Quer durch den Park.
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Die “Dame” neben mir im Bus müffelte ganz schön heftig. Ich bin froh, daß sie jetzt gerade ausgestiegen ist. Endlich kann ich auch meine schwere Handtasche von meinen Beinen nehmen und auf den Sitzplatz neben mir stellen. Boah. Aber … Was ist denn das da? Ach nee. Hat die Müfflerin jetzt noch was fallenlassen? Moment. Das sieht aus wie … Ach nein. Bitte nicht! Soll ich das ohne Handschuhe anfassen? Bäh! Moment, in der Tasche hab ich doch irgendwo … Genau, eine von den Gemüsetüten aus dem Discounter. Ahhh. Das Ding klebt ja auch noch. Ja, eine Geldbörse. Wie sie mein Großvater immer hatte. Und da, da ist auch die Anschrift mit Kugelschreiber hineingekritzelt. Das hatte mein Großvater früher immer in meine Portemonnaies gemacht. Hm. Da ist ja auch der Ausweis. Ach, da wohnt die? Und die Fahrkarte auch noch. Mit derselben Adresse. Was mach ich denn jetzt nur? Ersteinmal aussteigen. Ehe der Bus in die Gegenrichtung kommt … Da kann ich auch zu Fuß gehen. So weit ist das nicht, ich seh die Haltestelle ja von hier aus. Und gleich im Haus daneben wohnt diese … naja, diese Dame eben. Ich gehe einfach quer durch den Park, um den die Buslinie herumführt. Ach ja. Jeder Mensch soll ja jeden Tag mindestens eine gute Tat tun. Das wird dann wohl jetzt meine.
Die Dame trippelt von einer Straßenseite immer wieder zur anderen, glaube ich. Es läuft jedenfalls jemand hin und her. Ja, sie ist es. Besser riechen wird sie … Nein, der Geruch ist geblieben. Ich spreche sie an und halte dabei die Geldbörse in der Plastetüte hoch. Sie sieht mich seltsam an, reißt mir den Beutel aus der Hand. Ein Danke hätte ich schon erwartet, aber die Dame hat keine Zeit und durchwühlt ihre Börse. Und dann spricht sie ja doch noch und dankt mir und brabbelt von Finderlohn und hält mir einen Zwanziger hin. Ich schüttele versöhnt, aber bestimmt den Kopf. Nein, bitte, danke, aber. Behalten soll sie ihr Geld. Und mal wieder in die Badewanne gehen, rate ich ihr von Frau zu Frau. Und endlich ist auch der nächste Bus da, in den ich mich retten kann. Aber beim nächsten Mal, wenn ich die Dame das nächste Mal treffe, wenn ich es nicht so eilig habe wie heute, dann versuche ich tatsächlich mal, mit ihr zu sprechen. Länger. Vielleicht …
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
P.S.: Am 23.01.2019 waren positiv das gute Dutzend abgegebener Bücher, nur vier neu ausgeliehene Bücher, den Moorcock ausgelesen zu haben.
Die Tageskarte für morgen ist die Acht der Schwerter.
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(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Mag ich sehr, deine Geschichte, ob wahr oder nicht! Sie hat Wahres erzählt und das zählt.
herzliche Grüße
Ulli
Vielen Dank.
welchen moorcock hast du denn gelesen?
Michael Moorcock: Tochter der Traumdiebe.
Das Ende war unbefriedigend.
Danke