Es geht weiter wie gewohnt.
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Es ist mühselig. Immer wieder mühselig. Und doch mag ich nicht ohne. Auch wenn ich gestern, wie ich zugeben muß, kurz mit dem Gedanken spielte, hier nicht mehr täglich zu schreiben. Ich habe immerhin noch viele andere WordPress- und viele andere Schreibstellen, an denen Texte von mir … erscheinen. Oder Texte eines meiner anderen “Ich”. Bei denen stand noch nie der Wunsch nach einer solchen Regelmäßigkeit im Raum. Und hier steht mir im Moment eine … eine Traurigkeit im Weg, die wohl zu dem gehört, was gerade geschieht.
Es ist mühselig, jeden Tag etwas Mitteilenswertes zu finden, es zu formulieren, dann abzutippen und schließlich online zu stellen. Aber es ist der Mühe wert. Weil ich, wie ich immer wieder feststelle, wenn ich alte Beiträge lese, mich an Dinge und Ereignisse erinnern kann. Weil ich mir mit vielem, was ich schrieb und schreibe, immer wieder Mut machte und mache. Mut zum Weiterleben, zum Weitermachen, Mut auch dazu, alle Mühen auf mich zu nehmen und trotz aller Widrigkeiten jeden, jeden Tag zu arbeiten.
Na dann. Was gab es denn heute, das es Wert ist, hier mitgeteilt zu werden? Ich habe ausgeschlafen nach einer unruhigen Nacht. Das Frühstück fiel etwas kleiner aus, denn ich war dann in der Stadt. Ein paar Bücher stellte ich unterwegs in die Bücheraustauschzelle, die immernoch und immer wieder regelmäßig von Altpapiersammlern gefleddert wird. Dann ging ich zum Ufer der Saale, wollte ein paar Meter an ihm entlanggehen und dann ins Kunstmuseum. Doch dort war ich nicht, weil ich eine Stunde bei heftigem Wind am Ufer stand und dem Wasser hinterhersah, das sich auf seiner weiten Reise zur Nordsee durch die Stadt wälzt. Zur Nordsee. Ich riß eine Seite aus einer Kladde und formte ein Schiffchen, nachdem ich zwei meiner Herzenswünsche darauf niedergeschrieben hatte. Ich ließ es ins Wasser fallen und ging dann weg vom Fluß, weil ich … weil ich nicht sehen wollte, wie meine Wünsche untergehen. Jetzt kann ich hoffen, daß sie noch immer unterwegs sind ans Meer. Wie lange würde die Reise bis dahin dauern? Der Rhein, der fließt in 19 Tagen vom Tomasee bis nach Holland (und alleine im Bodensee bleibt das Wasser nochmal 21 Tage). Für die Saale und die Elbe ist eine solche Angabe nicht zu finden. Ach, ich glaube einfach mal, daß es gut zweieinhalb Wochen brauchen wird, mein Schiffchen, bis es auf große Fahrt geht auf die Nordsee hinaus.
Am Museum ging ich vorbei, ließ mir vom Wind noch ein paar mehr trübe Gedanken aus dem Kopf wedeln. Strecken, die ich sonst aus Prinzip in der Straßenbahn zurücklege, verfolgte ich heute zu Fuß. Haltestelle für Haltestelle ging ich nach meinem wegen Lustlosigkeit gescheiterten Versuch, in den Botanischen Garten zu gehen, von der Hermannstraße bis zum Marktplatz. Und dann vom Marktplatz der Straßenbahn hinterher bis zur Saline, immer neben dem Gleis.
Und dann? Dann hab ich noch abgetippt, Nudeln mit Spinat gekocht und gegessen. Später fiel mir noch ein Stein vom Herzen und nun ist es schonwieder nach zehn.
Ich schleiche mich davon und sage Danke für’s Lesen.
P.S.: Das Gute am 22.04.2017 waren der Spaziergang, der Wind, leckeres Essen, genommene Sorgen.
Die Tageskarte für morgen ist XIV – Die Mäßigkeit.
© 2017 – Der Emil. Text & Bilder unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Gelesen habe ich es, nur Worte dazu finden: es geht grad nicht.
Und wenn du ein Feld wärest, du beackerst es andauernd! Ein Halbwüchsiger würde vielleicht sagen „Eyalda, chill ma!“
Oooch. Ich chill ja 😉 Halt nur nicht mit allem.
Der Tomasee. Vielleicht sehe ich ihn ja bald mal wieder…..
Und du bist herzlich eingeladen mitzulaufen.
Gute Nacht Emil.
Liebe Grüsse, Sonja
Daraus wird wohl nichts. Ich bin froh, wenn ich meine paar Wege schaffe 😉 Und ich bin nicht höhentauglich. Als ich Irgendlinks und Sosos Bilder von da oben sah, wurde mir machmal schon vom Hinsehen schwindelig.
Ist mir auch grad eingefallen … es gibt aber dort noch einen weniger krassen Weg hin, ein recht „normaler“ Wanderweg ohne großes Gefälle und ohne Brücken, so viel ich weiß. Aber ich verstehe dich ja schon. Für deine tägliche Mühsal wünsch ich dir auf der zweiten Waagschale viel Mut, guten Mut, und immer wieder Kraft fürs Weitergehen!
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Wenn die Mühe selig macht, mehr als das Unterlassen, dann muss man wohl eingestehen, dass es einem etwas zu geben hat, obwohl man meint, „es“ nimmt einem etwas an Zeit, Entspannung, oder Seelenfrieden.
Dieses „es“ wirkt wie etwas, bei dem man nicht festtlegen kann, ob seine symbiotische und damit gedeihliche Wirkung überwiegt, oder ob es sich dabei nicht doch um eine eher zehrende Verbindung handelt.
Das empfinde ich nach wie vor, obwohl ich längst nicht mehr so exzessiv mit Bloggen & anderen Webmöglichkeiten umgehe wie vor ein paar Jahren noch, und nur noch in einem Blog zugange bin. All den anderen sozial interagierenden Webkrempel nutze ich nicht mehr, auch weil ich mich von einem Gefühl des Drucks befreien wollte, der sich geheimnisvoll aus sich selbst heraus aufzubauen scheint.
Mir scheint, mit dem Veröffentlichen im Internet schafft man sich ein Netz aus Mühsal, in dem man sich eines Tages selbst gefangen findet, bei immer weniger Nahrung.
Wollte man nur Gedanken niederschreiben, könnte man es allein tun, also will man doch mitteilen, sich an etwas Unbestimmtes richten, an ein verschwimmend empfundenes fiktives Gebilde aus du und ich, wir und euch, das an jedem gewählten Ort des Veröffentlichens eine eigene Zusammensetzung hat, fast eine Art ameisenhaufenhafter „Gesamtpersönlichkeit“.
Nur hat sich die virtuelle Welt weitergedreht, und die Smartphoneleserschaft hat sich vom Anteilnehmer zum Konsumenten entwickelt, die Haufengebilde funktionieren nicht mehr so befriedigend wie früher.
Man schleppt Bröckchen um Bröckchen an, aber wird immer weniger mit dem Gefühl belohnt, dafür beschnuppert und „betrillert“ zu werden, bloß noch beiläufig beobachtet.
Das ist es, was mir einfällt, wenn du vom Blogschreiben als „mühselig“ schreibst.
Was bleibt, ist eine Art selbstversunkene Tätigkeit, wie das Legen von Puzzle-Spielen oder Patiencen, bei denen sich mitlaufende Gedanken klären und anscheinend dem Köper durch das Tun etwas mitgeteilt wird, das irgendwelche Wohlfühlbotenstoffe freisetzt, sobald man damit beginnt, aber Druck aufbaut, sollte man es vor einem Abschluss unterbrechen.
Ganz ähnlich empfinde ich auch das Verfassen eines Blogeintrags, ja sogar eines Kommentars – fiel mir gerade auf, weil das Telefon klingelte und ich mich entscheiden musste zwischen schnell dorthin zu gehen oder vor der Zeit den Kommentar abzusenden, so dass ich auf die Hoffnung setzte, ihn weiterschreiben zu können.
Mancher würde das nicht verstehen, dass einem das wichtig sein könnte, andere, die ich kenne, empfinden es auch so.
Vermutlich ist es tatsächlich physiologisch erklärbar, dass der eine seiner Endorphin-Produktion stärker ausgesetzt ist, aber sie auch mit Kleinigkeiten gelernt hat zu „bedienen“ so dass sogar Worte und Gedanken aufregend sein können, während anderen kaum noch der grosse Kick des Kletterns, Springens oder (tätigen) wilden Sexuallebens genügt, weil sie auf die mentalen Trigger nicht vergleichbar ansprechen.
Die Frage, die ich mir manchmal schon stellte ist, wieviel der Klaviatur, auf der man deswegen zu spielen gelernt hat, selbstgewählt ist und einem dient, oder ob das Trotzen dagegen besser wäre als das Spielen. Dein Mühseligkeitempfinden entspricht womöglich auch dieser Frage.
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