11. Türchen: Die Vorläufer der Teelichter (Nº 345)

Die wahre Geschichte des Schwibbogens

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Meinen Adventskalender hier widme ich allen, die kämpfen, allen, die krank sind. Und ganz besonders schreibe ich meinen Adventskalender in diesem Jahr für eine Bloggerin.
 
Ich wünsche mir und Dir, Chaoskatze, eine im wahrsten Sinne des Wortes wundervolle Weihnachtszeit. Alle meine Kerzen brennen für Dich und für alle Menschen, die Hoffnung brauchen.

Alle Waldschrat-Märchen sind dort zu finden.

Erzgebirgischer Schwibbogen 001
© unter CC und GFDL by Gerbil via Wikimedia Commons
(Lizenzbedingungen nach Anklicken des Bildes einsehbar.)

Es begab sich an einem Tag, den man morgen “Gestern” nennen könnte, da saß der bärtige Waldschrat in seiner Wohnung im hohlen Baum im Halltal. Draußen begann es zu dunkeln. Vor ein paar Tagen erst hatte Elim, wie der haarige Geselle von jedem genannt wird, eine Erfindung gemacht: Er hatte heißes Wachs in Walnußschalen gegossen und darinnen einen Docht festgemacht. Das Wachs in den Nußschalen verbrannte wie das der normalen Kerzen mit einer hellen Flamme am Docht, nur tropfte es nicht auf den Tisch oder den Fußboden. Und das war wirklich eine sehr nützliche Eigenschaft von des Waldschrats Nußkerzen, von denen er jetzt sieben entzündete.

Der Waldschrat wollte noch ein wenig zeichnen oder – wie man später sagen wird – konstruieren. Dazu brauchte er das Licht der Nußkerzen. Aber die Walnußschalen waren sehr klein und das Licht war nicht hoch genug über dem Papier. Wenn der Waldschrat nur mehr Leuchter gehabt hätte, in denen er die Nußkerzen auf hohen Stielen hätte auf seinen Tisch stellen können! Suchend sah sich Elim in seiner Küche um. So eine Waldschratküche ist ziemlich groß, müßt ihr wissen, und sehr verwinkelt. Schließlich kroch Elim mit seinem einzigen großen Leuchter in der Hand auch in die letzten Ecken, verkleckerte dabei wieder Wachs der normalen Kerze auf seinen schönen blanken Boden und fluchte leise vor sich hin.

Nichts Brauchbares fand der Waldschrat, das er als Leuchter noch hätte verwenden können. Kein Topf paßte, seine irdenen Becher und Krüge brauchte er zu anderen Zwecken. Und Flaschen, auf die die Menschen später einmal Tropfkerzen stecken würden, waren auch noch nicht erfunden. Entmutigt schlich Elim zu seinem Tisch zurück. Pardautz! Plötzlich lag er auf der Nase. Der Leuchter war ihm aus der Hand gefallen, die Kerze daraus herausgebrochen und zum Glück erloschen. Viel Wachs war auf dem Küchenboden verspritzt, und Elim fluchte.

Dann sah er, worüber er gestolpert war. Eine große, krumme, zu beiden Enden verzweigte Wurzel war aus seinem Feuerholzvorrat herausgerutscht direkt in seinen Weg vom Vorratsschrank zum Tisch. Der Waldschrat suchte Leuchter und Kerze zusammen, rappelte sich auf und wollte die Wurzel mit einem Fußtritt zurück in Richtung Holzvorrat befördern. Da kam ihm die Idee. Elim nahm die Wurzel in die Hand und ging an den Tisch. Er konnte das vermaledeite Stück Holz mit seinen vielen Verästelungen wie einen Torbogen auf seinen Tisch stellen! Und auf die vielen Wurzelzweige ließen sich sieben seiner Nußkerzen setzen, so daß sie jetzt hoch genug über dem Papier ihr Licht spenden konnten.

Der Waldschrat setzte sich im Scheine seiner Lichterwurzel an den Tisch, baute die geschnitzten Modelle unter der Wurzel auf und begann, hochkonzentriert an seiner nächsten Erfindung zu zeichnen …

So konnte es geschehen, daß ein reisender Besenbinder aus dem erzgebirgischen Johanngeorgenstadt am Fenster der Waldschratküche stehenblieb und den gar wundersamen Lichterbogen sah. Nur das, was unter dem Bogen stand, konnte er nicht genau erkennen. Doch das Bild setzte sich in der Erinnerung des Erzgebirgers fest. Als der dann zurück im heimischen Bergstädtchen war, setzte er sich nieder und baute aus dem, was er hatte, einen Lichterbogen, wie er ihn beim Waldschrat gesehen hatte. Und unter die Lichter setzte der Besenbinder, was er noch so fand: Einen geschnitzten Bergmann, ein Bortenweib und ein Wappen seiner Heimatstadt.

Und der reisende Besenbinder aus dem erzgebirgischen Johanngeorgenstadt nannte das, was er gebaut hatte, Schwibbogen und stellte es zur Weihnachtszeit in das Fenster seiner kleinen Hütte. Von dort aus zog der Schwibbogen dann in die ganze weite Welt.

Und Elim, der Waldschrat? Der hatte nichts davon bemerkt, war in sein Bett gestiegen, hatte sich die Enden seines Bartes in die Ohren gestopft und schlief den Schlaf des rechtschaffen müden Erfinders …

 

 

Eine friedvolle, besinnliche Zeit wünsche ich allen Leserinnen und Lesern.

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 10. Dezember 2013 waren eine unerwartete Begegnung, die zwischen 8 Uhr und 10 Uhr fetiggestellte Sendung, in der auch ich französischsprechend zu hören war und der lustige Abend bei der Vereinsvollversammlung.

© 2013 – Der Emil. Text steht unter der Creative Commons 3.0 Unported Lizenz
CC by-nc-nd Website (Namensnennung, keine kommerzielle Verwertung, keine Veränderung).
Für das Video und das Bild des Schwibbogens bitte Urheberrechte beachten!

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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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8 Antworten zu 11. Türchen: Die Vorläufer der Teelichter (Nº 345)

  1. Gabi sagt:

    Schönes Lied und eine wunderbare Geschichte. Erst heute (naja, eigentlich schon gestern) hab ich zufällig in Wikipedia gelesen, dass der Schwibbogen aus dem Erzgebirgischen stammt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Advent#Lichterb.C3.B6gen).
    Lichterbögen sind auch bei uns bekannt. Aber ob man die als richtige Schwibbögen bezeichnen kann? Die meisten, die ich bis jetzt gesehen habe, waren immer recht einfach. ich werde in Zukunft mehr auf die Details achten.
    LG Gabi

  2. nextkabinett sagt:

    Danke auch von hier aus … ja, und bist Du jetzt in den Vereinsvorstand gewählt worden?

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