Perspektivwechsel (Nº 006)

Einfach mal runterkommen

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So aus dem Fenster im neunten Stock zu blicken hat durchaus seine Vorteile. Nichts verstellt den Blick in die Gegend, ich kann – ohne überheblich zu wirken – auf andere herabschauen (im wahrsten Sinn des Wortes). Und ich habe auch damit, mit diesem Blick nach unten, meine Höhenangst verringert.

Was mir da oben aber fehlt oder meistens fehlte oder: was ich da oben glücklicherweise nicht habe, das ist ein Gegenüber. Gut, ich muß keine Gardinen am Fenster haben und kann trotzdem den ganzen Tag in meinen Lieblingsklamotten herumlaufen: im Adamskostüm. Es besteht hier oben im neunten Stock nicht die Möglichkeit, daß jemand am Fenster vorbeiläuft, hereinschaut, mich dann sieht und erschrickt oder in Gelächter ausbricht.

Wie anders ist es, wenn ich meinen Standpunkt und damit meine Perspektive wechsele und im Erdgeschoß im Zimmer hinter der Balkontür stehe.

Erdgeschoßbalkon

Erdgeschoßbalkon

Plötzlich empfände ich meine Nacktheit sehr deutlich als unpassend, würde ich mich wegen meiner Figur schämen – dabei habe ich doch nur 25 kg Übergewicht, die ich als Bäuchlein vor mir hertrage. Na gut: als ziemliche Wampe.

Wenn ich abnehmen wollte, was ich aber nicht will, weil es mit viel Anstrengung verbunden ist, müßte ich also einfach nur herunterkommen. Aus dem neunten Stock ins Erdgeschoß an eine belebten Straße ziehen. Nicht mehr von oben herabschauen, sondern an mir herabschauen und dann wieder zum Fenster hinausschauen und wieder an mir herabschauen …

Und feststellen: Nicht nur die Perspektive muß sich ändern.

 

Der Emil

Der Verfasser des Blogs schleicht davon und dankt für’s Lesen.

P.S.: Positiv am 5. Januar 2013 waren der Einkauf, die Kartoffelsuppe und der Tomatensalat.

© 2013 – Der Emil. Text & Bilder stehen unter der Creative Commons 3.0 Unported Lizenz
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Über Der Emil

Not normal. Interested in nearly everything. Wearing black. Listening. Looking. Reading. Writing. Clochard / life artist / Lebenskünstler.
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0 Antworten zu Perspektivwechsel (Nº 006)

  1. piri ulbrich sagt:

    Perspektivenwechsel tut nicht nur dir gut. Uns allen steht er zu Gesicht – von einer anderen Warte das eigene oder fremde Leben betrachten und plötzlich Dinge entdecken, die gut sind. Oder aber, wieder zufrieden zurückkehren, zum momentanen…

    • Der Emil sagt:

      Wenn er – der Perspektivwechsel – nur ein wenig beruhigt, ein wenig verständiger macht, ein wenig aufrührt usw. usf., dann ist’s oft schon genug.

      Erhol Dich gut.

  2. irgendlink sagt:

    Die noch junge Wissenschaft der Bauesoterik kennt drei „Wohntypen“: Dachgeschössler, Erdgeschössler und Zwischengeschössler. Erstere sind zumeist luftige, quirlige Typen, letztere verstehen es, die Kräfte zu leiten und die Erdgeschössler neigen zur Schwermut. Die meisten Menschen haben eine Wohnng, die ihrem Typus entspricht. Umbewusst gewählt.

    • Der Emil sagt:

      Heiligs Blechle! Ich bin morgens das eine, mittags das nächste und abends das andere. Und nun?

      Kennt die Wissenschaft der Bauesoterik den Liftbewohner?

    • sweetkoffie sagt:

      Das finde ich ja mal einen interessanten Denkansatz !!!

    • Elvira sagt:

      Das geht sogar noch einen Schritt weiter. In der Psychoanalyse hat vom Keller bis zum Dach jede Etage eine Bedeutung. Träumt der Klient einen Dachtraum, handelt es sich wahrscheinlich um seinen Kopf, träumt er einen Kellertraum, sollte er nach der Leiche graben, die er dort versteckt hält. Natürlich muss der Klient alleine zu diesem Ergebnis kommen. Mithilfe der Fragestellung: Und was fiel Ihnen als erstes ein?

  3. Himmelhoch sagt:

    Aber man muss nicht jeden guten Gedanken in die Tat umsetzen! – Wenn du dich wohlfühlst, dann bleib, wie du bist!

  4. Amelie sagt:

    Die einfachen Dinge sind mitunter schwer umzusetzen. Ein Perspektivwechsel steht uns allen gut zu Gesicht … steht da oben. Stimmt!!

    Ein angenehmer Nebeneffekt beim täglichen Blog-Lesen ist der Bildungsaufwuchs: Bauesoterik. (Fast) Alles was google dazu anbietet, steht mit Irgendlink im Zusammenhang ;o) Ich bin eine Zwischengeschösslerin mit Tendenz nach oben :o)

    • Der Emil sagt:

      Naja, der Herr Künschtler Irgendlink ist ja auch der Begründer der Bauesoterik 😉

      Im Moment arbeitet er scheinbar an einer Geschoß-Kabbala ….

  5. Frau Momo sagt:

    Wohnlich haben wir gerade sehr die Perspektive gewechselt… vom dritten Stock mit freiem Blick und keinem Gegenüber auf beiden Seiten in den dritten Stock mit gegenüber, wenn das Haus auf der anderen Seite fertig saniert ist. Noch wohnt da keiner, aber es turnen den ganzen Tag Bauarbeiter rum und ich merke, das ich es nicht gewohnt bin, mich beobachtet zu fühlen.
    Mal sehen wie das wird, wenn auch auf den gegenüberliegenden Balkonen Leben ist. Aber wir sind auch von einem sog. Szene-Viertel in ein Viertel gezogen, das immer noch vielen Hamburgern als der soziale Abstieg empfunden wird und haben auch ein ganz neues Umfeld, das sich allerdings auch gerade stark verändert, seit die Stadt stark propagiert, doch hier her zu ziehen. Der „Sprung über die Elbe“ wird langsam „in“ … leider.
    Der stärkste Perspektivenwechsel ist aber wohl immer noch der, den ich Weihnachten vollziehe… zu Menschen, die gar kein Dach über dem Kopf haben.

  6. Follygirl sagt:

    …ja… immer mal den Standpunkt wechseln und von der anderen Seite gucken…
    sollte man öfter machen.
    LG und einen schönen Sonntag… Du Nackedei… P.

  7. Also ich mag es, wenn ein Mann Bauch trägt! ;o) Das ist jetzt vermutlich nicht wirklich wichtig für Dich zu wissen. Dennoch ist es vielleicht ein Gedanke, dass es durchaus Menschen gibt, die sowas überhaupt nicht schlimm finden. Im Gegenteil.

    Es zählt ausschließlich, dass Du Dich wohl fühlst. Tust Du das nicht, solltest Du etwas ändern. Tust Du es, sollte alles so bleiben wie es ist. Etwas „wegen der Nachbarn“ oder „anderer Leute“ zu ändern, war noch nie das Gelbe vom Ei, lieber Emil.

    Ich wünsche Dir einen aufstrebenden Sonntag!

    • Der Emil sagt:

      Also bisher bin ich auch mit Bauch (bis auf eine Ausnahme) ganz gut angekommen 😉

      Wohlfühlen ist so eine Sache: manchmal tu ich es eben nicht … Und dann kommt das schlechte Gewissen dazu. Und dann siegt die Faulheit und das schlechte Gewissen bleibt …

      Es ist ein Kreuz mit den Erwartungen anderer.

  8. Elvira sagt:

    Nun, zu dem Perspektivwechsel muss ich nicht viel sagen, der tut jedem Menschen gut. Was die 10kg betrifft, gäbe es doch eine ganz einfache Lösung. Nimm den Perspektivwechsel mehrmals täglich wahr – nur nimm dann nicht den Fahrstuhl 😉

    • Der Emil sagt:

      Also: Seit september gehe ich fünf- oder sechsmal täglich zu Fuß in den sechsten Stock – 135 Stufen hoch und runter. Bisher hat es nichts am Gewicht verändert … Ab Mai wird wieder das Fahrrad genutzt, da geht das mit den 10 kg meist sehr schnell.

      • Elvira sagt:

        5x? Meine Knie hätten sicher schon gestreikt – die Lunge wäre wahrscheinlich gestärkt worden. Ich vermisse mein Rad auch schon sehr. Aber das Wetter ist gutes Radlerwetter. Also trete ich ab morgen wieder in die Pedale.

        • Der Emil sagt:

          Die Knie können noch – aber die Oberschenkel gewöhnen sich nicht daran. (Ich warte noch mit dem Rad, bekomm ich doch noch die Monatskarte gesponsort.)

  9. Sofasophia sagt:

    schön gesponnen, lieber emil … 🙂

  10. minibares sagt:

    Eine super Idee, lieber Emil!
    Ja, die Perspektive mal ändern. So merkt man plötzlich, was man ändern sollte.
    Das hat echt was.

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