Fotomotiv (2017: 239)

Neu für mich.

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In schwarzer Mönchskutte mit Cingulum (Strick mit Knoten, statt Gürtel) und großer brauner Handtasche an der linken Seite (mit Blitzlicht aufgenommen)

 

So war ich gestern im Mittelalterbereich beim Laternenfest unterwegs. Und schon auf dem Weg dahin wurde ich mehrmals gebeten, doch für ein Foto neben jemandem zu stehen. Eine ungewohnte Rolle für mich, in die ich mich schnell fügen konnte.

Ohne das Blitzlicht sah ich in der Dämmerung/Dunkelheit eher so aus:

 

In schwarzer Mönchskutte mit Cingulum (Strick mit Knoten, statt Gürtel) und großer brauner Handtasche an der linken Seite (ohne Blitzlicht aufgenommen)

 

Das zweite Bild erklärt mir durchaus einiges. Was mich dennoch immer wieder irritierte, war die Frage: “Bist Du der Tod?” Ja, klar, es gibt diesen … Comedian, der diese Figur verkörpert; aber es verblüffte mich schon, daß der monastische (mönchische, klösterliche) Habit so unbekannt ist. Bei den ganz jungen Menschen verstehe ich das, aber bei denen meines Alters und bei Älteren? SEIN Bodenpersonal scheint nur noch durch seine Untaten, nicht aber mehr durch seine Erscheinung bekannt zu sein.

Und trotzdem entspann sich auf dem Heimweg ein langes Gespräch mit jungen Leuten (knapp eine Stunde), die mich mit Fragen löcherten über mein “Kostüm”. Und auch über das, was eigentlich unter der Kutte steckt: Glauben aller Art. Über ein Leben, das durch einen festen Glauben eben sicherer und angezweifelter werden kann. Einer der vielleicht 25jährigen kannte sogar die Drei Evangelischen Räte (nach der “Tod”-Sache das zweite verblüffende Moment), traute sich aber ein Leben danach nicht zu: Er sei zu sehr mit dem Genießen des Lebens beschäftigt, um auf Geld, Sex und Widerspenstigkeit (sein Wort!) verzichten zu können, schloß aber einen späteren Gesinnungswandel nicht aus. Alle aber waren überrascht über meine gemachte Erfahrung: daß die meisten – katholischen und anderen! – Ordensgemeinschaften eine Altersgrenze für den Eintritt haben, glaubte mir niemand (bis es eine von ihnen im Smartphone suchmaschinte). Ebensowenig war ihnen die lange Dauer dieses Aufnahmeprozesses (zwischen fünf und – wenn ich mich recht erinnere – dreizehn Jahren) bekannt. Okay, ich weiß das alles ja auch nur, weil ich selbst einmal ins Kloster wollte. Bemerkenswert, wie sich der Spott/das Lachen vom Beginn der Begegnung zu einem “Danke, das war wirklich interessant; und Sie nehmen meine Fragen wenigstens ernst” wandelte (und das ließ mich errötend stolz werden in der vergangenen Nacht).

Es war genau besehen ein sehr interessanter Abend, weil ich auch viele Menschen traf, die ich lange nicht mehr getroffen hatte: Das kaum vier Wochen alte Baby zum Beispiel ist schon in der zweiten Klasse, ein Arbeitsplatz in Österreich erlaubt seit fast zehn Jahren nur sporadische Besuche in der Heimatstadt. Und: Meinen Ring habe ich wieder, den mit dem Ring am Ring …

 

Für die Bilder danke ich meiner allerallerallerbesten Freundin.

 

Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.

Der Emil

P.S.: Das Gute am 27.08.2017 waren gute Nachrichten, ein Wiedersehen, Nachricht über die gute Arbeit der Notaufnahme.
 
Die Tageskarte für morgen ist der König der Schwerter.

© 2017 – Der Emil. AUsschließlich der Text – NICHT die Bilder! –, unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Fotomotiv (2017: 239)

  1. Kai sagt:

    Mir gefallen immer wieder Deine Berichte von spontanen Begegnungen. Du bist sehr kontaktbereit.

    • Der Emil sagt:

      Vielen Dank.

      Ja, kontaktbereit … Denn irgendjemand muß doch ernsthaft, ernstlich und zugewandt mit den Menschen reden, die immer mit abfälligen Gesten abgetan werden? Und ganz ehrlich: Ich habe viel mitgenommen aus den mir berichteten Erfahrungen der Alten (es geht um Dinge, die zwischen 1914 und 1970 von Belang waren), soetwas möchte ich den heute Jungen auch aus meinem Erleben möglich machen.

      Miteinander reden ist neben küssen und vögeln und lachen wohl das beste, was man tun kann, oder?

  2. eckstein sagt:

    tolle fotos emil und eine ganz besondere geschichte. 👍🙋

  3. Wenn man sich auf die Jugend einlässt können wunderbare Gespräche entstehen. Den ersten provokanten Spruch muss man nur galant überspringen. Dumm sind sie ja nicht, Wissen nur nicht wie man angenehmer ins Gespräch kommen kann.

  4. Weena sagt:

    Mich hatte es vor vielen Jahren auch irritiert, dass man in einen Orden nur bis zu einem bestimmten Alter aufgenommen werden kann. Ich hatte eine Anzeige gelesen, wo ein Orden neue Leute suchte. Zu der Altersbegrenzung kam damals noch, dass man gesund und ohne Behinderung sein musste.
    Ist das im Sinne Jesu?

  5. bauchundnase sagt:

    Du siehst aber auch authentisch aus, bloß für den Tod hätte ich dich nicht gehalten!
    Herzliche Grüße

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