Heimatlos (Nº 280/2018)

Ungute Veränderungen.

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Nein, ich bin heute mit dem Reparieren nicht fertiggeworden. Sonntags ist nämlich Training der Ritterschaft – das hatte ich beinahe übersehen.

 

Ansonsten fühl(t)e ich mich heute wieder besonders heimatlos, als ein um mein Heimatland Betrogener. Dazu fielen mir gerade heute wieder viele Relikte aus der Vergangeheit auf, Firmenbeschriftungen, Werberelikte, Tassen mit alten Werbeaufdrucken. Damit umzugehen fällt mir noch immer schwer. Das heutige System gefällt mir immer weniger, immer weniger, je mehr Veränderungen hin zur “Marktkonformität” es erfährt; und noch weniger gefallen mir die Veränderungen, die das geänderte System in den Menschen hervorruft, in vielen Menschen. Im Zusammenleben, im Verhalten gegenüber anderen Menschen. Mir gefällt nicht, daß es ein Verbraucherschutzministerium gibt, aber kein Menschen- und Bürgerschutzministerium; wozu aber sollte es das geben, denn hier bin ich zumeist ja doch nur Konsument und Wähler und Abgabenpflichtiger und zuallererst Erwerbsfähiger Hilfebedürftiger. Meine soziale Schwäche ist keine solche, sondern eine ökonomische, finanzielle Schwäche. Und liegt deren Ursache nur und ausschließlich in mir oder auch in dem System?

Heimatlos bin ich seit Jahren, seit mir mein Heimatland genommen wurde. Und seitdem wird es immer weiter abgewertet, werde damit auch ich abgewertet. Nein, der heutige Tag war trotz aller Ablenkung kein leichter.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Positiv am 07.10.2018 waren Honigbrötchen zum Frühstück, das Training der Ritterschaft, Linsen mit Sauerkraut.
 
Die Tageskarte für morgen ist die Sieben der Schwerter.

© 2018 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Heimatlos (Nº 280/2018)

  1. (((Emil)))

  2. Ulli sagt:

    So traurig wie es ist, lieber Emil, ich hätte mir gewünscht du wärst bei meinem Beitrag im Kommentarstrang zum 03.Oktober dabei gewesen. Es scheint, dass das Gefühl (und die Tatsache) der Abwertung von den meisten nicht gesehen wird. Ich habs versucht nahe zu bringen, aber ich bin ja ne „Wessi“, grmpf …
    es war schon immer so, mein Herz schlägt ossiesk –
    herzliche Grüße, Ulli

  3. Gudrun sagt:

    Ich verstehe dich gut.

  4. puzzleblume sagt:

    Die Heimatlosigkeit und Verlustgefühle – eine Erscheinung mit der meine Eltern und Grosselerngeneration nicht minder zu tun hatte als ich, denn das innere Nichtdorthersein, wo man lebt und sogar lange lebt, ist nicht nur daran gebunden, dass politische Umwälzungen Menschen mit Veränderungen überrollt haben, sondern auch eigene Entscheidungen, irgendwo wegzugehen. Dazu kommt, wenn man Kinder mit verpflanzt hat, die etwas fortführen, was geradezu „Tradition hat, in meiner Familie z.T. seit der Vertreibung der Salzburger Protestanten im 18. Jh., die dann nach Wetspreussen, Pommern und Ostpreussen „getreckt“ sind. Meine Oma hat sich aus den Erzählungen ihres Urgrossvaters „erinnert“. Immer gab es nur trügereische Sesshaftigkeit, denn dieser Zipfel Preussens wurde immer wieder von verschiedenen Konflikten beeinträchtigt, und wer nicht vermögend war, hatte im Land des Grossgrundbesitzes kein dauerhaftes Zuhause, nur einen Nachzug zur Arbeit.
    Flüchtlinge waren meine Eltern und Grosseltern auch wieder, und das Umziehen der nicht Verwurzelten hat sich „vererbt“, begleitet mein Leben und das meiner Kinder. Ich bin bisher 13x umgezogen, quer durch Deutschland und nach Österreich, wo die Piefkes nicht durchweg willkommen sind, egal woher – auch eine Erfahrung, die man mal gemacht haben muss, auch wenn es wehtut, es wärmt nur auf, wie unwillkommen die Ostflüchtlinge nach dem WK II bei den westlich Beheimateten waren, mit denen sie auf einmal Wohnraum teilen mussten, mit den Habenichtsen.
    Die können sich heute noch nicht vorstellen, wie es ist, seine Familie nicht seit Jahrhunderten am selben Platz zu wissen – ein Phänomen, dass nicht an die „BRD“ gebunden ist, genausowenig wie Verlust ein allein östlich verortetes darstellt.

  5. Sofasophia sagt:

    Das kann ich jetzt richtig gut nachempfinden, lieber Emil, wenn auch nur theoretisch.

    Heimatlosigkeit kenne ich auch, anders und doch vielleicht im Grunde ähnlich. (Bin über 20x umgezogen, nirgends wirklich zuhause.)

    Was ich sagen will: Es tut mir sehr leid und ich fühle mit dir.

  6. wildgans sagt:

    Werten und ab-werten, das große Ding überall. Scheußlich!
    Ausnehmen will ich mich da nicht. Manchmal, beim unbedachten Rumgetratsche passiert es mir auch. Dann kneif ich mich ins Knie: Ich will das doch NIENIE!

  7. Corinna sagt:

    Lieber Emil,

    ich kann dieses Verlustgefühl gut verstehen. Mich überkommt das auch manchmal. Mein Land war plötzlich weg mit allen Werten, Bräuchen und dem starken Wir-Gefühl. … und vom Tage Null an wurde mir gesagt, wie es wirklich war dort zu leben.

    Seit ich im Ausland lebe, hat sich dieses komische Gefühl der Heimatlosigkeit verstärkt, denn es ist nicht Deutschland, was mir fehlt, sondern der kleine Flecken meiner Kinderheit, den es so nicht mehr gibt – weniger ein Ort, sondern das einfache Leben ohne großen Schnickschnack.

    Ich finde persönliche Erinnerungen wichtig. Daher lese ich gern von deinen Erinnerungen wie in dem Beitrag über das Schachspiel.

    Alles Liebe!
    Corinna

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