische Zeit (Standardzeit, NICHT Winterzeit) gilt. Schluß mit dem unsinnigen Aufenthalt in einer Zeitzone (OEZ, Osteuropäische Zeit, der die Sommerzeit entspricht), in die ich nicht gehöre. Die Reise hin und zurück verursacht nunmal das, was gemeinhin Jetlag genannt wird und nichts anderes als eine pathologische Anpassungsschwierigkeit (pathologisch, also mit Krankheitswert) an die veränderten Verhältnisse im Tag- und Nachtwechsel ist. Ist doch bekloppt, zweimal jährlich knapp 500 Millionen Menschen absichtlich krankzumachen.
Und vielleicht bleibt es noch für ein paar Tage morgens so nebelig wie gestern und heute. Auch das hilft mir, der ich die Sonne meide soweit das überhaupt möglich ist. Gegen den Nebel in mir hülfe der Zwang, in der Sonne zu wandeln, kein Stück, der würde nur zu unzufriedener Wut führen. Jetzt ist es erstmal finster für ein paar Stunden, in denen ich auch schlafen werde.
Keine Sorge. Es geht mir gut, wirklich, jedenfalls geht es mir nicht schlecht, denn ich bin das Grau tatsächlich gewöhnt und geübt im Umgang damit.
Ich schleiche mich davon und sage Danke fürs Lesen.
P.S.: Am 24.10.2019 waren positiv der Morgennebel, die Zeit im Sender, das verhinderte Abrutschen.
Die Tageskarte für morgen ist der König der Schwerter.
© 2019 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Wenn ich richtig vermute was du nicht geschafft hast, worauf du dich gefreut hast, ist es doch nicht weiter schlimm. Selbst für mich wäre es unmöglich jeden Tag etwas hervor zu bringen. Der Anspruch wäre wirklich zu hoch gewesen.
Gut dass du sofort geschaut hast, was dir gut tun würde um nicht abzurutschen.
Nein, explizit: „Es hat sich nur ergeben, daß ein Plan nicht funktioniert, nicht funktionieren wird, nicht einmal meinetwegen. Aber ich hatte mich auf etwas gefreut, das jetzt mindestens verschoben ist.“
Sowas wie ein ausgefallener Zug, ein Stau, der das rechtzeitige Ankommen verhindert, wie wenn ich versetzt würde.
Also liegt meine Vermutung zum Beitrag des anderen Blogs falsch?
Ganz falsch. Echt.
Ok. 🙂
Ich fand die Idee schon echt sportlich.
Ach, Du meinst den LYRIMO?
Für den gibt es IM NOVEMBER jeden Tag einen Impuls, zu dem ich ein paar Reime klopfe. Da seh ich kein Problem, das ist im November.
Ja, den meinte ich, darauf hast du dich gefreut. Deshalb meine Vermutung.
Ich könnte mir nicht jeden Tag ein Gedicht ausdenken, dafür ist mein Kopf mit zu viel anderen Dingen gefüllt.
November ist ja schon bald.
Die Gedichte fallen nebenher an 😉
Wenn ich abends reimen möchte,
hoff ich, daß der Kerzen Döchte
leuchten helle wie mein Geist!
Jedenfalls zumeist.
Grins, wie schön Emil.
Mal eben…..
Vielleicht habe ich ja im Moment eine Schreibblockade.
Selbst wenn ich eine habe:
Reimen geht immer.
Meist aber schlimmer
als Prosatexte,
die ich hexte.
Ups.
Gedichte gehen ja, aber mit Reimen tu ich mich schwer.
Ich finde sie klingen immer zu kindisch.
Reimen ist Spielerei mit Sprache bei mir. Das darf ruhig kindlich oder Schwülstig sein oder unsinnig. Es ist immer Spaß dabei.
Wenn ich Gedichte schreibe, fließen die Wörter und Gedanken einfach.
Beim Reimen muss ich nachdenken, da fließt nichts.
Sowas geht bei mir aus dem Stegreif. Sogar schon eine ganze Büttenrede OHNE Vorbereitung in Reimen gehalten (nein, rappen kann ich absolut nicht und auch bei einem poetry slam funktioniert das nicht).
Das Schlimme an der Sach‘ ist dann, daß ich nicht mehr aufhör’n kann.
Lach, du hast mich überzeugt Emil.
Ich seh da wirklich keinerlei Probleme für dich. Bin auf November gespannt. 😊
Hab noch einen schönen Abend.
Gute Nacht.
Gut, fliegst du nicht mehr aus der Kurve und weisst du auch was dir in solchen Momenten hilft aufrecht zu bleiben, ich vergesse das manchmal, vor allen Dingen das Kochen 🙁 ich übe weiter, du machst mir Mut!
herzlichst, Ulli
Ich koche auch nicht jeden Tag, oft geb ich mich mit Brot zufrieden. Aber grad beginnen die Kartoffeln zu simmern, und an den trüberen Tagen ist das auch eine sinnstiftende Tätigkeit, das Kochen.
Ich denke grad, wie krass es eigentlich ist, wie sehr man/wir sich/uns ans Leid gewöhnen kann/können.
In Gedanken bei dir.
Krass, aber mit Sicherheit auch überlebenswichtig.
Ich finde es gut, dass du dich festklammern kannst, am Rande des Loches. Es wäre nur schön, wenn man wüsste, wie man helfen könnte, die Hände mit festzuhalten, dass sie nicht loslassen.
Der Sauerkrautsalat klingt interessant. Das hätte ich gerne gekostet.
Danke, Gudrun.
Hilfe ist in solchen Momenten schwer, sehr schwer, weil ich sie dann auch nicht annehmen kann (hab ja alle Hände voll zu tun). Manchmal muß ich mich sogar dagegen wehren (sehr sonderbar für Außenstehende).
Wann war nochmal der Novembertermin in Grünau?
Nein, sonderbar ist das gar nicht, aber man weiß als Nichtbetroffener nicht, wann man etwas tun kann, was man tun kann und wo man einfach nur signalisiert: ich lass dir deine Ruhe, aber ich bin da.
Mein Kräuterhexentermin ist am 6. November. Ich werde schon langsam wieder hippelig.
Hm. Magst Du es sehr sauer? Oder nicht? Dann „schnippel“ ich einfach mal ’ne Schüssel für Dich …
Nee, nicht ganz so sauer. He, das würdest du machen?
Hallo? Das ist schnell gemacht. Ich kümmere mich um ein bis dahin leeres großes Gurkenglas 😉