Ultreïa! Tag 3 – Resümee.
Das waren gestern wirklich viele Überraschungen:
Als erstes quälte mich mein nervöser Darm am Morgen nicht. Zweitens war ich verdammt schnell unterwegs, weil ich drittens keine Blasen und viertens noch immer keinen Muskelkater habe – weder in den Gehwerkzeugen noch im Schulterbereich von der Last.
Wobei meine Füße, die beiden auf dem Bild, für mich die größte Überraschung waren und sind, unabhängig vom Hirschtalg, den ich nun doch verwende. Das Knie, das ein wenig muckerte und am frühen Ende der zweiten Etappe in Buchholz nicht ganz unschuldig war, hatte sich zu meiner Überraschung mit ein wenig Mobilat erholt. Überraschenderweise verirrte ich mich, fand leicht zurück auf den Weg und war viel zu früh am geplanten Nachtquartier. Da hatte ich ganz überraschend einfach Lust weiterzugehen. Völlig unerwartet bekam ich noch einen Tip für einen Schleichweg zurück zur Pilgerstrecke (von den Herbergseltern), der mich bis auf vier Kilometer an die Stadt Bautzen – Budyšin auf Sorbisch – heranführte. Und ich war auch nach fünf Stunden Gehzeit mit Pausen noch immer verdammt schnell. Absolut unglaublich, daß ich 25 km in 6 Stunden und 18 Minuten gegangen bin, also abzüglich der Pausen in weniger als fünf Stunden. Mit vollem Gepäck! Und daß, wer fünf Liter trinkt, unterwegs nur ein einziges Mal pieseln muß, das war auch überraschend. An diesem Tag Bautzen zu erreichen: am Morgen undenkbar.
Daß ich nach dem Regenschauer, den ich für knapp vier Kilometer Stecke im Bus verbrachte, dann noch die Kraft hatte, zum Dom und danach zum vermittelten Quartier zu gehen, so also die Gesamtstrecke von 28 km zu bewältigen, konnte ich schon nicht fassen. Doch was mich dort erwartete, in einer doch eher privaten Pilgerherberge, das war die größte aller Überraschungen des Tages:
Die beiden Frauen, die am Montag mit mir in Görlitz nächtigten, die auch in Arnsdorf mit in der Pilgerscheune waren und mit denen ich dort so wunderbar quatschen konnte, die beiden, die sich mit “Bis irgendwann mal” am Mittwoch morgen von mir verabschiedeten: Ausgerechnet diese beiden Sonnenscheine waren kurz vor mir hier in das Quartier gekommen. Könnt ihr euch vorstellen, wie groß das Hallo und meine ehrliche Wiedersehensfreude waren?
Überraschend war auch mein Blick in der Spiegel: Der schmale Streifen zwischen Augenbrauen und Kopftuch ist heftig rot vom Sonnenbrand, ihn habe ich beim eincremen wohl vergessen …
Ach ja, für die zwei abendlichen Pilgerbiere ging ich dann nochmal fast zwei Kilometer zu Fuß …
Der Verfasser des Blogs pilgert morgen weiter und dankt für’s Lesen.
P.S.: Die Strecke am 4. August 2016: Buchholz – Weißenberg – Weicha – Wurschen – Drehsa – Kumschütz – Baschütz – Bautzen: 28 bereinigte km.
Positiv war der sonst so gefürchtete dritte Tag.
© 2016 – Der Emil. Text & Bild unter der Creative Commons 4.0 Unported Lizenz
(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Mir bleibt die Spucke weg. Vielleicht bist du zum Pilgern geboren?
Ne echt, ich freu mich.
(Wie ist das Terrain? Kieswege, raufrunter?)
Ganz genischt, Feldwege, Kies, Pflaster, Asphalt. Und nein, ich bin nucht dazu geboren: Bei diesem Regen grad mag ich nicht gehen …
ich freu mich für dich, wenn alles so gut und blasenlos klappt. ja, regen ist mühsam. wird schon wieder aufhören.
Weiterhin alles gute. Für mich geht es morgen los.
Darf ich wissen, von wo? Und wohin?
Ich werde von Erfurt aus den Jakobusweg Richtung Coburg gehen. Der erste Abschnitt (ca 3 Etappen) nennt sich „Weg der starken Frauen“; ein Teilstück folgt wohl auch dem Lutherweg.
Ach, ja, schriebst Du ja schon … Tja, ich vergesse viel auf dem Weg.
Macht nix. Ich werde sicherlich auch darüber bloggen.
Der ökumenische Pilgerweg reizt mich auch. Doch heuer ist der „Weg der starken Frauen“ das was mich reizt 🙂 … Buen Camiono und gute Begegnungen.