Herstellerstolz
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Auf dem Weg durch die Stadt fiel mir irgendwann einmal im Mai ein Detail auf, das früher üblich und beinahe überall zu finden war: an Brücken und deren Geländern, an Eisenbahnschienen, an allen Arten von Schienen, an Trägern, auf Gullydeckeln aller Art, an Toren und Türen usw. usf. Heute sind sie selten geworden, diese Besonderheiten.
Da, an dieser Fassade, direkt links neben der Tür ist es, dieses Detail. Ich wunderte mich ein wenig darüber, daß es während der DDR-Zeit nicht entfernt wurde. Was? Ihr seht nichts? Doch, da ist es. Na das da:
Produziert in Peine, im alten Walzwerk. Ist das vielleicht einer der für dieses Unternehmen 1914 patentierten Breitflanschträger? Das Unternehmen existiert übrigens noch als Teil der Salzgitter-Gruppe … Ich werde heute per Mail dort nachfragen, ob mir etwas mehr über den hier verbauten Träger gesagt werden kann – ich bin echt neugierig.
Ja, auf vielen Stahlteilen hatten sich früher die Hersteller in erhabenen Schriftzügen verewigt. Sie waren noch von der Qualität und langen Haltbarkeit ihrer Produkte überzeugt. Viele Schienen der Deutschen Reichsbahn z. B. trugen den Schriftzug «Krupp», unter den Schmalspurbahnschienen fanden sich sogar viele Exoten. Das weiß ich noch sehr sicher, weil mein im Westen lebender Cousin einige Male Schrott mit zu sich nachhause nahm. Eben jene Schienenstücke mit Namenszügen und/oder Signets/Siegeln, aus denen er dann teuer bezahlte Uhren anfertigte …
Heute wird sich kaum noch ein geprägter/gewalzter/gegossener Schriftzug finden lassen auf Halbzeugen. Das finde ich gelinde gesagt schade, sehr schade. Geht damit nicht ein Stück Unternehmenskultur verloren? Soetwas wie «Meine Hand für mein Produkt.» oder «Dafür stehen wir mit unserem Namen.»? Auch eine Anwendung von Industriedesign geht dadurch verloren, oder etwa nicht? Und wenn ich diesen Schriftzug «PEINER WALZWERK NP 14» nicht gesehen hätte, wüßte ich z. B. nichts von einem seit 1870 (Wikipedia) existierenden Unternehmen, das seit 1876 Profile walzt und Namensgeber war für ein Halbzeug, welches ich auch unter dem Namen «Peiner» kenne (Doppel-T-Träger mit sehr breiten Flanschen).
Mal sehen, vielleicht achte ich in Zukunft mehr auf solche Details, die ihre Existenzberechtigung verloren zu haben scheinen.
Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.
P.S.: Positiv am 21. Juli 2015 waren die vielen erledigten Behördendinge, bei denen ich als Beistand (§ 13 Abs. 4 SGB X) beteiligt war.
Tageskarte 2015-07-22: Der König der Kelche.
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(Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
In aller Kürze: Gefällt mir und vielleicht fallen mir auch einmal solche Details in’s Auge.
Ich habe soeben eine Mail an den (noch existierenden!) Hersteller geschrieben 😉