Soviel Glück (2017: 333)

Ich habe nur zwei Stents.

To get a Google translation use this link.

 

Es bleibt mir voraussichtlich kein (richtig: kein!) Schaden. Dabei hatte ich, nach medizinischer Definition, mindestens einen Herzinfarkt in der Zeit von Freitag bis Montag (mehrere könnten es auch gewesen sein). Eines der großen Herzkranzgefäße (vorn) war zu etwa 90 %, eines hinten zu 95 % verschlossen. Der den Herzkatheter führende Arzt freute sich, daß ich den Eingriff nicht durch die Leiste, sondern über die Arteria radialis (die sog. Pulsader am Handgelenk) durchführen lassen wollte, dazu hat er viel zu selten Gelegenheit. Die Radialis allerdings war nicht durchgängig, so daß die Arteria ulnaris (an der Kleinfingerseite des Handgelenkes) genutzt wurde. Durch diese wurden dann eben auch die Ballondilatatoren und die kleinen Metallkäfige (Stents) in das Herz geführt. Nach knapp zwei Stunden war ich fertig.

Heute mittag hatte ich aber einen Lagerkoller, nichts ging mehr, ich wollte unbedingt raus, an die Luft, nicht mehr liegen. Konnte die Beine nicht mer stillehalten, wollte schreien. Ich fragte also genauer nach, was morgen und übermorgen auf Station noch mit mir gemacht werden sollte und ob das medizinisch notwendig wäre. Sicherheitshalber sei das sehr sinnvoll, meinte der diensthabende Arzt. Und ich müßte ihm dann auf alle Fälle unterschreiben, daß ich die weitere Behandlung/Diagnostik “gegen ausdrücklichen und zudringlichen ärztlichen Rat” ablehne bzw. verweigere. Bei einem Herzultraschall waren aber außer einer gering verminderten Beweglichkeit der vorderen und hinteren Herzwand (entschuldigt, daß ich mir die genauen anatomischen Bezeichnungen nicht merkte) aufgrund Ermüdung keine anderen Schäden sichtbar; und selbst das sollte sich in den nächsten Tagen wieder verbessern. Bei diesem Befund würde auch ein Kardiologe auf weiteren Aufenthalt im Krankenhaus verzichten. Da hielt mich dann wirklich nichts mehr …

 

Ich habe also ein recht gesundes Herz, in dem jetzt zwei Stents für ausreichend Durch­fluß sorgen. Ich muß es nur ein wenig pfleglicher behandeln: nicht (so viel) rauchen (seit Montag hab ich es nicht mehr getan), viel Bewegung an frischer Luft (also mehr zu Fuß gehen), weniger Streß und Hetzerei. Es war ein scharfer Warnschuß vor den Bug, die Welle vom Einschlag hat mich erwischt, des Geschoß selbst hat mich nicht getroffen. Puh. Ich habe wohl mehrere Schutzengel gehabt oder wenigstens einen, der selbst knapp vorm Herzkasper stand. Und ich hatte mehr Glück als Verstand.

Das reicht dann an Aufregung für dieses Jahr.

 

Ich schleiche mich glücklich und nachdenklich davon und sage Danke für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Das Gute am 28.11.2017 waren der Befund vom Herzultraschall, Heimkommen, Vorfreude auf Schlaf ohne Piepsen und Blutdruckmanschette.
 
Die Tageskarte für morgen ist die Zehn der Kelche.

© 2017 – Der Emil. Text unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).

Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
Dieser Beitrag wurde unter 2017, Erlebtes, One Post a Day abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

0 Antworten zu Soviel Glück (2017: 333)

  1. lydiaflechl sagt:

    Lieber Emil!Dazu sage, bzw. schreibe ich nur „Gratuliere“ (Mein erster Gedanke zum Artikel.)
    Viele Grüsse
    Lydia

  2. Kai sagt:

    Es liest sich so lapidar, aber ich bin sehr froh, nicht in Deiner Haut gesteckt zu haben. Das ist ja wirklich heftig. Ich bin sehr froh, dass Du uns hier (und überhaupt) erhalten bleibst. Bei Deiner Herzkatheder-Schilderung wird mir ja beim lesen schon übel und ich musste mich konzentrieren … ich glaube, das ginge bei mir nur unter Narkose (mein Kreislauf würde beim Einstick schon nachgeben).
    Pass‘ gut auf Dich auf und mögen Dich die guten Vorsätze und eine ganze Armada Schutzengel lange begleiten.
    Gutes fitter werden!!!

  3. Vielleicht hilft der Verstand nun den Glück…
    Manchmal im Leben, hat Miss das Gefühl, verändern sich die inneren Verantwortungen…
    Alles gute weiterhin…
    …mit blauen 🐘 Grüßen

  4. Sofasophia sagt:

    Freufreufreu.

  5. Da hast du ja mal richtig Glück gehabt. Gut das du zum Arzt gegangen bist. Ich freu mich für dich das alles so gut gelaufen ist. Aber du musst sicherlich noch ein paar Mal zur Kontrolle, oder?

  6. Eine Herzkatheteruntersuchung ist an sich keine große Sache – im Vergleich zu dem, was sie an Nutzen bringt. Der Einstich ist easy – bei mir haben sie es auch vom Handgelenk aus gemacht – und die Stents spürt man nicht. Es ist gut, dass es so etwas gibt und es ist gut, dass du das so gut weggesteckt hast, macht nicht jeder.

    Bist du Daheim gut versorgt, falls was ist? Und nie wieder so lange zögern, gleich 112 wählen.

    • Der Emil sagt:

      Ich fand die Schmerzen ja nun wirklich nicht so schlimm (ne 8, wenn 0-10 keine bis Vernichtungsschmerz sind), konnte sie auch immer in wenigen Minuten wegatmen (autogenes Training half da wirklich).

      Morgen früh zum Hausarzt, neue Medikamente, Kardiologen-Termin machen … Ja, bin abgesichert und werde nicht wieder so lange zögern.

  7. Ja, das reicht an Aufregung für dieses Jahr, ich wünsche dir alles Gute!
    Herzliche Grüße
    Regina

  8. Myriade sagt:

    UUhhhh, da hast du ja Glück gehabt ! Auch wenn es einem nicht so vorkommt, ist das doch ein großer Eingriff. Freut mich sehr, dass es so gut gegangen ist !!

    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  9. puzzleblume sagt:

    Dann wünsche ich dir guten Erfolg mit dem Umstellen gewisser Gewohnheiten, jetzt, wo das Wissen um die Notwendigkeit dich darin bestätigt, dass nicht alles Hypochondrie ist, was Selbstbeobachtung einem sagen will.


    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  10. Pit sagt:

    Lieber Emil
    das erinnert mich dann an meine Situation vor etwas ueber drei Jahren. Bei mir war es allerdings zum Glueck kein (vorausgegangener) Herzinfarkt, sondern „nur“ haeufige starke Schmerzen in der Brustgegend. Und es war auch „nur“ eine Arterie und „nur“ zu 70% zu, aber das musste natuerlich dennoch repariert werden. Und so habe ich seit Januar 2015 nun einen Stent. Bei mir sind sie uebrigens durch die Leiste rein. Hier in Amerika waere das normalerweise eine ambulante Geschichte: morgens rein ins Krankenhaus, und abends schon wieder raus. Krankenhausaufenthalte haelt man hier so kurz wie eben moeglich. Mich hat man etwas laenger – bis zum naechsten Mittag – da behalten. Ich durfte auch schon, sobald ich aus der Narkose richtig „da“ war, aufstehen. Zumindest, um zur Toilette zu gehen. Was hier ganz anders war als in Deutschland: ich hatte ein Einzelzimmer [nicht gegen Aufpreis, sondern das ist einfach so], und meine Frau war die ganze Zeit, auch ueber Nacht [Liegesessel] da und hat auch das Essen bekommen. Gutes und schmackhaftes Essen uebrigens. Ueber die Betreuung kann ich auch nicht klagen, im Gegenteil: sehr gut durch diverse „Nurses“.
    Da ich ja in meinem Blog ab und zu auch ueber die medizinische Versorgung hier in den Staaten schreibe, nehme ich jetzt Deinen Beitrag hier zum Anlass, dazu auch einmal wieder etwas zu posten, und zwar im Wesentlichen zu den Kosten.
    Hier nur ganz kurz: der Voranschlag des Krankenhauses [die rufen hier vorher wegen der Finanzierung an!] … knapp $90,000! Nein, da habe ich keine Null zuviel getippt! Aber dann – auch das wundert mich immer wieder – gab es RABATT! Und zwar, weil ich Selbst- und damit Barzahler bin. In meinem Fall waren das sage und schreibe fast 90% Rabatt, sodass ich am Ende noch etwa $11.000 [Krankenhaus und behandelnder Arzt] gezahlt habe. Die Krankenhauskosten im Uebrigen im Voraus, bei der Aufnahme. Hiess fuer mich: Maximum auf meinen drei deutschen Kreditkarten plus einen kleinen Anteil von meiner Frau. Aber zum Glueck war ich mit den $11.000 dann in einem Bereich, den das Ganze auch ungefaehr in Deutschland gekostet haette, und so haben mir meine deutsche Krankenkasse und die staatliche Beihilfe den vollen Betrag erstattet. Eigentlich hatte ich gedacht, die amerikanische Medicare [ueber meine Frau bin ich da naemlich fuer Krankenhausaufenthalte mitversichert] wuerde die Kosten uebernehmen, aber wie mir das Krankenhaus erklaerte, gelten anderthalb Tage noch nicht als Krankenhaus“aufenthalt“. „Stationaer“ [und nur dann zahlt Medicare] ist es erst bei ZWEI Tagen und laenger.
    Ok, soweit hier die „Kurz“fassung. Wie gesagt: in meinem Blog bald einmal mehr.
    Jetzt aber das Wichtigste: von ganzem Herzen weitere gute Besserung, und pass‘ in Zukunft gut auf Dich auf!
    Liebe Gruesse,
    Pit

    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

    • Das ist heftig: Bar und in Vorkasse, sonst wird man nicht behandelt.

      https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

      • Pit sagt:

        Na ja, es wird einem auch sofort ein Finanzierungsplan angeboten. Ich weiss auch nicht, wie es – wenn es nicht ein lebensbedrohlicher Notfall ist – ein deutsches Krankenhaus bei einem Unversicherten [denn das bin ich hier in den USA ja] handhaben wuerde.

        • Das kann ich dir auch nicht sagen.
          Ich weiss wohl das es Ärzte gibt die sich z.B. um Wohnungslose kümmern. Sie fahren mit einer mobilen Praxis in den Städten rum und sind an festen Tagen an feste Orte. Dort wird ihnen kostenlos geholfen. Ich denke wenn es ganz akut ist gibt es da dann bestimmt auch eine Möglichkeit.

        • Der Emil sagt:

          Notwendige Behandlungen werden auch durchgeführt, wenn jemand seinen Versicherungsschutz nicht nachweisen kann (es gibt ja auch Bewußtlose, die ohne Papiere usw. usf.). Ansonsten wird wohl nichts gemacht. Ich hasse es, daß die Medizinischen Einrichtungen zum großen Teil steuer- und versicherungsfinanziert sind, aber Gewinne für die Aktionäre u.ä. erwirtschaften müssen …

  11. sabeth47 sagt:

    Soviel Glück!
    Freu mich mit! Alles Gute weiter!

    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  12. Gudrun sagt:

    Ich borge dir mal meine schnurrende Penny. Sie ist eine ganz hervorragende Hilfskrankenschwester. Lass es dir gut gehen und pass auf dich auf.

    • Der Emil sagt:

      Ja, das wäre wirklich etwas, das ich gerne hätte. Nur mag ich in einer Einzimmerwohnung ohne Freilaufmöglichkeit keine Katze halten …

      Ich bin jetzt deutlich gewarnt.

  13. Anna-Lena sagt:

    Oh Gott, was machst du für Sachen???
    Pass gut auf dich auf und sorge gut für dich! Ich wünsche dir zunehmende Besserung und halte durch, was das Rauchen betrifft.
    Bei mir sind es schon zwanzig Monate und es geht…

    Alles Liebe!
    Herzlichst
    Anna-Lena

  14. Follygirl sagt:

    🙂 …bin froh das es noch mal glimpflich abgegangen ist. Noch mal Glück gehabt!
    ..und nun mußt Du noch besser auf Dich aufpassen!
    LG, Petra

    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  15. Frau Momo sagt:

    Uṕps… ich lese das jetzt erst….. dann sei mal gut zu Deinem Herz und erhol Dich von den Krankenhausstrapazen.

    https://polldaddy.com/js/rating/rating.js

  16. Elvira sagt:

    Vergiss auf keinen Fall die Nachsorge! 2xjährlich zum Herzecho, ob die Stents auch brav offen bleiben. Leider können die auch wieder verstopfen. Darum wirklich weniger rauchen, trinken und fettfärmer essen.
    Ansonsten gibts auf den Schreck erst einmal eine ganz feste Umarmung. Pass auf dich auf!

  17. Ulli sagt:

    Lieber Emil, an mir ist dein ganzes „Abenteuer“ vorbei gegangen, aber deine Bemerkung im Adventskalender hat mich nun doch einmal nachlesen lassen. Ich denke auch, dass du gleich mehrere Schutzengel hattest. Nun kann ich dir nur noch wünschen, dass alles gut wird, ist und bleibt!
    herzlichst,
    Ulli

  18. Ach Sie auch, Herr Emil? Gratulation zum Überleben.
    Ich war letztes Jahr dran, auch im November. Ich habe auch Glück gehabt und bin nochmal „Kategorie leicht mit 2 Stents“ davongekommen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert