Nº 122 (2019): Ernüchternd

Ich muß etwas loswerden.

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Plötzlich ist dieses Alleinsein ganz deutlich spürbar. Daß da morgens und abends niemand neben mir ist, daß da niemand mir Nachrichten schreibt (okay, nur zu selten für meine Bedürftigkeit), niemand mit mir spricht. Ja, auch ich bin nicht mehr so kommunikativ wie noch vor Monaten oder Jahren, habe mich von einigen Personen verabschiedet, weil ich es nicht mehr aushielt. Was? Na alles. Oder: Ich schaff(t)e es nicht mehr, der zu sein, bei dem alles abgeladen werden kann. Von allen, na gut, von vielen. Und ich schaffe es nicht mehr, mich und meine Dinge ausreichend zu verbergen im telefonischen oder persönlichen Kontakt. Und ich bin … habe weniger Mut als noch vor Monaten. Nur noch gegenüber zwei, drei wirklich guten Bekannten/Freundinnen oder gegenüber völlig Unbekannten spreche ich noch über die mich im tiefsten Inneren bewegenden Dinge, vor allem über die vorliegenden Probleme, die ich nicht alleine mit mir klären kann. Bald ist da ja auch ein Therapeut, der mir da hilft (so hoffe ich). Aber noch, noch ist das Alleinsein, die Einsamkeit ganz deutlich spürbar.

Nein, ihr braucht euch keine Sorgen deshalb machen, ich bleibe hier und schreibe auch täglich weiter. Noch immer ist das tägliche Bloggen nämlich eines der Geländer, an denen ich mich entlanghangele. Und noch immer gibt es einige Dinge, die ich hier nie veröffent­lichen werde. Nichteinmal woanders würde ich öffentlich darüber schreiben. Dazu zählt auch der Grund für das deutlichere Verspüren des Alleinseins.

Jedenfalls gibt es gute Gründe dafür, daß ich mich alleine fühle: Da ist niemand, mit dem ich zusammenwohne, da gibt es keine, mit der ich eine Beziehung führe, da sind nur die ab und an besuchten Katzen im Katzenhaus und ein paar unverbindliche Gespräche vor dem Haus. Ich weiß, manche Menschen haben auch das nicht mehr. Mir aber fehlt da etwas. Ich kann da nichts Näheres zulassen, nicht mehr, noch nicht wieder. Da ist mir etwas abhandengekommen. Dieses eine Gefühl. Ja, dafür habe ich von etwas Anderem jetzt mehr erhalten. Aber das kann kein Ersatz sein. Das ist kein Ersatz. Da bleibt ein Defizit, ein Mangel, den ich nicht alleine ausgleichen kann. Ja, da bräuchte ich Hilfe. Ich wüßte auch, von wem ich sie gern hätte. Aber danach zu fragen, diese Menschen selbst direkt zu fragen? Würdet ihr euch das trauen? — Aha, seht ihr …

Mir jedenfalls reichen gerade Sehnsucht und Hoffnung nicht aus, obwohl ich ohne sie nicht leben möchte. Ich hätte gerade gern etwas Realität. Von der träume ich seit Nächten schon, intensiv, realistisch, in Farbe und mit Haptik. Aber es sind Träume, die mit dem Aufwachen vergangen sind. Und die Hand, die eben noch Haut spürte, greift neben mir ins Leere. Das ist ein ernüchternder Moment. Sehr ernüchternd. Und ich traue mich nicht, die Menschen zu fragen, die ich gern fragen würde. Und das

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Am 02.05.2019 waren positiv die erledigte Hausarbeit, der “Groß”einkauf, das Von-der-Seele-Schreiben.
 
Die Tageskarte für morgen ist XVI – Der Turm.

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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19 Antworten zu Nº 122 (2019): Ernüchternd

  1. Nati sagt:

    Warum traust du dich denn nicht?
    Schlimmer als ein Nein kann da doch nicht passieren.

  2. Sofasophia sagt:

    Ach du … (wenn du erzählen/mailen magst, gern.)

  3. Corinna sagt:

    Es ist schade, dass du dich nicht ehrlich an die wendest, an die du dich gern wenden würdest. Gewissheit ist doch immer besser als dieses bange Unwissen; selbst bei einem „nein“. Natürlich wäre „ja“ am besten, aber auch da müsste die Person erstmal die Chance bekommen, sich zu äußern. 😉

  4. fata morgana sagt:

    Manchmal hilft im Leben nur ‚mutig sein‘.
    Ich sage mir dann oft hop oder top und frage mich – habe ich etwas zu verlieren oder kann ich eigentlich nur gewinnen…? Auch wenn das nicht so einfach ist, wie es klingt, ich weiß…

  5. Gudrun sagt:

    Lieber Emil, ich kann dich gut verstehen.
    Ich habe kein Handy mehr (es war halt in die Jahre gekommen) und damit auch kein kein WhatsApp. Es wird auch nicht wieder auf ein Mobildingens kommen. Festnetz ist auch gerade nicht, ein neues Gerät ist bestellt. Es scheint gerade der Wurm drin zu sein.
    Email kann man mir aber immer schreiben und über Signal bin ich auch telefonisch zu erreichen. Melde dich mal, wenn du magst.

  6. wildgans sagt:

    Geländer sind `ne gute Sache!

  7. frauholle52 sagt:

    Ratschläge sind auch Schläge und darum lasse ich es lieber sein, obwohl sie schon so schön formuliert waren. Aber eine rhetorische Frage erlaube ich mir: Was kann schlimmstenfalls passieren, wenn Du fragst und könntest Du das aushalten? Liebe Grüße von einer, die die Einsamkeit auch kennt und sich manchmal leider lieber auf die Zunge beißt, als zu fragen! Ich mag keine Zurückweisungen mehr erleben. Regine

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